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Medikamente im Alter - Die unterschätzte Gefahr

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die Zahl der alten Menschen steigt. Und mit dem Alter auch der Medikamentenkonsum. Doch viele Tabletten helfen nicht immer viel - im Gegenteil: Denn im Alter verändert sich der Stoffwechsel. Tabletten, die 40- oder 50-Jährigen gut helfen, wirken mit 70 plötzlich ganz anders. Meist hat kein Arzt den Überblick über all die verschiedenen Medikamente, die der Patient einnimmt. Denn neben dem Hausarzt schreiben auch Fachärzte den alten Menschen fleißig Rezepte. Das kann schwere Folgen haben.


Die Zahl der alten Menschen steigt. Und mit dem Alter auch der Medikamentenkonsum. Doch viele Tabletten helfen nicht immer viel - im Gegenteil: Denn im Alter verändert sich der Stoffwechsel. Tabletten, die 40- oder 50-Jährigen gut helfen, wirken mit 70 plötzlich ganz anders. Die Leistungskraft von Leber und Niere nimmt ab. Der Körper braucht länger, um die Pillen abzubauen. Die Faustregel: Wer mehr als fünf Medikamente einnimmt, läuft Gefahr, dass der gewohnte Cocktail den Gesundheitszustand nun sogar negativ beeinflusst.

Meist hat kein Arzt den Überblick über all die verschiedenen Medikamente, die der Patient einnimmt. Denn neben dem Hausarzt schreiben auch Fachärzte den alten Menschen fleißig Rezepte. Das kann schwere Folgen haben wie Desorientierung oder Zerstreutheit. Seit Oktober letzten Jahres haben Patienten, die mehr als drei Medikamente einnehmen, endlich einen Anspruch auf einen Medikationsplan, auf dem alle eingenommenen Tabletten notiert werden. Im Idealfall führt der Plan dazu, dass einige der Pillen abgesetzt werden können. Aber dem Hausarzt fehlt häufig die Zeit, sich länger mit den Wirkungen der Arzneimittel auseinander zu setzen. Da bedarf es schon des Fachwissens und der Zeit eines Geriaters, einem Arzt speziell für alte Leute.

In Krankenhäusern arbeiten zwar schon viele dieser Fachärzte, doch im ambulanten Bereich ist die Disziplin bisher wenig verbreitet. Und die Versorgung variiert je nach Bundesland. Besonders groß ist die Unterversorgung mit Geriatern in ländlichen Regionen.

Liselotte Gärtner ist fast 80 Jahre und recht wackelig auf den Beinen. Sie lebt allein in ihrem Haus in der Nähe von Ueckermünde und nimmt zehn unterschiedliche Tabletten. Ihre größte Sorge ist, dass sie in ein Heim ziehen muss. Ihre Hausärztin Sabine Meinhold ist gleichzeitig Geriaterin und empfiehlt der alten Dame eine spezielle dreiwöchige ambulante geriatrische Reha bei ihr in der Praxis. Jetzt hat sie die Patientin unter Beobachtung und kann auch die Tabletten überprüfen. In dieser Zeit trainiert Frau Gärtner mit Physio- und Ergotherapeuten, damit sie wieder fit wird und zu Hause wohnen bleiben kann. Ein besonderes Konzept, dass die Ärztin gemeinsam mit Krankenkassen entwickelt hat. Denn aufgrund des demografischen Wandels muss die Versorgung von alten Menschen neu organisiert werden.

Wir begleiten verschiedene ältere Menschen, sprechen mit Geriatern und fragen uns, wer uns im Alter behandelt und wie es ist, alt zu werden. Film von Dörte Petsch

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 18.02.2019 um 22:00 Uhr auf Radio Bremen TV.