Bilderbuch: Berlin-Weißensee

Film von Anne Kathrin Thüringer

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Die Farbe gelb ist allgegenwärtig. Denn U- und S-Bahn haben es nie bis nach Weißensee geschafft. Ab der Prenzlauer Promenade fährt nur noch die Straßenbahn. Das einstige Dorf lag bis in die 1920er Jahren vor den Toren Berlins. Damals machte die entlegene Lage Weißensee zum idealen Studio-Standort und für ein Jahrzehnt zur Hochburg des deutschen Stummfilms. Doch gefühlt blieb die Ostseestraße eine Grenze, die der Berliner selten überquerte.
Als einer der ersten kam Anfang der 90er Jahre der heute international gefragte Künstler Jonas Burgert. Vertrieben aus dem Prenzlauer Berg, machte er aus einem alten Industriehof einen der schönsten Kreativ-Orte Berlins. Um diesen herum prägen viele kleine Gewerbehöfe mit traditionellen Gewerken bis heute das Straßenbild: Ob Steinmetze, Schreiner oder die herzlichen Motorrad-Schrauber von den "Motormännern". In den freien Lücken dazwischen wird mittlerweile jeder freie Quadratmeter bebaut. Denn auch die Investoren haben Weißensee entdeckt, obwohl Kneipen und Restaurants fehlen und hippe Cafés, wie das "Babuschka" (noch) die Ausnahme sind.
Aber immer mehr junge Familien locken die Ruhe, der Park am Weißen See mit dem alten Strandbad und die schönen Gründerzeitbauten des Komponistenviertels am Jüdischen Friedhof. Viele von ihnen mögen gerade den bodenständigen Charme Weißensees, den Läden wie das "Eiscafé Surprise" seit DDR-Zeiten hochhalten - mit Erdbeersahnetorte und Toast Hawaii.
Echte Weißensee-Entdecker treibt es am Wochenende bis in die Buschallee: Zu den Trödel-Schätzen und der Gulaschkanone des Hansa-Flohmarkts oder dem Rugby-Turnier der Frauen-Mannschaft des RK 03 Weißensee, wo 50 Jahre Vereins-Geschichte auf junge, internationale Sportfans treffen. "Bilderbuch Berlin-Weißensee" über einen Stadtteil im Aufbruch, der es sich zwischen Tradition und Kreativ-Szene gemütlich macht.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 18.06.2019 um 23:45 Uhr auf RBB.