Land zwischen Oder und Newa

Von Kaliningrad bis Riga

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Jenseits der polnischen Ostseeküste liegen die jungen baltischen Staaten am Meer, davor die russische Exklave Kaliningrad. Jahrzehntelang vom "Eisernen Vorhang" abgeschottet, verbindet sie die gemeinsame Vergangenheit. Wohlhabende Städte wie Königsberg, Memel oder Riga wuchsen daraus hervor - weltoffen und reich an Kultur. Lange Zeit verbotene Traditionen und vergessene Bräuche dürfen in Litauen, Lettland und Kaliningrad wieder gelebt werden. Der Film begegnet ihnen und den Menschen in dieser vom Baltischen Meer geprägten Welt.


Das erste Ziel: Baltijsk, das frühere Pillau. Jahrzehntelang Sperrgebiet und noch heute Hauptstützpunkt der Russischen Baltischen Flotte. Dahinter liegt die ehemalige Kornkammer Ostpreußens. Ein junger Landwirt aus Niedersachsen kämpft dort gegen Dornenbüsche an. Die Gebietshauptstadt Kaliningrad putzt sich langsam heraus und setzt dabei auf ihre Wurzeln: 700 Jahre Königsberger Geschichte, von den Sowjets fast ausgerottet.

Die Seebäder an der Küste haben ein anderes Problem: Die Ostsee hat ihnen den Sand geraubt. Küstenschutz gab es zur Sowjetzeit kaum. Dafür wird hier Bernstein abgebaut - 90 Prozent der Weltproduktion. Tilsiter Käse, das russische Nostalgiegetränk Kwas, Trakehner-Pferde… und nicht weit davon das alte Memelland - heute halb russisch, halb litauisch. Hier leben Hilde und Walter, die in der Geschichte einfach hängen geblieben sind - ohne Wasser und Strom. Die Kurische Nehrung mit ihren atemberaubenden Wanderdünen und dem malerischen Haff zieht jeden in ihren Bann.

Auch Thomas Mann, der auf litauischer Seite den Sommer genoss. Und hier, zwischen bunten Holzhäusern und Kurenwimpeln, kämpft heute die Nationalpark-Chefin um den Sand auf der Nehrung. Aurelius fährt auf seinem Kurenkahn hinaus. Und das heidnische Johannisfest ist der Höhepunkt zur Mittsommer-Sonnenwende… mit einer Prozession unter Blumenkränzen und lodernden Fackeln. Vor der Nehrungsküste sorgt die Litauische Marine für Sicherheit am Strand, wo Munitionsreste aus den Kriegen angespült werden. Ein Minensuch-Manöver der NATO soll Abhilfe schaffen. Marine-Stützpunkt ist Klaipeda, das frühere Memel. Das "Ännchen von Tharau" steht hier auf dem Theaterplatz. Liepaja ist dann der erste Hafen in Lettland. Auch die Letten leben tief verwurzelt mit ihren Traditionen.

Menschen, die fest an die Mythen ihrer Vorfahren glauben: Wie die "Blaue Kuh", die eine Meerjungfrau den Bauern bei Vollmond aus der Ostsee brachte. Oder die Letzten der fast ausgestorbenen Liven, die nun die alten Höfe ihrer Großeltern am sturmgepeitschten Kap Kolka wiederbeleben. Oder die Großmutter, die in reich geschmückter Tracht die Aussteuer ihrer Enkelin besingt… mit den "Dainas" ihrer Ahnen. Im Pape-Naturpark gleich hinter den Dünen kommen Wildpferde bei Sonnenuntergang zum Lagunensee. Ein Bild wie vor tausend Jahren. Deutlich jünger ist das düstere Karosta: Ein Militärgefängnis seit der Zarenzeit. Auch aus der Zarenzeit bekannt: Jurmala. Der wohl exklusivste Badeort im ganzen Baltikum mit seiner einzigartigen Holzarchitektur. Und dann das Ziel dieser erlebnisreichen Reise: Riga, größte Stadt im Baltikum - früher als Hansestadt berühmt, heute auf der UNESCO-Liste. Film von Manfred Schulz und Andrea Dorschner

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 03.01.2019 um 00:45 Uhr auf NDR.