phoenix history

Vor 100 Jahren: Eröffnung der Weimarer Nationalversammlung

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Dokumentationen:
* 100 Jahre Weimarer Republik: Auf Zeitreise mit Guido Knopp
* Die Deutschen II:
* Gustav Stresemann und die Republik
* ZDF-History: Kaiserkinder


* ca. 00:00, 14:00 & 05:00 Uhr
100 Jahre Weimarer Republik
Auf Zeitreise mit Guido Knopp
Film von Anette Kothe

Am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die erste deutsche Republik aus. Der junge Staat befindet sich von Anbeginn in einer Dauerkrise: Straßenkämpfe, politische Morde, Hyperinflation und Massenarbeitslosigkeit bestimmen den Alltag. Hinzu kommen die Reparationszahlungen an die Siegermächte des Ersten Weltkrieges, die die wirtschaftliche Lage Deutschlands massiv beeinflussen. Und nicht zuletzt sind die ständigen Regierungswechsel denkbar schlechte Voraussetzungen für ein Gelingen des ersten demokratischen „Experiments“ auf deutschem Boden. Die Folge: Nur 14 Jahre nach ihrer Gründung endet die Weimarer Republik in der nationalsozialistischen Diktatur.

Im Nationaltheater in Weimar schildert der Politologe Prof. Michael Dreyer (Universität Jena, Forschungsstelle Weimarer Republik) die schwierigen Anfänge des jungen Staates, die gewaltige Hypothek des Kaiserreiches und des Ersten Weltkrieges. Mit der Enkelin des ehemaligen Reichskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Gustav Stresemann, Dr. Christine Stresemann, spricht Guido Knopp über den Einfluss der Weimarer Verfassung auf das Grundgesetz der Bundesrepublik. Die heutige Bundesrichterin nennt Parallelen, aber auch bedeutende Unterschiede in den beiden Verfassungen. Wie sich zum Beispiel die Rollen des jeweiligen Staatsoberhauptes in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik unterscheiden erläutert der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff ebenfalls im Interview mit Knopp.

Während die phoenix-„Zeitreise“ in der Heidelberger Friedrich-Ebert-Gedenkstätte bei einem Besuch der Geburtswohnung die Herkunft des ersten deutschen Reichspräsidenten erfahrbar macht, ist das kulturelle Erbe Weimars im Filmstudio Babelsberg noch immer zu spüren. Am Drehort für die Fernsehserie „Babylon Berlin“ beschreibt Regisseur Henk Handloegten die Inspiration der Weimarer Zeit auf das filmische Großprojekt.

Wie wichtig und wertvoll die Weimarer Republik für die deutsche Demokratiegeschichte ist, wird im Laufe der phoenix-Zeitreise verdeutlicht. Ihr Schicksal mahnt, wie fragil Demokratie und Freiheit sind - Fragen, Themen und Probleme, die auch heute von großer Aktualität sind.

* ca. 01:00, 15:00 & 06:00 Uhr
Die Deutschen II
Gustav Stresemann und die Republik
Film von Stefan Brauburger & Friedrich Scherer

Gustav Stresemann (1878 bis 1929) wurde Reichskanzler, als die junge Weimarer Republik einmal mehr ins Chaos stürzte: im Krisenjahr 1923. Deutschland litt noch immer an den Folgen des verlorenen Krieges und des Versailler Vertrags. Frankreich und Belgien besetzten das Ruhrgebiet, um milliardenschwere Reparationen zu erzwingen und die Kontrolle über die wichtige Industrieregion zu gewinnen. Die Inflation erreichte ihren Höhepunkt. Kommunistische Aufstände drohten von links, die radikale Rechte forderte eine nationale Diktatur.

Kanzler werden in solcher Zeit, das sei "eigentlich politischer Selbstmord", schrieb Stresemann.

"Vernunftrepublikaner" nannte man Köpfe wie ihn. 1918 hatte er den Sturz der Monarchie entschieden abgelehnt. Jetzt aber stellte er sich in den Dienst der Republik - nur sie konnte in seinen Augen die politischen und sozialen Zerwürfnisse im Deutschen Reich friedlich ausgleichen. In etwas mehr als 100 Tagen fällte Stresemann als Kanzler einer Großen Koalition wichtige Entscheidungen zur Rettung der Demokratie. Die Ruhrkrise wurde entschärft, die Inflation beendet, den Aufständen von links und rechts der Boden entzogen. Hitlers Putschversuch vom 9. November 1923 endete im Kugelhagel der Polizei.

* ca. 01:45, 15:45 & 06:45 Uhr
ZDF-History: Kaiserkinder
Film von Annette von der Heyde

Sie waren geboren für eine Welt, die es bald nicht mehr geben sollte: die Kinder von Kaiser Wilhelm II.: Sechs Söhne und eine Tochter zwingt das Ende der Monarchie zu einem schweren Neuanfang.

In der Weimarer Republik verlieren d ie "Kaiserkinder" ihre privilegierte Existenz. Zwei Scheidungen und ein Selbstmord erschüttern die Familie. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlieren sie auch noch ihr Vermögen. Es ist der Sturz in die Bedeutungslosigkeit.

Die Dokumentation folgt der Lebensspanne der "Kaiserkinder" vom Kaiserreich bis in die junge Bundesrepublik. Als Außenminister für weitere sechs Jahre setzte Stresemann auf Verständigung mit Frankreich und ermöglichte Deutschland die Rückkehr in die Völkergemeinschaft. Er wusste, dass die Deutschen nur mit und nicht gegen Europa bestehen konnten. Doch sein Tod und der Schwarze Freitag, der 1929 die Weltwirtschaftskrise einläutete, markierten den Anfang vom Ende der Republik. Dass er so früh starb, sei "mehr als ein Verlust", es sei ein "Unglück", lautete ein Zitat jener Tage. Und so stellt sich noch heute die Frage, ob Stresemann den Untergang der Demokratie, die Machtübernahme Hitlers, hätte verhindern können, wenn er länger gelebt hätte.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 03.02.2019 um 00:00 Uhr auf PHOENIX.