Geraubte Heimat – Exil in der Türkei und Deutschland

Film von Jutta Louise Oechler
40min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Zwei prominente Persönlichkeiten, zwei Schicksale: Edzard Reuter, 91, Zeuge des Jahrhunderts, ehemaliger Daimler-Benz-Chef und Can Dündar, 57, Journalist, bekannter Erdoğan-Gegner.

Beide mussten ihr Heimatland auf der Flucht vor einem Despoten verlassen, beide verbindet die Erfahrung des Exils und die Liebe zur Türkei. In Reuters und Dündars Biografien kreuzen sich die Wege der langen deutsch-türkischen Geschichte auf exemplarische Weise.

Einst nahm die Türkei Flüchtlinge aus Hitler-Deutschland auf – heute gewährt Deutschland den Verfolgten des Erdoğan-Regimes Zuflucht.

Edzard Reuter ist der Sohn des legendären Berliner Nachkriegsbürgermeisters Ernst Reuter. Der Sozialdemokrat floh vor den Nationalsozialisten mit seiner Familie in die Türkei. Deutsche Akademiker waren Staatsgründer Atatürk hochwillkommen bei seinen Reformen, der Modernisierung und Verwestlichung des Landes. Edzard Reuter verbrachte seine gesamte Kindheit und Jugend in Ankara, die Türkei ist seine zweite Heimat. Die Entwicklung dort beobachtet er mit größter Sorge: "Das tut mir weh. Da werden die Menschenrechte auf den Kehricht geworfen. Aber meine Eltern verdanken ihr Leben diesem Land, ich meine Jugend. Was derzeit in der Türkei geschieht, erinnert mich an die Anfänge der NS-Zeit."

Auch Can Dündar sieht diese Parallelen: "Der Putschversuch war der Reichstagsbrand der Türkei. Für Erdogan willkommener Anlass, seine Widersacher zu verhaften und zum alleinigen Machthaber zu werden." Wie Reuter wuchs Dündar in Ankara auf, er promovierte sogar an jener Fakultät, an der Edzard Reuters Vater Ernst einst lehrte. Der frühere Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" zog mit einem Enthüllungsartikel über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an syrische Islamisten den Zorn Erdogans auf sich. Nach Gefängnishaft, einem Attentat auf ihn und schließlich dem Putschversuch im Juli 2016 konnte Dündar nicht mehr in die Türkei zurückkehren, lebt seither in Berlin.
Durch seinen Widerstand gegen Erdogans Autokratie wurde er zur Symbolfigur der unterdrückten "anderen" Türkei. Doch auch hier wird der Regimegegner bedroht, kann keinen Auftritt ohne Polizeischutz absolvieren. Erdogans langer Arm reicht bis nach Deutschland - für Dündar daher eine weit weniger sichere Zuflucht als damals die Türkei für Reuter.

Ein deutsch-türkisches Gipfeltreffen zweier prominenter Exilanten: Reuter und Dündar über ihre Exilerfahrungen und wie es mit den deutsch-türkischen Beziehungen weitergehen soll.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 20.04.2019 um 19:20 Uhr auf 3sat.

20.04.2019
19:20
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:Lebensstile/-entwürfe
Erstsendung: 3sat
Alternative Ausstrahlungstermine:
20.04.2019 19:20 Uhr 3sat