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Gefährliches Erbe - Krater, Höhlen, Erdrutschgefahr

Überall dort, wo der Mensch die Erde aufwühlt, den Boden aushöhlt, in natürliche Landschaften eingreift, wird der Untergrund unberechenbar. Mitteldeutschland ist eine Region, wo deshalb riesige Flächen gesperrt sind, wo es an etlichen Stellen heißt: Betreten verboten! Lebensgefahr!
ECHT-Moderator Sven Voss nimmt uns mit auf Spurensuche, zu den gesperrten Regionen Mitteldeutschlands.


Plötzlich ist nur noch ein riesiger Krater da, wo vorher drei Mehrfamilienhäuser standen und eine Straße am Schiffsanleger vorbeiführte. Zehn Jahre ist es her, als die Welt fassungslos nach Nachterstedt in Sachsen-Anhalt blickt. Mit den Häusern werden drei Menschen in den Abgrund des Concordiasees gerissen. Ihre Leichen konnten nie geborgen werden.

Überall dort, wo der Mensch die Erde aufwühlt, den Boden aushöhlt, in natürliche Landschaften eingreift, wird der Untergrund unberechenbar. Mitteldeutschland ist eine Region, wo deshalb riesige Flächen gesperrt sind, wo es an etlichen Stellen heißt: Betreten verboten! Lebensgefahr!

Vor 13 Jahren, zur feierlichen Übergabe des Concordiasees, sollte dieses Kapitel für Nachterstedt enden. Der geflutete Tagebau sollte Touristen anlocken. Ein Traum, der in der Nacht zum 19. Juli 2009 sein jähes Ende findet. Seither liegen alle Pläne auf Eis. Der See ist gesperrt. Oft schon haben Behörden eine Teilöffnung versprochen, doch die Ursachenforschung und die Befestigung der Böschung dauern an und stellen Experten immer wieder vor neue Probleme. Wie im Juni 2017, als plötzlich ein weiterer Teil der Böschung abrutscht. Den aufwühlenden Jahrzehnten des Kohlenabbaus folgt hier ein böses Erwachen.

Ein gefährliches Erbe und das heißt es für viele Standorte des Altbergbaus. Nur 30 km von Nachterstedt entfernt, liegt Staßfurt, die Wiege des Kalibergbaus. Unterhalb der Stadt ist der Untergrund voller Hohlräume, hunderte Meter tief ragen sie in den Untergrund. Auch hier kommt es mitten im Stadtzentrum zu einem verheerenden Erdrutsch. Wo einst Häuser standen, befindet sich plötzlich ein See. Ringsherum senkt sich die Erde weiter bis zu sieben Meter tief ab. Selbst Jahrzehnte später muss ein Gebäude nach dem anderen aufgegeben werden. Die Kirche, das Rathaus, die ganze Stadtmitte. Dass sich hier nun die einzige Badestelle an einem Salzsee befindet, ist zwar reizvoll, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie unkalkulierbar der Untergrund an den Altstandorten des Bergbaus ist. ECHT-Moderator Sven Voss nimmt uns mit auf Spurensuche, zu den gesperrten Regionen Mitteldeutschlands. Dabei wird vor allem eines deutlich: Dieses gefährliche Erbe stellt uns und künftige Generationen vor gewaltige Herausforderungen. "Echt" taucht beispielsweise ab in die Tiefen der Meere, spürt plötzlichen Gedächtnisverlust auf, oder ist bei der Öffnung der Gruft der Medici Augenzeuge. "Echt" weckt Emotionen durch bewegende Wissenschaftsgeschichten und versteht sich als seriöser Ratgeber.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 20.06.2019 um 02:50 Uhr auf MDR.