Herr der Himmelsscheibe
Film von Michael Gregor
Der sensationelle Fund der Himmelsscheibe von Nebra gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. Jahrelang hatten Forscher untersucht, was es mit dieser 2,3 Kilo schweren Platte auf sich hat.
Erst durch Professor Harald Meller, den Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle, gelangte die Himmelsscheibe 2002 überhaupt wieder in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt.
Zuvor war sie in einer beispiellosen Odyssee durch die Hände von Raubgräbern und Hehlern gegangen, bevor Harald Meller sie mithilfe von Interpol in Zürich bei einem spektakulären Zugriff für die Wissenschaft zurückgewann.
Mit ausgefeilten Forschungsmethoden konnten der Scheibe bereits einige spannende Befunde entlockt werden. Mithilfe eines Birkenholzrestes am Schwertgriff des Beifundes wurde das Vergraben der Scheibe auf circa 1600 vor Christus datiert. Chemiker fanden heraus, dass das Kupfer der Bronzelegierung aus den Alpen, genauer, aus Mühlbach am Hochkönig in Österreich stammt. Das Filmteam konnte in dem prähistorischen Kupferbergwerk atemberaubende Aufnahmen machen und den Abbau und die Verarbeitung des Metalls detailgetreu nachstellen.
Neben den Echtheitsanalysen standen für die Forscher weitere Rätsel im Raum: Wer hat die Scheibe gefertigt? Warum wurde sie gegossen? Welche Bedeutung haben die goldenen Sterne, der Vollmond, der Sichelmond, die Horizontbögen und der verzierte Bogen, der aussieht wie eine Barke? Bilden sie einfach nur Naturbeobachtungen ab, oder vermitteln sie ein System, das bereits in der Vorgeschichte das Zusammenspiel von Himmel und Erde erklärt?
Der Astronom Rahlf Hansen vom Planetarium Hamburg machte eine faszinierende Entdeckung. Aufgrund der Auswertung babylonischer Schriften in dem Piktogramm der Scheibe erkennt er eine Schaltregel, eine Synchronisation von Mond- und Sonnenkalender. Doch wer konnte vor rund 4000 Jahren bereits eine solche geniale naturwissenschaftlich-mathematische Leistung erbringen? Welche Rolle spielten dabei die großen Bronzezeitfürsten wie der Fürst von Leubingen, der zur Zeit der Himmelsscheibe in unmittelbarer Nähe herrschte?
Rätselhaft ist auch, dass die Scheibe offenbar nicht in einem Guss erstellt wurde. So befinden sich gleich drei verschiedene Goldchargen auf der Oberfläche. Offenbar wurde sie in mehreren Schritten überarbeitet und immer wieder von unterschiedlichen Herrschern in ihrer Bedeutung umgewidmet.
Immer deutlicher wird, dass die Zeit der Himmelscheibe bereits ein intensives Netz von europäischen Handelswegen kannte. Über diese Straßen gelangten wohl auch das Gold und das Zinn nach Nebra. Die aktuellen Forschungsergebnisse belegen, dass beide Metalle aus dem südenglischen Cornwall kommen.
Michael Gregor und Gerwin Dahm haben sich für "Terra X" erneut auf die Suche gemacht, das Geheimnis der Himmelscheibe zu enträtseln und den aktuellen Forschungsstand in einem spannenden Wissenschaftskrimi aufzuarbeiten.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 20.07.2019 um 07:05 Uhr auf 3sat.
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