Das Glück der Hausfrau (1/2)

Zwischen Romantik und Windelwaschen

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

"Eine Hausfrau legt im Durchschnitt täglich neun Kilometer zurück; in 40 Jahren geht eine Hausfrau mehr als drei Mal rund um die Erde!", das rechnete ein Werbespot aus den 50er Jahren nach. In der zweiteiligen Dokumentation "Das Glück der Hausfrau" erzählen wundervolle Frauen aus ihrer ganz persönlichen Perspektive von den Höhen und Tiefen des Hausfrauendaseins.


"Eine Frau kennt zwei Lebensfragen: Was ziehe ich an? Und was koche ich heute?" So hieß es in der Reklame einer Firma für Backzutaten aus den fünfziger Jahren.

In der zweiteiligen Dokumentation "Das Glück der Hausfrau" erzählen wundervolle Frauen aus ihrer ganz persönlichen Perspektive von den Höhen und Tiefen des Hausfrauendaseins: von der großen Wäsche, die anfänglich mühsam im befeuerten Kupferkessel gekocht und mit bloßen Händen ausgewrungen werden musste, ehe die ersten Maschinen Erleichterung brachten; von ihren ersten Kochversuchen im frischgegründeten Hausstand, deren Folge Nudelbrei, verbrannte Koteletts oder versalzener Apfelkuchen waren.

Die Frauen sind in den vierziger und fünfziger Jahren geboren, Familie gründeten sie in den sechziger und siebziger Jahren. Mit ihren Stimmen stehen sie für eine ganze Generation, die sich nicht nur am Ideal der perfekten Hausfrau abarbeiten musste, sondern auch an der rauen Wirklichkeit. Das Gesetz erlaubte es dem Ehemann, seiner Angetrauten das Arbeiten zu verbieten; das Gesetz regelte ebenfalls, dass sie ihm jederzeit sexuell zur Verfügung stehen musste.

In der DDR hingegen war die Gleichheit von Frau und Mann selbstverständlich. Frauen arbeiteten und verdienten ebenso viel wie Männer auf der gleichen Position. Doch wer erledigte nach getaner Arbeit den Haushalt? Wer kochte und putzte? Oft waren es die Frauen, die dann in zweiter Schicht den Haushalt schmissen. Schonungslos ehrlich und oft mit ironischer Distanz reflektieren die Frauen ihre jeweils ganz eigene, ideale Vorstellung von der Liebe, von der Ehe, von Familie und Status und wie sie dann die Wirklichkeit ihres Alltags als Hausfrau im Heim und am Herd einholte.

Ehe der Aufschwung Wohlstand brachte, mussten fast alle mit wenig Geld und spärlichen Zutaten Mahlzeiten zubereiten, ihre Kleider selber nähen oder bei der Wohnungseinrichtung improvisieren. So stellte Hildegart Scheit, die aus Thüringen nach Frankfurt am Main in den vermeintlich reichen Westen geflohen war, aus zwei Luftmatratzen zwei Sessel für ihre neue Einraumwohnung her. Antonie Müller, Bäuerin aus dem Odenwald, bekam das spärliche Haushaltsgeld von der Schwiegermutter zugeteilt.

Liebevoll berichten alle Frauen von den Freuden an der Entwicklung der Kinder, von der Anschaffung der ersten praktischen Haushaltsgeräte und vom Glücksgefühl einer eigenen Familie. Doch nach Jahren der Hausfrauen- und Familienarbeit mit Kindergeschrei, Windelwaschen, mit mangelnder Wertschätzung und finanzieller Abhängigkeit wächst die Sehnsucht nach Anerkennung und nach etwas Eigenem. Sie erzählen aber auch von den Träumen, die sie für das Hausfrauenglück aufgegeben haben, und ihrer Sehnsucht nach Anerkennung im Beruf und finanzieller Unabhängigkeit.

Dieser Sehnsucht gehen die Frauen auf ihre ganz persönliche Weise nach - durch den Wiedereinstieg in den Beruf, die Übernahme von Ehrenämtern oder eine neue Ausbildung -, wodurch sich nicht selten auch das Verhältnis zwischen den Ehepartnern verändert. Die einfühlsame zweiteilige Dokumentation der preisgekrönten Autorin Simone Jung räumt eindrucksvoll auf mit der Mär, "Nur-Hausfrau" sei bestenfalls ein Teilzeitjob. Dokumentation von Simone Jung

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 18.11.2019 um 01:00 Uhr auf HR.

18.11.2019
01:00
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag, Rückblick, DDR, Deutschland
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