Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Brüsseler Spitzen - Der Marktplatz und die Horta-Häuser, Belgien

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

"Der Große Markt von Brüssel ist das schönste Theater der Welt!" meinte Jean Cocteau. Und tatsächlich ist dieser Mittelpunkt der Stadt Brüssel mehr eine Bühne als ein Platz.

Brüssel und der Jugendstil, das heißt auch und gerade: Brüssel und Horta. Der Architekt Victor Horta wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts durch die Neuartigkeit seiner Wohnhäuser nicht nur in Belgien berühmt, sondern erregte internationales Aufsehen. 1893 entwirft Horta Maison Tassel. Fast über Nacht wird der 32-jährige Architekt durch dieses Wohnhaus bekannt.


"Der Große Markt von Brüssel ist das schönste Theater der Welt!" meinte Jean Cocteau. Und tatsächlich ist dieser Mittelpunkt der Stadt Brüssel mehr eine Bühne als ein Platz. Er ist ein Zeugnis urbaner Demokratie. Als die reichen Brüsseler Gilden im 15. Jahrhundert das aristokratische Stadtregiment ablösten, schufen sie sich mit diesem Karee kostbarer Zunfthäuser selbst ein Denkmal. Und als der Sonnenkönig Ludwig XIV. das Prunkstück freier Bürger in Schutt und Asche legte, bauten die Gilden ihn um 1500 kurzerhand als genaue Kopie seiner selbst wieder auf. Darauf sind die Brüsseler noch immer stolz und feiern sich und ihre Geschichte mit dem "Ommegang". Dieser prächtige Umzug über den Platz wird seit rund 700 Jahren mit gleichem Ritual, mit Personen, die teils heute noch dieselben Namen der mittelalterlichen Teilnehmer tragen, begangen. Ein Theater vor steinernen Kulissen. Der Große Markt ist und bleibt eine Bühne, auf der gelebt und gestorben wurde - im Spiel und in der Wirklichkeit. Victor Hugo schrieb seiner Frau aus dem belgischen Exil: "Brüssel hat mich sehr begeistert. Das Rathaus ist ein Juwel und der es umgebende Platz ein wahres Wunder. Es entsprang der Phantasie eines Dichters und fiel in den Kopf eines Architekten."

Brüssel und der Jugendstil, das heißt auch und gerade: Brüssel und Horta. Der Architekt Victor Horta wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts durch die Neuartigkeit seiner Wohnhäuser nicht nur in Belgien berühmt, sondern erregte internationales Aufsehen. 1893 entwirft Horta Maison Tassel. Fast über Nacht wird der 32-jährige Architekt durch dieses Wohnhaus bekannt. Äußerlich unterscheidet es sich kaum von den Nachbarhäusern. Doch Details lassen genauer hinsehen. Die aus der Fläche ausschwingenden Linien der Fassade, die kunstvolle Formung des Steins, die artistisch mit dem Stein verbundenen Eisenelemente und die farbigen Glasfenster. Das ist neu. Das Material scheint von jeder Starrheit befreit, und die asymmetrische Aufteilung der Wandflächen lässt die Fassade lebendig erscheinen. Doch die eigentliche Neuheit seines Baustils wird erst im Inneren offenbar. Es gelingt dem Architekten, die schmalen Brüsseler Stadthäuser in weiträumige und zugleich märchenhaft dekorative Räume zu verwandeln. Die wertvollsten Natur- und Kulturdenkmäler der Welt schützt die UNESCO seit 1972 als "Erbe der Menschheit". Die Fernsehreihe "Schätze der Welt" erzählt von diesen Orten in eindrucksvollen Bildern.

Autor: Thomas Uhlmann, Christian Romanowski

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 19.01.2020 um 06:00 Uhr auf SR.