Echt

Trickreich, erfolgreich - wie Wölfe lernen

Er ist äußerst intelligent, anpassungsfähig und vor allem ein gerissener und opportunistischer Jäger: Der Wolf. Kein Tier polarisiert so stark wie dieses Raubtier. Seit fast 20 Jahren wieder heimisch in Deutschland, sorgt er zunehmend für Streit. Fast 1.000 Tiere zählt die Population inzwischen, in 111 Revieren. Der größte Teil der 77 Rudel und 33 Wolfspaare leben im Osten Deutschlands.
Das schafft Probleme für Viehzüchter wie Hans Bley. Der Bürgermeister von Crawinkel im thüringischen Landkreis Gotha verlor allein in diesem Jahr schon neun Tiere - Schafe, Kälber und neuerdings sogar Pferde.
Gerissen vermutlich genau von der Wölfin, die auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Ohrdruf lebt. Sie ist der wohl am besten dokumentierte Wolf überhaupt zurzeit. Und sie erregt die Gemüter wie kaum ein anderer Beutegreifer. 'Auf jeden Fall schützen', beharren Naturschützer, Unbedingt 'entnehmen' fordern dagegen Bauern, Schafzüchter und Jäger.
Erst vor wenigen Wochen haben Wölfe bei Naumburg in Sachsen-Anhalt eine Straußenfarm überfallen - einen der riesigen Vögel gerissen. In der Oberlausitz hatte ein Berner Sennenhund auf dem Familiengrundstück keine Chance gegen einen Wolf. Erleben wir hier eine neue Qualität? Warum wagen sich die Tiere ohne Scheu so nah an menschliche Siedlungen heran?
Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel, von der Freien Universität Berlin erforscht das Jagdverhalten von Wölfen. ECHT fragt nach: Wie lernen Wölfe? Wie lernfähig sind sie? Welche Strategien können sie entwickeln, wie Aufgaben untereinander teilen? Der Zoologe hat selbst mehrfach erlebt, wie einige dieser Raubtiere seelenruhig wenige Meter an ihm vorbeigelaufen sind. "Die Wölfe haben gelernt, dass ihnen bei uns keine Gefahr droht." Und sie wissen genau, sich gerade bei der Jagd an ihre Umgebung und die Situation anzupassen.
Prof. Pfannenstiel sieht noch ein weiteres Problem zu großer Nähe zwischen Mensch und Wolf: Die potenzielle Durchmischung der streng geschützten Art Wolf. Laut EU-Richtlinie ist die unzulässig, schließlich soll die reine Art erhalten werden, doch die Ohrdrufer Wölfin hat sich innerhalb von zwei Jahren wohl zum zweiten Mal mit einem Hund gepaart und sogenannte 'Hybriden' zur Welt gebracht. Besteht also generell die Gefahr einer Hybridisierung?
ECHT-Moderator Sven Voss fragt nach bei Naturschützern, Genetikern der Senckenberg-Gesellschaft und Jägern: Ist eine Einigung möglich im zunehmend erbittert geführten Streit über den richtigen Umgang mit dem Raubtier Wolf?
"Echt" taucht beispielsweise ab in die Tiefen der Meere, spürt plötzlichen Gedächtnisverlust auf, oder ist bei der Öffnung der Gruft der Medici Augenzeuge. "Echt" weckt Emotionen durch bewegende Wissenschaftsgeschichten und versteht sich als seriöser Ratgeber.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 21.09.2019 um 11:45 Uhr auf MDR.