phoenix history

Die Deutschen

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Kaiser, Könige, Päpste und Reformanten - sie alle haben die deutsche Geschichte geprägt. "phoenix history" beleuchtet in "Die Deutschen" vier zentrale Figuren dieser deutschen Geschichte.

Dokumentationen:
* Otto und das Reich - Die Geburtsstunde der Deutschen
* Heinrich und der Papst - Durch Selbsterniedrigung zum Erfolg
* Barbarossa und der Löwe - Rivalität in der Familie
* Luther und die Nation - Der Förderer der deutschen Sprache


Kaiser, Könige, Päpste und Reformanten - sie alle haben die deutsche Geschichte geprägt. "phoenix history" beleuchtet in "Die Deutschen" vier zentrale Figuren dieser deutschen Geschichte.

ca. 14.15 & 04.15 Uhr:
Die Deutschen I
Otto und das Reich
Die Geburtsstunde der Deutschen
Film von Christian Feyerabend

Er ist der Urvater Deutschlands, mit ihm beginnt die deutsche Geschichte: Otto der Große. Unter ihm sehen sich die vier Ur-Stämme auf deutschem Boden erstmals als eine Schicksalsgemeinschaft.

Im Jahr 955 führt Otto in der legendären Schlacht auf dem Lechfeld die "deutschen" Stämme gegen die aggressiven Feinde aus Ungarn an. 12 000 Krieger sind dem Hilferuf ihres Königs in die Nähe von Augsburg gefolgt. Gemeinsam verteidigen sie erfolgreich "ihr" Land. Die Gefahr von Außen schweißt die Stämme zusammen. Es entsteht so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist Otto, der den Stämmen der Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken ein eigenes Selbstbewusstsein als Gemeinschaft gibt. Er gilt als Einiger.

Doch die Ungarn sind nicht die einzigen Gegner Ottos: Machtgierige Fürsten und selbst die eigene Familie machen ihm das Leben schwer. Immer wieder lehnen sich die Territorialherrscher gegen den Monarchen auf. Viele Probleme, die Otto der Große mit den Fürsten hatte, hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel - in anderer Form - noch heute mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer. Nur geht es heute nicht mehr um Mord und Totschlag, sondern vor allem um Geld.

Gegen beinahe jedes Mitglied seiner Familie führt Otto Krieg. Mutter und Geschwister verschwören sich gegen seine Herrschaft. Das Problem: Ottos Vater, König Heinrich I., bricht mit der langen Tradition und teilt sein Reich nicht unter seinen Söhnen auf. Nach dem Willen seines Vaters soll nur einer König werden: Otto.

Der Familienstreit ist programmiert. Als König muss Otto seine Brüder fürchten, die ihm die Bevorzugung durch den Vater neiden. Vor allem Ottos älterer Halbbruder Thankmar fühlt sich durch die Entscheidung des Vaters gedemütigt und stemmt sich gegen den Aufstieg des jüngeren Bruders. Doch Otto geht seinen Weg - auch als ihm sein eigener Sohn Liudolf in den Rücken fällt. Der will seinen Anspruch auf den Thron mit allen Mitteln durchsetzen. Wieder geht Otto als Sieger hervor - und mit dem Triumph auf dem Lechfeld ist seine Macht endgültig gesichert.

Otto denkt jetzt in anderen Dimensionen: Wie Karl der Große, will er an die Tradition der Römischen Kaiser anknüpfen, dazu muss er nach Italien. Mit einem Gefolge von mehr als 1000 Kriegern überquert Otto im Jahr 961 die Alpen. Ein Hilferuf des Papstes ist der Anlass. Johannes XII. wird von einem Fürsten bedrängt, der dem Pontifex die Herrschaft über Rom streitig machen will. Otto siegt und festigt seine Herrschaft in Italien.

Der Sachse Otto wird am 2. Februar 962 zum Kaiser des Römischen Reiches gekrönt. Otto hat jetzt sein Ziel erreicht und die Nachfolge Karls des Großen in Europa angetreten. Der aus sächsischem Adel stammende Herrscher ist nun König der Deutschen, König von Italien und Kaiser des abendländischen Christentums. "Liebling der Welt und Haupt des ganzen Erdkreises" wird er genannt. Er ist auf dem Gipfel der Macht.

