Existenznot durch Corona

Norddeutsche Unternehmer in der Krise

Quelle: Pressebild (tvdirekt)
Quelle: Pressebild (tvdirekt)

Die Coronakrise hält Deutschlands Wirtschaft fest im Griff. Einzelhändler*innen und kleine Betriebe bangen um ihre Existenz, die Industrieproduktion sinkt auf den tiefsten Stand seit über 20 Jahren. Etliche Ökonom*innen rechnen für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Anstieg der Firmenpleiten. "45 Min" begleitet fünf Monate lang seit Beginn der Corona-Beschränkungen drei Unternehmer*innen aus Norddeutschland in dieser dramatischen Zeit.


Der Inlandstourismus kommt zeitweise fast komplett zum Erliegen, das Gastgewerbe kämpft nach Einschätzung des Branchenverbandes DEHOGA ums Überleben. Etliche Ökonom*innen rechnen für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Anstieg der Firmenpleiten.

"45 Min" begleitet fünf Monate lang seit Beginn der Corona-Beschränkungen drei Unternehmer*innen aus Norddeutschland in dieser dramatischen Zeit. Mit Gabriel Felbermayr, dem Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft Kiel, erlebt das Filmteam ein Forschungszentrum im Ausnahmezustand. Die entscheidenden Fragen: Wie hart wird die norddeutsche Wirtschaft von der Krise getroffen? Und helfen die milliardenschweren staatlichen Hilfspakete den Unternehmen überhaupt?

Daniela Beckmann ist Blumenhändlerin in Hamburg. Sie hat erst Ende Februar 2020 ihren neuen Laden im Stadtteil Iserbrook eröffnet. Zwei Tage später wurden die ersten Aufträge storniert, Veranstaltungen, Feiern, alles abgesagt. Die Existenzsorgen erwischen sie eiskalt. Jetzt müssen ihre Mutter und ihre Schwester mit Geld aushelfen, denn die zugesagte Soforthilfe für Kleinunternehmer*innen hat sie auch nach zwei Monaten noch nicht erhalten. Sie kämpft verzweifelt um ihren kleinen Betrieb wie gerade unzählige andere in Norddeutschland. Und mit jeder Woche, in der die Beschränkungen gelten, wächst der wirtschaftliche Druck auf die Kleinunternehmerin.

Auch die großen Unternehmen trifft die Krise im März mit voller Wucht. So steht die Autoindustrie wochenlang still. Das wirkt sich natürlich auch extrem auf die Autozulieferer aus. "Im März und April kam eine Katastrophennachricht nach der anderen rein", erzählt Sven Vogt. Mit seiner Firma KKT in Osterode im Harz stellt er unter anderem Kupplungselemente aus Kautschuk für die Autoindustrie her. Die Coronakrise war auch für seinen Betrieb eine Vollbremsung. "Es war sehr mühsam an den KfW-Kredit ranzukommen, den brauchten wir aber unbedingt für unsere Liquidität." Die Bazooka von Bundesfinanzminister Scholz hat seiner Meinung nach Ladehemmungen. Jetzt kann Vogt nur noch aufs nächste Jahr hoffen.

Die Insel Amrum in Schleswig-Holstein ist Ende März wie ausgestorben. Zu dem Zeitpunkt ist sie seit Kurzem für Urlauber*innen und Tagesgäste gesperrt. Ein Super-GAU für alle, die vom Tourismus leben. Nicole und Gunnar Hesse betreiben seit Jahren ein Traditionshotel auf Amrum. Der Buchungskalender 2020 war bereits voll. "Nun ist alles storniert, ein Desaster", sagt Nicole Hesse. Alle Mitarbeitenden sind in Kurzarbeit gegangen. Trotz Rücklagen droht die Coronakrise ihre Existenz zu vernichten. Nur mit finanzieller Unterstützung vom Staat können sie die Krise stemmen.

"Ich fürchte, diese Rezession wird die Mutter aller Rezessionen", sagt Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel, schon im März. Viel spricht dafür, dass er Recht behält.
Film von Babette Hnup, Christiane Henningsen und Annette Schmalz

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 22.09.2020 um 16:00 Uhr auf Phoenix.

22.09.2020
16:00
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Wirtschaft, Coronavirus
Alternative Ausstrahlungstermine:
17.10.2020 11:15 Uhr tagesschau24
25.09.2020 02:15 Uhr phoenix
22.09.2020 16:00 Uhr Phoenix