Der Kanzlerbungalow

Ein Film von Ulrike Brincker aus der Reihe "Geheimnisvolle Orte"

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ein "Unikum" sei er gewesen. "Einzigartig", sagt Egon Bahr über den schlichten Bungalow, der verborgen zwischen Bäumen im Bonner Regierungsviertel steht: ein Ort, wo sich die Kanzler von Ludwig Erhard bis Helmut Kohl zu vertraulichen Gesprächen trafen, abseits von den Augen der Öffentlichkeit; wo Krisenstäbe tagten und sich Staatsgäste von Leonid Breschnew bis Michail Gorbatschow auf dem Sofa niederließen. Das Wohnzimmer der Mächtigen. Hier wurde Politik gemacht, hier hingen Stasi-Spitzel in den Telefonleitungen, hier wurde die deutsche Einheit vorbereitet: der Kanzlerbungalow in Bonn. Ein Bau,


Ein "Unikum" sei er gewesen. "Einzigartig", sagt Egon Bahr über den schlichten Bungalow, der verborgen zwischen Bäumen im Bonner Regierungsviertel steht: ein Ort, wo sich die Kanzler von Ludwig Erhard bis Helmut Kohl zu vertraulichen Gesprächen trafen, abseits von den Augen der Öffentlichkeit; wo Krisenstäbe tagten und sich Staatsgäste von Leonid Breschnew bis Michail Gorbatschow auf dem Sofa niederließen. Das Wohnzimmer der Mächtigen. Hier wurde Politik gemacht, hier hingen Stasi-Spitzel in den Telefonleitungen, hier wurde die deutsche Einheit vorbereitet: der Kanzlerbungalow in Bonn. Ein Bau, der aufgrund seiner Bescheidenheit von Anfang an die Gemüter spaltet. Was die einen als "Hundehütte" bespötteln, ist für die anderen Ausdruck einer neuen demokratischen Offenheit - ganz anders als die Berliner Prachtbauten der Nationalsozialisten.

Als Erhard 1963 zum Kanzler gewählt wird, stellt sich die Frage nach einer angemessenen Dienstwohnung. Den Architekten wählt Erhard selber aus: Sep Ruf, der schon sein Privathaus am Tegernsee gebaut hatte. Doch die moderne Schlichtheit und Offenheit, die Erhard schätzt, kommt bei den meisten seiner Nachfolger nicht an: Kurt Georg Kiesinger beauftragt eine Innenarchitektin, die das Haus gemütlicher machen soll - mit schweren Stilmöbeln, Häkeldeckchen und Antiquitäten; Willy Brandt lässt sich ein Attest ausstellen um nicht einziehen zu müssen. Die Schmidts mögen das schlichte Design, aber Helmut Kohl findet den Bungalow schlicht "absurd" - und bleibt dennoch am längsten dort wohnen.

Auch wenn der Bau nach allen Seiten verglast ist und Offenheit suggeriert - das Gelände rund um den Bungalow und das Palais Schaumburg sind abgesichert wie ein Hochsicherheitstrakt. Niemand kommt ungesehen hinein. In den Zeiten des RAF-Terrors wird eine Panzerglasscheibe vor die Terrasse gesetzt, um den Kanzler vor Angriffen von der anderen Rheinseite zu schützen. Allen Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz: Die Stasi hört mit. Allein zwischen 1982 und 1989 werden mehr als 9.000 Seiten Telefonprotokolle zu Papier gebracht. Doch unbemerkt von den eifrigen Spitzeln werden im Kanzlerbungalow die Weichen für die deutsche Einheit gestellt

Beim Spaziergang durch den Garten mit Blick auf den Rhein sollen sich Michail Gorbatschow und Helmut Kohl in der "deutschen Frage" näher gekommen sein. Die Dokumentation erzählt die Geschichte des auf den ersten Blick unscheinbaren Hauses - das aber wie kaum ein anderes Schauplatz der deutschen Geschichte war: eine Geschichte von geheimer Diplomatie, festlichen Empfängen und den seltenen privaten Stunden der deutschen Kanzler von Ludwig Erhard bis Helmut Kohl. Geheimnisvolle Orte

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 31.01.2019 um 23:15 Uhr auf HR.

31.01.2019
23:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1548972900
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Geschichte, Architektur, Politik
Alternative Ausstrahlungstermine:
31.01.2019 23:15 Uhr HR
01.01.2017 10:30 Uhr Phoenix
21.08.2016 08:45 Uhr HR