Mehr als zehn Jahre bleibt er in Italien. Als Sachsen, Schwaben, Franken und Bayern sind seine Gefolgsleute mit Otto dem Großen nach Rom gezogen. Mit der Kaiserkrone und mit dem Namen, den die Italiener ihnen gaben, kehren sie in ihre Heimat zurück. Sie werden sich an den Namen gewöhnen und sich schließlich auch selber so nennen: Die Deutschen.
ca. 15:00 & 05:00 Uhr:
Die Deutschen I
Heinrich und der Papst
Durch Selbsterniedrigung zum Erfolg
Film von Friederiecke Headecke
Im Januar 1077 kniet der deutsche König Heinrich IV. im Büßergewand vor der Burg Canossa in Oberitalien. Er fleht um die Aufhebung des Kirchenbanns, den Papst Gregor VII. über ihn verhängt hat.
Es ist ein Machtkampf, wie es ihn nie zuvor gegeben hat: König gegen Papst. Wer ist der Stärkere? Es geht um die Macht im Königreich der Deutschen und im christlichen Abendland. Als der deutsche König Heinrich IV. im Jahr 1077 in Canossa vor Papst Gregor VII. kniet, scheint er auf dem Tiefpunkt seiner Macht angekommen. Die nackte Angst vor dem Verlust der Krone hat den stolzen Herrscher zu diesem letzten Mittel greifen lassen. Nur der Papst kann seine Macht retten und ihn vom kirchlichen Bann lösen.
In der Burg Canossa in Oberitalien bahnt sich die Entscheidung an. Ihr Name wird in die Geschichte eingehen, denn in dieser Burg hat sich der Papst verschanzt. Er befürchtet einen Angriff des deutschen Königs. Holt der sich seine Krone jetzt zurück?
So etwas hat es in der Geschichte noch nicht gegeben. Was treibt den König auf Knien zum Papst? Immerhin ist er der mächtigste weltliche Herrscher auf Erden. Der "Gang nach Canossa" steht bis heute sprichwörtlich für die schlimmste Selbsterniedrigung eines Kontrahenten. In Canossa findet eine Auseinandersetzung ihren Höhepunkt, die die mittelalterliche Welt erschütterte. Im sogenannten "Investiturstreit" stritten Papst Gregor und König Heinrich um nichts Geringeres als die beherrschende Machtposition in der christlichen Welt.
Im Kern geht es um die Frage, ob der Papst über dem Kaiser steht oder der Kaiser über dem Papst. Als Heinrich ihm den Gehorsam verweigert, belegt ihn der Pontifex mit dem Bann. Das kommt faktisch einer Absetzung gleich. Heinrich zahlt mit gleicher Münze heim und spricht dem "falschen Mönch", wie er den Papst nennt, die Amtsgewalt ab. Doch die deutschen Fürsten schlagen sich auf die Seite des Papstes. Sie geben Heinrich ein Jahr Zeit, sich vom Bann zu lösen - sonst werden sie einen neuen König wählen.
Jetzt muss Heinrich einlenken. Durch Schnee und Eis zieht er über die Alpen und fällt vor dem Papst in Canossa auf die Knie. Beim Gang zum Papst ist Berechnung im Spiel, und Heinrichs Plan geht auf: Er rettet seine Macht als deutscher König. Vom Bann befreit, kehrt Heinrich zurück in sein deutsches Königreich. Als er 1080 auch seinen Kontrahenten unter den Fürsten, den "Gegenkönig" Rudolf von Rheinfelden, auf dem Schlachtfeld bezwingt und tötet, ist seine Macht gesichert.
Jetzt will er mehr: Die Kaiserkrone, wie sein Vater. Als deutscher König ist er dazu erwählt - doch krönen muss ihn der Papst. Am Ostersonntag des Jahres 1084, in der Peterskirche in Rom, ist es so weit: Heinrich lässt sich von einem neuen Papst zum Kaiser krönen. Keiner soll über ihm, dem Kaiser stehen.
Der abgesetzte Gregor VII. verbringt seine letzten Tage im Exil in Salerno. Heinrich IV. stirbt 21 Jahre später im Jahr 1106. Der Konflikt von weltlicher und geistlicher Gewalt hatte Folgen für die Geschichte: Es ist nicht das römische Kaisertum, sondern die Kirche, die als einzige Supermacht des Mittelalters unangefochten bleiben sollte.
Den Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht in den Jahren 1075 bis 1122 bezeichnet man als Investiturstreit, obwohl es um mehr ging als um die Frage, wer über die Berufung von Bischöfen entscheiden durfte. Die Zuständigkeit für die "Investitur", also die Einsetzung der Bischöfe, war eines der wichtigsten Machtpotenziale des Mittelalters: Denn wer den Bischof bestimmte, entschied damit gleichzeitig über einen Großteil der Machtverteilung im Reich. Gregor VII. war fest entschlossen, diese "Investitur" wieder vollständig der Kirche zu übertragen.
1122 in Worms kommt es zu einer Einigung. Das "Wormser Konkordat" regelt ab diesem Zeitpunkt die Bischofsernennung neu: Innerhalb des Bischofsamtes wird nun zwischen dessen weltlichen und geistlichen Funktionen unterschieden. Die Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Macht - hier wurde sie festgeschrieben.

