Deutschland filmt! Feste Feiern

Film von Ulrike Brincker

Verwackelte Heiratsanträge, peinliche Momente, lustige Katzenvideos - nicht erst seit YouTube ist das Privatleben eine öffentliche Angelegenheit. Schon seit Jahrzehnten wird in deutschen Familien gefilmt, was das Zeug hält. Super 8, 16-mm-Film, Video - die Technik hat sich geändert, die Szenerie nicht unbedingt. Ob Familienfest, Urlaub, die ersten Worte und Schritte der lieben Kleinen: Irgendwo steht und stand schon immer eine Kamera.
Ein ordentlicher Hauch von Nostalgie weht durch die Amateuraufnahmen aus den 50er, 60er und 70er Jahren. Manchmal sind sie aber auch Zeugnisse einer versunkenen Zeit; wie für Karl Maria Heidegger aus Bingen am Rhein. Bei seiner Flucht aus Schlesien konnte er einige 16 mm-Filme vom Familienleben vor dem Krieg in einem kleinen Koffer mit in den Westen nehmen. Die wackligen Schwarz-Weiß-Bilder sind das Einzige, das ihm von seiner ehemaligen "Heimat" geblieben ist.
Franz Otto Falke, ehemaliger Chef, der gleichnamigen Strumpffabrik aus Schmallenberg erstand seine erste Kamera direkt nach dem Krieg - eingetauscht gegen einen Sack Strümpfe. Seine Filme liefern nicht nur einen sehr persönlichen Einblick ins Familienleben der Unternehmerfamilie sondern auch ein interessantes Stück Sauerländer Regionalgeschichte: vom Karneval bis Schützenfest.
Anders als heute musste man beim Filmen aber etwas aufs Geld schauen. Die Filmrollen waren teuer. Jede Packung mit zweieinhalb Minuten bewegtem Bild kostete zwölf Mark. Darum überließ manch ein Hobby-Regisseur auch nichts dem Zufall und ließ die Familienszenen nach selbstgeschriebenen Drehbüchern proben bis sie saßen. Das schonte das Portemonnaie und ersparte dem "Regisseur" unangenehme Überraschungen.
WDR-Autorin Ulrike Brincker hat in den Familienarchiven prominenter und nichtprominenter Zeitgenossen zahlreiche Filmschätze gefunden und sie zu einer unterhaltsamen Dokumentation montiert.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 19.02.2017 um 20:15 Uhr auf tagesschau24.