Angela Merkel: "Wir schaffen das!"

Ein Satz und die Folgen

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Bisher haben nur Luxemburg und Deutschland Kinder aus dem Flüchtlingslagern in Griechenland aufgenommen, insgesamt 59. Auf Lesbos, Chios und Samos stecken weiter zehntausende Menschen unter unmenschlichen Bedingungen fest. Karl Kopp, von der deutschen Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" glaubt: "Gerade die deutsche Politik hat große Angst davor, dass man ihr vorwirft, es könnte wieder so etwas wie 2015 stattfinden."

Die Dokumentation "Angela Merkel: 'Wir schaffen das!'" zeigt, was seit 2015 die politische Bühne in Berlin erschüttert: der Aufstieg der AfD, die Enfremdung untereinander und die wachsende Hetze in den sozialen Medien.


Es ist kurz vor 12 Uhr, als eine Maschine der griechischen Fluglinie Aegean langsam vor dem "Salon d'honneur", der VIP-Lounge des luxemburgischen Flughafens, zu stehen kommt. Jean Asselborn, der Außenminister, eilt mit wehendem rotem Schal zur Gangway und nimmt zwölf Kinder in Empfang, alle mit Mundschutz. Sie sind aus den überfüllten Flüchtlingslagern von den griechischen Inseln geholt worden: "Es ist ein zartes Signal der Hoffnung", meint Jean Asselborn, "jetzt müssen die anderen Länder nachziehen."

Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht? Einige EU-Staaten hatten eine Zusage gemacht. Dann kam die Corona-Krise, nur Luxemburg und Deutschland haben bisher Kinder aufgenommen, insgesamt 59. Auf Lesbos, Chios und Samos stecken weiter zehntausende Menschen unter unmenschlichen Bedingungen fest. EU-Flüchtlingspolitik im Jahr 2020.

"Das ist ein schreckliches Armutszeugnis", meint Karl Kopp, der die Arbeit der deutschen Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" in Griechenland koordiniert. Er glaubt: "Gerade die deutsche Politik hat große Angst davor, dass man ihr vorwirft, es könnte wieder so etwas wie 2015 stattfinden."

2015. Bis zur Corona-Krise hat kein anderes Ereignis in den letzten Jahren Deutschland so verändert wie die Ankunft hunderttausender Flüchtlinge in diesem Jahr. Wie die Merkel-Regierung die Flucht der Menschen nach Westeuropa und speziell Deutschland behandelte, hat bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Knapp zwei Millionen Flüchtlinge haben seitdem Zuflucht und Aufnahme in Deutschland gefunden, manche dauerhaft, andere mit unsicherer Perspektive, ob sie bleiben dürfen.

Der Umgang mit ihnen hat die Gesellschaft tief gespalten. "Refugees welcome" gegen "Merkel muss weg". Herfried Münkler, renommierter Politikwissenschaftler aus Berlin, sieht Deutschland und die EU am Scheideweg: "Wenn es uns nicht gelingt, die antidemokratischen Tendenzen in den Griff zu bekommen, werden autoritäre Politikmuster zunehmen und vielleicht sogar dominieren."

Die Dokumentation "Angela Merkel: 'Wir schaffen das!'" zeigt, was seit 2015 die politische Bühne in Berlin erschüttert: der Aufstieg der AfD, die Entfremdung zwischen der Kanzlerin und Teilen ihres Volkes, die wachsende Hetze in den sozialen Medien, Attacken auf Politiker, die in der Flüchtlingskrise ihre humanitäre Haltung offen zeigten. Der Film zeigt eine Gesellschaft, die sich in der Auseinandersetzung um den Umgang mit Flüchtlingen immer weiter polarisiert. Ein Film von Helmar Büchel

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 04.07.2020 um 09:15 Uhr auf tagesschau24.

04.07.2020
09:15
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Politik, Migration, Rückblick
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