plan b: SOS Notaufnahme

Ambulanzen am Limit

Film von Arlette Gruoner
30min, Deutschland 2018
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Die Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser kollabieren. Immer mehr Patienten verstopfen die Wartezimmer. Viele sind kein wirklicher Notfall. Doch sie bringen Ärzte und Pfleger an ihre Grenzen.

Jeder Zweite kommt mit einer Bagatelle in die Notaufnahme – oder ruft gar den Rettungswagen nach Hause. Dabei könnte eine Schürfwunde genauso gut in einer Arztpraxis behandelt werden. So sind es inzwischen die Kliniken, die Erste Hilfe brauchen. Wie könnte die aussehen?

Um die überfüllte Notaufnahme zu entlasten, testet die Klinik in Frankfurt-Höchst seit Oktober 2017 eine zentrale Anmeldung für alle Patienten. Hier wird gefiltert: Leichte Fälle werden in nahe gelegene Praxen oder zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst geschickt. Als einzige Klinik in Deutschland bietet Frankfurt-Höchst somit rund um die Uhr eine Alternative zur Notaufnahme. Die verzeichnet jetzt 30 Prozent weniger Patienten - eine spürbare Arbeitserleichterung. "Sie behindern nun unsere Abläufe in der Notaufnahme nicht mehr so sehr", sagt Chefarzt Dr. Peter-Friedrich Petersen, "und erlauben es uns, dass wir uns auf die tatsächlichen Notfälle konzentrieren können."

Frankfurt-Höchst ist eine Ausnahme. Die Zahl der Patienten in deutschen Notaufnahmen ist in wenigen Jahren um fast zehn Prozent gestiegen. Das bringt Dr. Gabriele Groth, Leiterin der Notaufnahme in der Hamburger Asklepios-Klinik, in Nöte: "Wir sind verpflichtet, jeden Patienten zu behandeln. Das führt zu einem immensen Aufwand und hohen Kosten für uns."

Am St. James's Hospital in der irischen Hauptstadt Dublin mussten Patienten früher bis zu 14 Stunden warten. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Lage entspannt - dank der Krankenschwester Valerie Small. Sie gewann die Ärzte und ihre Krankenhausleitung für ein Experiment, das viele Kliniken in Irland inzwischen übernommen haben, und das auch europaweit Nachahmer findet: das sogenannte ANP-System. Advanced Nurse Practioners sind besonders ausgebildete Pflegekräfte, die Patienten mit leichteren Diagnosen wie Brüchen oder Infektionen selbstständig behandeln und auch Medikamente verschreiben dürfen. "In all den Jahren", sagt Valerie Small, "hat es keinen einzigen Patienten gegeben, der sich statt von mir durch einen Arzt behandeln lassen wollte." So halten die "ANPs" den Notärzten den Rücken frei, damit die sich um die schweren Fälle kümmern können. Auch die Patienten profitieren: Die Wartezeit hat sich drastisch reduziert.

Ein Modell auch für Kliniken in Deutschland?

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 03.01.2019 um 04:15 Uhr auf ZDF.

03.01.2019
04:15
Livestream
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:Gesundheit, Medizin