Bahnhofskathedralen - Europas Reise-Paläste

Budapest

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

1867 entstand der Westbahnhof Nyugati Palyaudvar, als Budapest  als neue Habsburgermetropole mehr Autonomie erlangte. Budapests Architektur ist von der Jahrhundertwende geprägt. Damals gehörten die Eisenbahnlinie und der Bahnhof einer französischen Bank und so wurde der Verkehrstempel in der Stadt als etwas Fremdartiges empfunden.


Bereits Gustav Eiffel war begeistert von Budapest - der ungarischen Hauptstadt der ehemaligen Donaumonarchie. Umso mehr als sein Büro 1874 den Wettbewerb für die gläserne Bahnhofshalle des Nyugati Palyaudvar gewann. Mit über 6.000 Quadratmeter Fläche und seinen 25 Metern Höhe galt er als fünftgrößter Bahnhof der Welt - und für viele Jahre als Europas modernster. Heute ist die österreich-ungarische Eisenbahnkathedrale die Einzige, die seit ihrer Entstehung kaum modernisiert wurde. Regisseur Jeremy J.P. Fekete stöbert in fast vergessenen Winkeln des alterwürdigen Bahnhofes: Der königlichen Wartesaal ruht seit rund 100 Jahren im Dornrösschenschlaf und harrt der Wiederentdeckung.

Einmal im Jahr wird seine Ruhe gestört, wenn der glanzvolle kaiserliche Sissi-Zug vom Nyugati-Bahnhof über die alten Gleise Richtung Gödöllö rollt - zum ungarischen Lieblingsschloss der Kaiserin. Ein Budapester Bahnhof, der es mit dem Nyuagti Palyaudvar an alter Schönheit aufnehmen kann, ist der Jahre später erbaute Keleti Palyaudvar. Stein auf Stein durchdrungen vom ungarischen Nationalstolz - als Gegenstück zum kaiserlichen Nyugati Palyaudvar. Von seinen Perrons aus reiste jahrzehntelang das MAV Symphonieorchester quer durchs Land, um den Magyaren nach dem Zweiten Weltkrieg Kunst und Kultur zu überbringen.

Heute spielt das Orchester längst in den großen Konzerthallen Europas. Ganz in Kinderhand hingegen befindet sich die Pioniereisenbahn: eine Schmalspurbahn, welche Touristen und aussichtshungrige Budapester seit 1948 auf den Szechenyi-Berg hinauffährt.
Diese Kathedralen des Verkehrs mit ihren Perrons, Gleisen, Fahrkartenschaltern und riesigen mechanischen Uhren erfuhren unlängst eine Renaissance: von außen geliftet und von innen verjüngt, beflügeln sie erneut die Fantasien eiliger Durchreisender, technikverliebter Eisenbahner und Jüngern des retro-futuristischen Steampunks. Mit fokussiertem Blick und aus dem steten Gewusel der Hallen fliehend, finden sich die Menschen, die nicht nur ein-, aus- oder umsteigen. Die Dokumentationsreihe folgt ihnen an ihre Plätze und zeigt ihre Gedanken, Sehnsüchte und Hoffnungen. Jede dieser Kathedralen weist ihren eigenen Lebenslauf und Charakter auf, geprägt durch das jeweilige Land und die jeweilige Stadt. Für Autor und Regisseur Jeremy J.P. Fekete sind diese Bahnhöfe der Jahrhundertwende die alten, vergessenen Herzen der Metropolen, von denen aus die Welt entdeckt wurde. Seine Dokumentationsreihe erzählt von der romantischen Seite dieser noch immer faszinierenden Stationen.

Regie: Jeremy J.P. Fekete

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 10.01.2019 um 08:00 Uhr auf arte.