Reisen in ferne Welten: Mayotte

Französische Inseln mit afrikanischem Herz

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die Einwohner Mayottes mussten ohnmächtig zusehen, wie ihre Insel als Teil der seit den 1960er-Jahren unabhängigen Komoren wirtschaftlich ausblutete. Dagegen entwickelten vor allem die Frauen eine einzigartige Strategie des Widerstandes: Sie warfen nicht etwa Steine nach komorischen Politikern, sondern neckten und verspotteten sie, sobald sie mayottischen Boden betraten oder starteten ihre inzwischen legendären Kitzelattacken, was ihnen den Namen "Les Chatouilleuses" einbrachte - chatouiller heißt auf Französisch kitzeln.


Die Inselgruppe Mayotte ist Teil des vulkanischen Archipels der Komoren und liegt in der Straße von Madagaskar vor der Küste Nord-Mosambiks. Als berüchtigter Piratenstützpunkt gelangte sie im vorletzten Jahrhundert durch Verkauf seitens der herrschenden Sultane vom Persischen Golf in französischen Besitz. Die ehemalige Kolonie Frankreichs wird heute vom Staat der Komoren beansprucht, obwohl die Bevölkerung sich 2009 mit überwältigender Mehrheit für den Verbleib bei Frankreich entschied mit dem Ergebnis, dass Mayotte im März 2011 das 101. Department Frankreichs geworden ist.

Die Einwohner Mayottes mussten nämlich zuvor ohnmächtig zusehen, wie ihre Insel als Teil der seit den 1960er Jahren unabhängigen Komoren wirtschaftlich ausblutete. Dagegen entwickelten vor allem die Frauen eine einzigartige Strategie des Widerstandes: Sie warfen nicht etwa Steine nach komorischen Politikern, sondern neckten und verspotteten sie, sobald sie mayottischen Boden betraten, oder starteten ihre inzwischen legendären 'Kitzelattacken', was ihnen den Namen 'Les Chatouilleuses' einbrachte - 'chatouiller' heißt auf Französisch 'kitzeln'.

95% der 190.000 Einwohner, eine Mischkultur aus persischen, arabischen, afrikanischen und indischen Bestandteilen, wollten es so: Hier gilt der Euro als offizielles Zahlungsmittel und seit 2014 gehört Mayotte zur EU.

Mayotte, vormals voller Vanille-Plantagen und Ylang-Ylang-Felder z.B. des französischen Star-Parfumeurs Paul 'le nez' Guerlain, dessen Duftnote 'Mahora' hier ihre Wurzeln und von hier ihren Namen hat, lebt heute vorwiegend von Transferleistungen des Mutterlandes Frankreich, auf die es nicht nur die 5.000 französischen Staatsbeamten abgesehen haben, sondern auch die vielen illegalen Einwanderer aus dem Staatsgebiet der Komoren, zur Zeit 60.000 an der Zahl.

Seit 2011 gilt hier nämlich der Anspruch aller Bürger auf die französische Sozialhilfe in einer auf das Lebensniveau der Insel nach unten angepassten Version. Das empfinden die meisten Einwohner Mayottes als ungerecht, da sich die Lebenshaltungskosten auf der Insel wegen der langen und teureren Transportkosten der Waren des täglichen Bedarfs von denen im Mutterland nur wenig unterscheiden. Eine Revolte im Herbst 2011, die das Land 45 Tage lang lahm legte, machte diesen Unmut manifest.

Mayotte ist touristisch noch unterentwickelt, obgleich vermehrt Individualtouristen die seltenen Tiere und die üppige Pflanzenwelt entdeckt haben und dem Spiel der Buckelwale, Delphine und Meeresschildkröten beobachten in einer der größten Lagunen der Welt. Film von Christian und Dorlie Fuchs

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 18.02.2019 um 11:55 Uhr auf BR.

18.02.2019
11:55
Livestream
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Reisen, Frankreich, Land/Leute
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