Gärtner führen keine Kriege
Preußens Arkadien zur Mauerzeit
Das Preußische Arkadien ist ein in Deutschland einmaliges und wunderschönes Ensemble aus Architektur und Gartenkunst. Die preußischen Schlösser und Gärten entlang der Havel sind seit 1990 UNESCO-Weltkulturerbe. 1961 wurden die Gärten im Grenzgebiet zwischen Potsdam und West-Berlin zu einem Schauplatz des Kalten Krieges: Mauer, Grenzzäune und Todesstreifen zerstörten über 35 Hektar der Parkanlagen.
Für die königlichen Gärten und Landschaften, das Preußische Arkadien rund um die Glienicker Brücke, spielten Grenzen keine Rolle. Im Gegenteil: Immer ging es ihren Gestaltern wie Pückler-Muskau und Lenné darum, visuelle und ideelle Zusammenhänge aufzuzeigen - um Sichtbezüge über Wasser und Topographie hinweg.
Der Mauerbau zerschnitt das Ensemble. In den Gärten breiteten sich Mauer, Grenzzaun und Todesstreifen aus. Peter Joseph Lennés "Sichtachsen" wurden pervertiert: Die Grenztruppen wollten "Sichten", um Fluchten zu verhindern, ein "freies Sicht- und Schussfeld". Die im 19. Jahrhundert angelegten romantischen Uferwege in den Parkanlagen in Babelsberg, im Neuen Garten und in Sacrow wurden zum Patrouillenweg der DDR-Grenztruppen. Kunstvoll geschwungene Wege und Hügel wurden rücksichtslos mit Planierraupen weggebaggert, Parkarchitekturen abgerissen und große Flächen mit Pflanzengift verwüstet.
Der 28 Jahre andauernden Zerstörung dieses weiträumigen Gesamtkunstwerkes folgte die Heilung, die aufwendige Restaurierung der Gärten nach dem Fall der Mauer. Im Film kommen die damals verantwortlichen Gärtner zu Wort. Sie berichten von ihrem Versuch, die Gartenkunstwerke gegen die immer perfekter ausgebaute "Staatsgrenze" der DDR zu verteidigen. Und von der grandiosen Heilung nach dem Mauerfall. Im Schloss Sacrow ist vom 15. Juli bis zum 10. September 2017 eine große Sonderausstellung zum Thema zu sehen.
Film von Jens Arndt
Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 22.01.2019 um 21:00 Uhr auf RBB.