Wirtshäuser auf dem Land

Erinnerungen aus dem Südwesten

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Sie waren der große Treffpunkt vor allem der männlichen Dorfgemeinschaft: die Wirtshäuser auf dem Land. Viele Wirtsfamilien führten früher noch eine Brauerei, eine Metzgerei und die Landwirtschaft nebenher. Der Gastraum war häufig gleichzeitig das Wohnzimmer, in dem auch die Wirtskinder aufwuchsen. Ganze Biografien spielten sich zwischen Küche und Tresen ab - über Generationen hinweg. Die SWR-Autoren Elmar Babst, Holger Wienpahl und Elke Wißmann sind durch die Dörfer von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gefahren und haben sich berichten lassen: Wie war das damals in den Dorfgasthäusern?


Sie waren der große Treffpunkt vor allem der männlichen Dorfgemeinschaft: die Wirtshäuser auf dem Land. Viele Wirtsfamilien führten früher noch eine Brauerei, eine Metzgerei und die Landwirtschaft nebenher. Der Gastraum war häufig gleichzeitig das Wohnzimmer, in dem auch die Wirtskinder aufwuchsen. Ganze Biografien spielten sich zwischen Küche und Tresen ab - über Generationen hinweg.

In Zwiefaltendorf am Rand der Schwäbischen Alb hat Thomas Blank von seinen Eltern einen Brauerei-Gasthof übernommen. Schon als Kind musste er überall mit anpacken - Freizeit gab es so gut wie keine. Nur mit Mühe konnte seine Mutter durchsetzen, dass wenigstens am Sonntag ein Ruhetag eingeführt wurde. Sehr zum Ärger des Stammtischs, der dann nicht wusste, wohin nach dem Kirchgang. Später beschloss Thomas Blank, auf keinen Fall den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Doch nachdem er eine Brauer-Ausbildung gemacht hatte, wuchs die Lust am Handwerk und heute ist er mit Herzblut Brauer und Wirt im Gasthof Rössle.

Auch die Eltern von Peter Schröder führten eine Gaststätte: Zum Jägerhaus. Das Besondere: Die Landesgrenze verlief mitten durch das Haus! Die Schröders wohnten in Rheinland-Pfalz, der Gastraum lag auf belgischer Gemarkung. Da gibt es viel zu erzählen. Es ist ein Haus mit einer besonderen Tradition, denn es war ursprünglich ein Forsthaus, das schon 1855 eine "Genehmigung zum Ausschank gegorener Getränke" erhielt und über Generationen im Familienbesitz war. Peter Schröder kann sich gut an die langen Arbeitstage seiner Mutter erinnern, die die Gaststätte neben einer Landwirtschaft betrieb. Denn bevor in der Gegend der Tourismus einsetzte, warf eine Gastwirtschaft nicht genügend ab. Da war das Zubrot von der Feldarbeit einfach bitter nötig.

Auch Brigitte Holstein war jahrelang Wirtin, im Adler in Grüningen in Oberschwaben. Der Alder ist das einzige Wirtshaus im Dorf, das die Zeit überdauert hat. Brigitte Holstein erzählt von den Anfängen, als kaum jemand zum Essen in die Wirtschaft kam - es gab höchstens ein paar Spiegeleier oder ein Vesper. Stattdessen kam man zum Biertrinken und zur Unterhaltung. Als der Adler dann Fremdenzimmer einführte, machten Reisende ab den sechziger Jahren einen großen Teil der Kundschaft aus: Vertreter für Melkmaschinen oder Gummibärchen kamen oft über Jahre immer wieder. Dabei entstanden Freundschaften mit der Familie der Wirtin, die weit über das Arbeitsleben hinaus andauerten.

Klaus Frölich ist begeisterter Wanderer und Urgestein des Pfälzerwald-Vereins. Für ihn gehört zum richtigen Wandern selbstverständlich der Besuch einer Wanderhütte dazu. Mehr als hundert solcher Einkehrmöglichkeiten gibt es heute im Pfälzerwald-Gebiet. Die erste entstand vor mehr als 100 Jahren, um den Wanderern eine günstige, einfache Einkehrmöglichkeit zu bieten. Viele haben ein Angebot und Flair wie früher, mit langen Tischen, an denen es schnell gesellig wird. Und Klaus Frölich ist überzeugt: Ein guter Hüttenwirt ist auch so etwas wie die Seele des Vereins.

Die SWR-Autoren Elmar Babst, Holger Wienpahl und Elke Wißmann sind durch die Dörfer von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gefahren und haben sich berichten lassen: Wie war das damals in den Dorfgasthäusern? Was hat sich bis heute gehalten? Der Film sammelt Erzählungen aus Kindheitstagen und schildert viele große und kleine Begebenheiten, die sich zu einem lebendigen Panorama über das Leben in den Gasthäusern früher zusammensetzen. Viele Schwarz-weiß-Aufnahmen ergänzen die Aufnahmen von heute. Geschichte und Entdeckungen

Die Sendereihe "Auf dem Land", zu verschiedenen Sendezeiten ausgestrahlt, bietet in lockerer Reihenfolge Erinnerungsfernsehen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Wie haben die Menschen früher auf dem Land gelebt? Wie sah ihr Alltag aus? In einer Mischung von Zeitzeugen-Erzählungen, aktuellen Landschaftsaufnahmen und historischem Filmmaterial entsteht ein bunter Bilderbogen über das Leben früher. Es sind Geschichten aus einer scheinbar anderen Welt und doch Erinnerungen, die noch gar nicht so alt sind.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 01.01.2019 um 11:25 Uhr auf SR.