ca. 15:45 & 05:45 Uhr:
Die Deutschen I
Barbarossa und der Löwe
Rivalität in der Familie
Film von Friedrich Klütsch und Daniel Sich
Friedrich I., "Barbarossa" genannt, kämpfte für "die Ehre des Reiches" - als König von Deutschland, von Burgund und Italien sowie als Kaiser des Römischen Reiches.
Er ist der König der Deutschen und will als Kaiser über das Abendland herrschen: der Staufer Friedrich Barbarossa. Sein Reich erstreckt sich bis Süditalien. Er gilt als glanzvoller, tatkräftiger und tugendhafter Herrscher. Doch seine Herrschaft ist umstritten. Mächtige Rivalen fordern den Monarchen heraus - auch sein einstiger Verbündeter Heinrich der Löwe.
Rom am 18. Juni 1155: hoher Besuch in der ewigen Stadt. Einen deutschen König haben die Römer zwei Jahrzehnte lang nicht gesehen. Wegen seines roten Bartes nennen ihn die Bürger von Rom "Barbarossa". Er ist gekommen, um sich vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen. Friedrich Barbarossa wird der 10. deutsche König mit der römischen Kaiserkrone.
Barbarossa will mit dem Papst mindestens auf einer Stufe stehen. Jahrzehnte nach dem "Gang nach Canossa" geht es wieder um die Frage: Ist der Kaiser ein Gefolgsmann des Papstes oder steht er gleichberechtigt neben dem Pontifex? Der Konflikt mit dem Kirchenoberhaupt eskaliert. Auch die Bürger Roms rebellieren gegen den deutschen König.
Mit einer neuen Frau erweitert Barbarossa seinen Machtbereich: Im Juni 1156 heiratet der 34-Jährige auf dem Hoftag in Würzburg die 16-jährige Beatrix von Burgund: Dadurch erringt Friedrich Herrschaftsrechte in Burgund und in der Provence. Zehn Kinder zeugt Barbarossa mit seiner Frau.
Der Machtkampf in Italien bindet Kräfte und lässt auf deutschem Boden die Territorialherrscher erstarken. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, wird zum Gegner Friedrich Barbarossas. Er gilt als machtgierig und tritt als Städtegründer in Erscheinung: In Bayern legt er das Fundament für eine Marktsiedlung, die den Namen "Munichen" erhält - das heutige München. Heinrich gründet auch die Städte Lübeck, Braunschweig und Schwerin. Er macht damit deutlich: Neben dem Kaiser gibt es auch mächtige deutsche Fürsten. Heinrich der Löwe bietet Barbarossa die Stirn. Als Heinrich ihm schließlich die Gefolgschaft verweigert, wird er in die Verbannung geschickt.
Auch in Italien nehmen die Konflikte kein Ende: Bei der Schlacht von Legnano im Mai 1176 geht es um die Frage, wie weit die Macht des deutschen Königs als römischer Kaiser reicht. Barbarossa verliert - und er hat mit dieser Niederlage nicht nur eine Schlacht verloren. In Venedig kommt es im Jahr 1177 zum bis dahin größten Friedenskongress der europäischen Geschichte. Gesucht wird nach einem Ausgleich der Interessen zwischen Deutschen und Italienern. Barbarossa muss sich unterwerfen. "Der wahre Kaiser ist der Papst", heißt es fortan.
Mit 67 Jahren bricht Barbarossa zu einem Kreuzzug nach Jerusalem auf. Doch er wird dort nie ankommen. Es ist der 10. Juni 1190: die Sonne brennt vom Himmel. Friedrich durchquert mit seiner Leibgarde den Fluss. Nach einem Imbiss will er in dem kühlen Gebirgsgewässer ein Bad nehmen. Er steigt ins Wasser und ertrinkt vor den Augen seiner fassungslosen Soldaten. Die Umstände seines plötzlichen Todes sind bis heute ungeklärt.
Barbarossas Bilanz fällt eher nüchtern aus: In den Kämpfen gegen den Papst muss er sich am Ende unterwerfen, seine Italienpolitik scheitert. Dennoch: Er geht als große Persönlichkeit in die deutsche Geschichte ein. Wie kein anderer deutscher Herrscher vor und nach ihm verkörpert er den Glanz des hohen Mittelalters.

