Weltreisen

SOS Südsee - das Wasser kommt

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die Marshallinseln, Kiribati und Fidschi sind schon heute vom Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel betroffen. Dabei haben sie ihn am wenigsten verursacht. Sie hoffen immer noch auf Hilfe von der Weltgemeinschaft, aber bis dahin versuchen sie, sich selbst zu helfen. Bauen Mauern, bemühen sich, die Trinkwasserversorgung zu retten oder - als letzte Lösung: sie ziehen um. Vom Fischer zum Bergbauern, so sieht der neue Lebenslauf vieler Südsee-Insulaner aus.


Anflug auf Tarawa, die Hauptinsel von Kiribati. Durch den Klimawandel wird das Land im Pazifikstaat an der Datumsgrenze weggespült. Erst mit dem Flugzeug, dann per Speedboat und zum Schluss auf der Pritsche eines kleinen Lasters reisen Uwe Schwering und das Team des ARD-Studios Tokio an Orte, aus denen andere flüchten. Die Menschen hier lebten lange am, mit und vom Wasser. Jetzt kämpfen sie gegen das Wasser.

Maria Kabiriera knüpft Pflanzenmatten und zählt nach, wie oft sie wegen der Fluten schon umgezogen ist. Viermal haben sie und die anderen Bewohner schon die Hütten versetzt. Die Wellen schwappen direkt bis ins Haus. Alle haben Angst, dass die großen Wellen wiederkommen und das Zuhause zerstören. Der Ozean frisst die Insel auf. Bei Ebbe liegt der Küstensockel frei, Korallenwüste. Bis vor 15 Jahren standen hier noch Palmen, es gab noch Strand. Der ist nun weg, stellenweise über Hunderte von Metern.

Fidschi liegt drei Flugstunden entfernt. Fidschi ist nicht nur flaches Land, hier gibt es auch Berge. Kiribatis Ex-Präsident hat auf Fidschi für knapp neun Millionen Dollar Land gekauft für sein Volk. Das brachte ihm viel Publicity im Klimakampf und seinen Leuten ein Gefühl von Sicherheit. Er will sein Land evakuieren, wenn das Wasser steigt. Eine radikale Lösung. Denn wer Kiribati verlässt, muss lernen, neu zu leben: als Bauer im bergigen Tropenwald statt auf dem Riff, das Meer weit weg.

Die immer häufiger überfluteten Marshallinseln zu verlassen, das ist für Staatschefin Hilda Heine überhaupt keine Option. Zu viele Einwohner leben nach den Atomtests der Amerikaner seit den 1960er-Jahren als Migranten im eigenen Land. Sie wissen, wie es sich anfühlt, heimatlos zu sein. Die steigenden Fluten bedrohen sie doppelt: Ihre Häuser werden fortgespült und der Betonsarkophag, der die strahlende Hinterlassenschaft der Amerikaner abschirmen soll, ist undicht. Im Keller entweicht Plutonium. Das steigende Meer ist nicht mehr weit weg.

Trotzdem lässt sich Hilda Heine nicht unterkriegen. Sie denkt positiv, auch wenn der Klimawandel ihr den Schlaf raubt. Ihre Strategie: unermüdlich die Gefahren entschärfen, das Leben anpassen an die steigenden Fluten. Mit Flutwällen und -mauern, mit Sandvorspülung und Landgewinnung. Und einer ordentlichen Portion Optimismus.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 02.02.2019 um 12:45 Uhr auf NDR.