Gasthöfe mit Tradition (2/2)

Gastgeber, Gäste und Geschichten

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die Pfälzer Wein- und Bierstube "Zum Alten Spital" ist wohl eines der letzten Originale von Deidesheim. Der Wirt Vinzenz Trösch legt Wert auf den Erhalt der Weinstuben-Kultur. Im "Weinhaus zur Pfalz" in Kaub lebt der alte "Freistaat Flaschenhals" neu auf: mit gutem Essen und Trinken und eigenen Reisepässen, die einem Tür und Tor für eine kulinarische Entdeckungs-Tour durch Kaub öffnen. Im legendären Weinhaus Hottum in der Mainzer Altstadt trifft sich Gott und die Welt: Theaterleute, Handwerker, Künstler, Studenten, Rentner - und auch die Mainzer Fastnacht.


In der Pfälzer Wein- und Bierstube "Zum Alten Spital" in Deidesheim beginnt die zweite Folge der besten Traditions-Gasthäuser im Südwesten. Die kleine Kneipe ist eine Story für sich: Der Bürgermeister hat einen eigenen Schlüssel für das Gasthaus und Inhaber Vinzenz Trösch, über 70, ist wohl eines der letzten Originale von Deidesheim: Als Wirt, Jäger und Winzer "schmeißt" er den Laden mit seiner Schwester, seinem Bruder und seinem Schwager. Vinzenz bemüht sich dabei um den Erhalt der Weinstuben-Kultur - mit typischen Pfälzer Gerichten, vom Wildschweinbraten bis zu Pfälzer Fläschknepp und Öko-Wein aus dem eigenen Weinberg. Im Innenhof steht ein Spruch für die Ewigkeit in Sandstein gemeißelt: "Wer säuft sündigt, wer trinkt betet!"

Leidenschaftlich erzählt Vinzenz die Geschichte, wie das war, als die Kalaschnikows auf seiner Theke lagen: Gorbatschow war in Deidesheim. Es herrschte Sicherheitsstufe 1. Aber Vinzenz hatte die Leibwächter kurzerhand von der Straße in seine Weinstube geholt, "... weil sich niemand um sie kümmerte" - sie nahmen die Einladung an ...
Die Story ist eine gute Gelegenheit, die Saumagen-Diplomatie des Pfälzers und Kanzlers Helmut Kohl nochmal kurz aufleben zu lassen: Mit einem Blick in den berühmten "Deidesheimer Hof" nebenan, wie es dort heute aussieht und welche persönlichen Erinnerungen Besitzer Artur Hahn an die legendären Staatsbesuche hat. Vor allem an den Staatsbesuch mit Gorbatschow ein Jahr nach dem Mauerfall. Beide Gasthäuser verbindet bis heute eines: der Saumagen - hüben eher deftig und bodenständig, drüben eher etwas feiner mit einem Hauch von Haute Cuisine ...
Die beiden Traditions-Gasthäuser bieten ein lohnenswertes Kontrastprogramm.

Nächstes Traditions-Gasthaus ist das "Weinhaus zur Pfalz" in Kaub am Welterbe Mittelrhein, Dreh- und Angelpunkt einer wohl einmaligen Aktion in Deutschland: Hier lebt der alte "Freistaat Flaschenhals" neu auf: Mit gutem Essen und Trinken sowie eigenen Reisepässen, die einem Tür und Tor für eine kulinarischen Entdeckungs-Tour durch Kaub öffnen. Vor 100 Jahren, nach Ende des 1. Weltkrieges im Jahre 1918, ging das rechtsrheinische Gebiet um Kaub als ein anerkannter selbständiger Freistaat in die Geschichte ein. Bei der Besetzung durch die Allierten hatte man die kleine Region bei Lorch und Kaub, die bis in den Taunus ragte und einem Flaschenhals ähnlich war, regelrecht vergessen. Die Einwohner erklärten ihre freie Zone deshalb zum "Freistaat Flaschenhals". Niemand kam rein - niemand raus. Deshalb wurde geschmuggelt, was das Zeug hielt, vor allem Wein. Das 100jährige wurde im "Weinhaus zur Pfalz" gefeiert. Ein einladendes Haus, geschützt von wetterfestem rheinischen Schiefer. Seit 1860 Gasthaus. Seit 1923 im Besitz der Familie Bahles als Weinhaus, Weingut und Brennerei - direkt neben dem Bahnhof von Kaub, wo ein Güterzug nach dem anderen mit viel Getöse durchknattert. Die Bahles und ihre Gäste, darunter Wanderer aus dem In- und Ausland, die den spektakulären "Rheinsteig" laufen, nehmen es gelassen nach dem hauseigenen Motto "Zug um Zug, Prost!" Eine besondere Spezialität auf der Speisekarte sind die in Buchenholz geräucherten Wisper-Forellen-Filets ...
Letzte Station der zweiten Folge der Traditions-Gasthäuser im Südwesten ist das legendäre Weinhaus Hottum in der Mainzer Altstadt. Ein Best of Mainz. 1791 erstmals erwähnt. Hier trifft sich Gott und die Welt und zwar generationsübergreifend: Theaterleute, Handwerker, Künstler, Studenten, Rentner - und auch die Mainzer Fastnacht: Bei einer Weißweinschorle gewährt Andreas Schmitt, Sitzungspräsident der TV-Legende "Mainz bleibt Mainz", einen Blick hinter die Kulissen des Quoten-Renners und hält zugleich ein Plädoyer für die Erhaltung der Weinstuben-Kultur als "Urquelle der Mainzer Lebensart, wo ja auch die Sitzungs-Fastnacht entstand". Ein Friseur im Ruhestand greift zum Akkordeon und singt das "Heile, heile Gänsje". Vier Mainzer Hofsänger, selber Fans der Weinstuben-Kultur und der "Theater-Stammtisch" singen spontan mit. Die beiden Inhaberinnen Christina und Sabina betreiben die äußerst gemütlich Gaststube, die jeden Tag "voll" ist. Und jeden Tag neue Spezialitäten aus der Region bietet - aufgeschrieben mit dem Griffel auf alten Schiefertafeln, die auf dem Tisch liegen - wie: das Pilz-Schnitzel auf geröstetem Bauernbrot, die Wildsülze mit Grüner Soße oder der Bärlauch-Pfannkuchen mit Schafskäse und Salat.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 01.01.2019 um 10:40 Uhr auf SWR.

01.01.2019
10:40
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1546335600
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Land/Leute, Essen/Trinken
Alternative Ausstrahlungstermine:
31.05.2020 11:30 Uhr SR
04.01.2020 04:55 Uhr SWR
04.01.2020 04:55 Uhr SR
03.01.2020 21:00 Uhr SWR
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01.01.2019 10:40 Uhr SR
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26.12.2018 18:15 Uhr SR
26.12.2018 18:15 Uhr SWR