ca. 16:30 & 06:30 Uhr:
Die Deutschen I
Luther und die Nation
Der Förderer der deutschen Sprache
Film von Friedrich Klütsch und Daniel Sich
Zunächst war er nur ein einfacher Mönch und ein zweifelnder Theologe. Aus ihm wurde eine epochale Figur, die wie keine andere zuvor die Deutschen einte und spaltete, ohne es zu wollen: Martin Luther.
Mit seinem Protest gegen die römische Kirche und seinem Einsatz für den Glauben einte und spaltete er die Deutschen gleichermaßen: Der Reformator Martin Luther. Als einfacher Augustinermönch stellt er sich gegen den damals mächtigsten Mann der Welt: Kaiser Karl V. Trotz des ungleichen Machtverhältnisses verteidigt Luther seine Schriften vor dem Reichstag in Worms: Der 17. April 1521 sollte einer der Schlüsselmomente in der deutschen Geschichte werden. Für Luther geht es um Leben und Tod.
Der 16. April 1521: Auf dem Weg zum Reichstag in Worms sind 7000 Menschen gekommen, um den berühmten Reformator zu sehen. Der Mönch aus Wittenberg ist Hoffnungsträger vor allem für Bürger und Bauern. Den Papst und den Kaiser hat er gegen sich - das Volk in Deutschland steht hinter ihm.
Es ist die Zeit, in der das Geschäft mit dem Sündenerlass blüht: Einfache Bürger werden gedrängt, so genannte Ablassbriefe zu kaufen. Die Kirche stopft mit dem Handel die Löcher in ihren Kassen. Luther prangert diese Praxis an. Er erklärt, dass niemand zwischen Gott und den Gläubigen stehe, schon gar nicht die römische Kirche. Für Luther ist die Botschaft der Bibel das alleinige Maß. Bereits 1517 verfasste er die 95 Thesen, um über den Irrglauben der Ablassbriefe aufzuklären.
Vier Jahre später in Worms soll Luther dafür büßen. Ihm droht der Tod. Der Papst hat ihn als Ketzer verurteilt. Doch Luther widerruft nichts. Karl V. erklärt ihn zum Feind der Kirche und des Reiches - Luther ist damit vogelfrei und befindet sich in höchster Gefahr.
Um die Vollstreckung des Wormser Urteils zu verhindern, wird der Reformator mit einer vorgetäuschten Entführung an einen geheimen Ort gebracht. Auf der Wartburg bei Eisenach beginnt Luther ein revolutionäres Werk: die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Das Wort Gottes soll für jedermann verständlich und auch für einfache Leute zugänglich werden.
Noch während Luther an seiner Bibelübersetzung arbeitet, breitet sich die Reformation aus. In seinem Versteck hat Luther keine Kontrolle über die Wirkung seiner Botschaft: Die Bauern beginnen einen Aufstand. Und berufen sich dabei auch auf ihn.
Nach heutigem Verständnis gehörte Luther zu den frühen "Medienstars" der deutschen Geschichte. Berühmt sind seine überlieferten Sprüche wie: "In der Woche zwier, schadet weder ihm noch ihr." 1525 heiratet der ehemalige Mönch die frühere Nonne Katharina von Bora. Die Abschaffung des Zölibats hat er schon lange gefordert. Sechs Kinder bekommen die beiden. Die Verteufelung der Sexualität im Zusammenhang mit Religion hat jetzt ein Ende - auch Pfarrer sind Menschen aus Fleisch und Blut: Eine Botschaft, die einschlägt wie eine Bombe.
Luthers zentrale Botschaft zielte auf das Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen. Sein Wirken veränderte Deutschland, Europa und in gewisser Weise auch die Welt. Das konnte er so nicht voraussehen und das wollte er in dieser Form auch nicht. Der Reformator ist der erste, der explizit die deutsche Karte ausgespielt und an nationale Gefühle appelliert hat. Deutschland ist auch dank ihm mehr denn je durch seine Sprache verbunden - aber im Glauben gespalten.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 18.07.2018 um 04:15 Uhr auf PHOENIX.