Wie geht es besser? - Eine Brennpunktschule kämpft für ihre Kinder

aus der Reihe "Die Story" - ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung"

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Stolz läuft Brandon Ayissou (19) über einen langen roten Teppich. Sein Lieblingslied schallt laut durch den Raum, rechts und links stehen Lehrer, Eltern und Mitschüler und applaudieren. Vorne angekommen, überreicht ihm seine Stufenleiterin in der Essener Gesamtschule Bockmühle das Abiturzeugnis. Durchschnitt 2,6. Im Publikum sitzt Brandons Mutter und hat Tränen in den Augen: "Ich danke Gott dafür, dass er das geschafft hat", sagt sie in gebrochenem Deutsch. Denn eigentlich erfüllt Brandon alle Voraussetzungen, um im deutschen Bildungssystem zu scheitern. Zu Hause sprechen sie meist kein Deutsch. Brandons Mutter ist alleinerziehend.


Stolz läuft Brandon Ayissou (19) über einen langen roten Teppich. Sein Lieblingslied schallt laut durch den Raum, rechts und links stehen Lehrer, Eltern und Mitschüler und applaudieren. Vorne angekommen überreicht ihm seine Stufenleiterin in der Essener Gesamtschule Bockmühle das Abiturzeugnis. Durchschnitt 2,6. Im Publikum sitzt Brandons Mutter und hat Tränen in den Augen: "Ich danke Gott dafür, dass er das geschafft hat", sagt sie in gebrochenem Deutsch. Denn eigentlich erfüllt Brandon alle Voraussetzungen, um im deutschen Bildungssystem zu scheitern. Zuhause sprechen sie meist kein Deutsch. Brandons Mutter ist alleinerziehend, verdient mit einem Teilzeitjob gerade genug Geld für sich und ihre zwei Kinder.

Wenig Chancen an der Brennpunktschule? Es geht auch anders.
Unzählige Bildungsstudien zeigen seit Jahren: Arme Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund schaffen es seltener aufs Gymnasium, brechen häufiger die Schule ab und werden später schneller arbeitslos als Kinder aus wohlhabenderen Familien - und das bei gleichen kognitiven Fähigkeiten. Doch die Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf, einem Brennpunktstadtteil im Norden des Ruhrgebiets, zeigt, dass es auch anders geht. Obwohl zwei Drittel der Schüler hier von Hartz IV leben müssen und fast alle Fünftklässler so wie Brandon mit einer Hauptschulempfehlung an die Schule kommen, machen rund 25% eines Jahrgangs Abitur. Wie schafft die Schule das? Was kann man tun, damit Leistung und nicht Herkunft über den Schulabschluss entscheidet?

Aus dem Brennpunkt an die Uni: Ideen für mehr Chancengerechtigkeit
Um das herauszufinden, hat Story-Autorin Anna Herbst die Gesamtschule Bockmühle ein halbes Jahr lang begleitet und erlebt, wie Kinder und Jugendliche auch unter schwierigen Rahmenbedingungen in unserem unterfinanzierten Bildungssystem gefördert werden können - etwa durch die besonders intensive Lehrer-Schüler-Beziehung an der Bockmühle. Jede Klasse hat im besten Fall zwei Lehrer, die so viele Fächer in ihrer Klasse unterrichten wie möglich. Sie sind Ansprechpartner in allen Lebenslagen, führen Gespräche mit Eltern und dem Jugendamt, vermitteln Hilfsangebote, suchen mit ihren Schülern Stellen und schreiben Bewerbungen. Wenn es sein muss, gehen sie zusammen zur Polizei oder zum Psychologen. Unterstützt werden die Lehrer dabei von acht Sozialpädagogen.

Und: An der Gesamtschule Bockmühle wurde der Frontalunterricht abgeschafft. Damit sich die Lehrer besser um jeden einzelnen der knapp 1.400 Schüler kümmern können, arbeiten alle Schüler selbstständig nach einem Lernplaner. Jeder kann in seinem eigenen Tempo lernen, aber es werden feste Tages- und Wochenziele vereinbart und Verhaltensregeln aufgeschrieben.

