Paraguay - Im Spiegel der Erinnerung

Dokumentarfilm Argentinien / Frankreich / Deutschland 2016

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

35 Jahre lang, von 1954 bis 1989, regierte Alfredo Stroessner Paraguay mit eiserner Hand - eine der längsten Diktaturen Lateinamerikas. Der Regimegegner Agustín Goiburú bekämpfte sie aus dem argentinischen Exil. 1976 verschwand er unter nicht geklärten Umständen in Paraná. Heute kehren seine drei Kinder Rogelio, Rolando und Jazmin an den Ort des Exils zurück. Ihre sehr persönliche Erinnerungsarbeit spürt der tragischen Geschichte einer Familie und eines ganzen Landes über mehrere Jahrzehnte nach.


Die Idee zu diesem Dokumentarfilm hatte die Filmemacherin Paz Encina bereits 1998. Alles begann mit dem ersten Interview der Witwe von Agustín Goiburú, einem der hartnäckigsten politischen Gegner des Stroessner-Regimes. Unter dieser Diktatur hat Paz Encina selbst 18 Jahre gelitten. Ihr Vater wurde verfolgt, sie selbst musste das Land zweimal verlassen. Daher wusste sie immer, dass sie über die Geschichte dieser Diktatur etwas zu sagen hatte. Wie bereits in ihrem Film "Hamaca Paraguaya - Eine Hängematte in Paraguay", der 2006 bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt und ausgezeichnet wurde, ging es ihr auch dieses Mal um Abwesenheit und wie sie auch nach vielen Jahren noch spürbar ist.
Sie beschloss also, an den Ort des Exils von Agustín Goiburú und seiner Familie zurückzukehren, um die Erinnerung wachzurufen. Bilder von gestern vermischten sich mit denen von heute. Gemeinsam mit Goiburús Kindern befragte sie Zeitzeugen und führte innerhalb von drei Jahren auch mehrere Einzelgespräche. Erst nachdem sie diese Tonaufnahmen bearbeitet hatte, begann sie mit zusätzlichen Filmaufnahmen.
"Paraguay - Im Spiegel der Erinnerung" ist eine gelungene Mischung aus Dokumentarfilm und Fiktion. "Strikte" Inszenierungen paaren sich mit der Idee, Erinnerungen, die der Vorstellungswelt entspringen, so realistisch wie möglich zu beschreiben.
Paz Encina hat auch ihre eigenen Kindheitserinnerungen in diesen Film einfließen lassen und zahlreiche Szenen mit spielenden Kindern im Wald und am Meer nachinszeniert. Hinter den Erinnerungen einer Familie verbirgt sich die Geschichte eines ganzen Landes. Die Schönheit der Bilder steht dabei im Gegensatz zu den Ungeheuerlichkeiten, die erzählt werden.
"Paraguay - Im Spiegel der Erinnerung" ist ein sehr plastischer Film, der in seinen inszenierten Einstellungen teilweise wie ein Stillleben anmutet. Die Umsetzung hat eine gewisse Radikalität, denn die Erinnerungen sind jeweils nur im Off zu hören, mit Archivaufnahmen oder fiktionalen Drehs bebildert. Daher spielt der Ton bei diesem Film eine wichtige Rolle.
"Paraguay - Im Spiegel der Erinnerung" ist Paz Encinas zweiter langer Dokumentarfilm, der 2017 auf dem Pariser Festival Cinéma du Réel im internationalen Wettbewerb Premiere hatte. Ihr erster Film "Hamaca Paraguaya" erhielt in Cannes 2006 den FIPRESCI-Preis.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 24.04.2018 um 00:10 Uhr auf arte.

24.04.2018
00:10
Livestream
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Paraguay, Geschichte, Politik, Porträt/Biografie
Alternative Ausstrahlungstermine:
03.11.2020 00:20 Uhr arte
24.04.2018 00:10 Uhr arte