Bayern erleben

Daheim in ...Bad Kohlgrub

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Jahrzehntelang ist Bad Kohlgrub vom Schicksal extrem begünstigt: In dem 2.500-Seelen-Dorf am Rande der Alpen lässt Deutschlands höchstgelegenes Moorheilbad die Einnahmen aus dem krankenkassenfinanzierten Kurbetrieb regelrecht sprudeln. Doch zwei Gesundheitsreformen in den Neunzigerjahren verursachen einen Einbruch der jährlichen Übernachtungen um mehr als 80 Prozent. Der einstige Kurort muss sich ganz neu erfinden: Als Ziel für Wellness-Urlauber, als Bergdorf mit neuen Konzepten, als Wohnalternative für gestresste Münchner - kurzum als Ort, in dem man heute und in Zukunft gut "daheim" sein kann.
Bad Kohlgrub stellt sich der Herausforderung - der Ort wächst: Seit den Siebzigerjahren sind rund 700 Einwohner hinzugekommen. Attraktiv macht das Dorf sein oberbayerischer Charme: Schmucke Höfe, Lüftelmalerei und der imposante Hausberg Hörnle wirken wie aus einem Bilderbuch. Außerdem verdankt das Dorf dem Kurbetrieb eine lebendige Infrastruktur, wie man sie sonst nur in der Stadt findet, mit Läden, Cafés und sogar einer Freilichtbühne im Kurpark.
Dennoch hinterlässt der Wandel seine Spuren: Geschäfte haben zugemacht oder sind gerade dabei. Viele Gästehäuser werben zwar noch auf der Fassade um Gäste, doch die Fenster sind blind und staubig. Der Umbruch, den das Dorf seit zwanzig Jahren meistern muss, hat viele Existenzen auf den Kopf gestellt.
Doch die Bad Kohlgruber zeigen sich kämpferisch und zukunftsorientiert: Harald Biehler beispielsweise hat zehn Jahre lang ein Café für Kurgäste betrieben. Heute startet er mit einer exklusiven Schokoladenmanufaktur durch. Stephan Schober hat das elterliche Kur-Hotel zu einer modernen Wellnessoase umgekrempelt, denn Bad Kohlgrub erschließt sich heute eine jüngere Kundschaft, darunter viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Ein Wald mit 25 Bäumen, gestiftet von dankbaren Eltern der "Moorbabies", zeugt von der segensreichen Wirkung des Heilbades… Solche Ideen gehen auf das Konto der Marketing-Chefin Mona Lux. Auch der ortsansässige Architekt Clemens Böhmer arbeitet aktiv daran, dem Ort ein modernes Gesicht zu geben, indem er traditionelle Bauweisen zeitgemäß interpretiert. Die leerstehenden Hotels bergen viele Möglichkeiten für neuen Wohnraum: So ist die junge Familie Eßer aus der Stadt zugezogen und freut sich nun auf das Dorfleben.
In der Fortsetzung der Reihe "Daheim in …" wird gezeigt, was sich die Menschen auf den Dörfern einfallen lassen, um sich für die Zukunft zu rüsten.
Das Filmteam begibt sich auf eine Entdeckungsreise durch Bayern, in der die Veränderungsprozesse des Landlebens auf ganz besondere Art und Weise deutlich werden - ohne Klischees, aber stets neugierig, offen und voller Respekt. Die Zeit bleibt auch auf dem Dorf nicht stehen und genau da setzt das Filmteam an.
"Daheim in …" bietet dem Zuschauer nicht nur spannende, emotionale Einzelgeschichten - sondern auf äußerst unterhaltsame Weise die Auseinandersetzung mit Themen, die die Zukunft Bayerns entscheidend prägen werden: Landflucht, Strukturreformen, die Gefährdung eines ganzen Berufsstandes, nämlich der Bauern, den Erhalt und die Anpassung von traditionellen Werten und vieles mehr. Die Ernsthaftigkeit dieser Beobachtungen ländlichen Lebens verbindet sich auf mitreißende Weise mit interessanten Fakten und Ereignissen, Situationskomik und überraschenden Wendungen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 01.08.2017 um 03:50 Uhr auf BR.