"Was in unserem Gebäude steckt, ist Gold"
Am Ende ist es ein Puzzle aus vielen Maßnahmen, die in Essen ein Gesamtbild formen - und die Bockmühle zu einer Vorreiterin für Chancengleichheit machen. Doch es wird auch deutlich: Ohne das große Engagement der Lehrer würde das alles nicht gehen. Der Film zeigt, wie das Team im Kampf für die Schüler an Grenzen stößt: Das Schulgebäude ist ein Sanierungsfall, der Schulkiosk soll geschlossen werden und es gibt zehn unbesetzte Lehrer-Stellen. Doch die schwierigen Umstände scheinen die Lehrer noch enger zusammenzuschweißen: "Das Gebäude ist der Horror, aber was drin steckt, ist Gold", sagt die 28-jährige Lehrerin Lisa Bartoleit. Für Schulleiterin Julia Gajeweski ist klar, dass Schulen in schwierigen Lagen viel mehr Personal, bessere Ausstattung und vor allem Wertschätzung brauchen. "Bis zu meiner Pensionierung sind es noch ein paar Jahre, so lange oder bis sich endlich etwas ändert, gehe ich hier allen auf die Nerven", sagt sie. Und kämpft weiter. ARD-Themenwoche: Zukunft Bildung
Wer gebildet ist, lebt länger. Von welchen Faktoren hängt das ab, und wie kann man unabhängig von Herkunft und Alter mit Bildung sein Leben verändern? Das sind Fragen, die in der ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung" vom 9. bis 16. November 2019 beantwortet werden. Das Erste, die Fernseh- und Radioprogramme der ARD und die Online-Angebote der Senderfamilie stellen in zahlreichen Sendungen und Beiträgen vor, wie Bildung gelingen kann und welche Chancen sie bietet. Federführer der 14. ARD-Themenwoche ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR).

WDR-Intendant Tom Buhrow: "Lernen bringt uns nicht nur weiter, es macht auch Spaß und bereichert uns. Die ARD-Themenwoche wird sich der "Zukunft Bildung" in Radio, Fernsehen und im Digitalen nähern. Wir wollen Menschen vorstellen, die ihr Leben dank Bildung positiv verändert haben. Und wir wollen Menschen wertschätzen, die anderen Begeisterung und Freude am Lernen vermitteln."

Geplant sind Beiträge in allen Genres - von bundesweit bis regional, von dokumentarisch bis fiktional, von informativ und investigativ bis unterhaltsam. Das Erste, die Fernseh- und Radioprogramme der ARD und die Online-Angebote der Senderfamilie widmen sich vor allem diesen Themen: Bildungsalltag, Diversität, Digitalisierung, politische Blockaden und Bildung im Vergleich.

Pünktlich zur Themenwoche startet die ARD im Netz ein neues, innovatives Bildungsangebot: Mit dem "App-Maker" machen Erwachsene mühelos erste Schritte im Programmieren. Für Kinder gibt es bereits das Angebot "Programmieren mit der Maus". Die neue Plattform "Schule digital" bündelt erstmals die zahlreichen Bildungsangebote der ARD. In der Themenwoche ist auch das Publikum gefragt: Bei der Aktion #dankdir können alle "Einfach mal Danke sagen" und ihren Wegbegleiter*innen und Förderern Wertschätzung entgegenbringen.

Alle Informationen zur ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung" werden online unter themenwoche.ARD.de gebündelt. Ab November bieten dort viele aktuelle Beiträge einen breiten Zugang zu den digitalen Angeboten der Themenwoche rund um Bildungsalltag, Diversität oder Digitalisierung.

Alle Landesrundfunkanstalten der ARD rufen ihre Nutzer*innen dazu auf, sich über die sozialen Netzwerke an der Diskussion rund um das Thema Bildung zu beteiligen. Unter den Hashtags #ZukunftBildung und #ARDThemenwoche können sie sich austauschen. Zudem bietet der Twitterkanal @ARDThemenwoche Informationen rund um die ARD-Themenwoche 2019. Das Teletext-Angebot des Ersten unterstützt die Themenwoche mit einem Informationspaket ab Videotextseite 800.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 17.11.2019 um 13:15 Uhr auf tagesschau24.

17.11.2019
13:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1573992900
Schlagwörter:ARD-Themenwoche 2019, Dokumentation/Reportage, Schule/Ausbildung
Alternative Ausstrahlungstermine:
20.06.2020 06:30 Uhr tagesschau24
18.06.2020 03:02 Uhr tagesschau24
17.06.2020 09:15 Uhr tagesschau24
17.11.2019 13:15 Uhr tagesschau24
13.11.2019 22:10 Uhr WDR