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Wann kommt der Impfstoff?

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Das Corona-Virus SARS-CoV-2 stellt eine nie dagewesene gesundheitliche Bedrohung für die gesamte Welt dar: Die Lungenkrankheit forderte bereits hunderttausende Opfer. Einen Impfstoff gibt es nicht: Doch die Forschungen dazu laufen auf Hochtouren. Und: Worin unterscheiden sich Virologie und Infektiologie? Darüber spricht phoenix-Moderatorin Claudia Davies mit Prof. Dr. Marylyn Addo. Sie ist Oberärztin und Leiterin der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).


* Wie lange wird die Entwicklung eines Impfstoffes dauern?
Normalerweise vergehen zehn bis 15 Jahre bis ein neuer Impfstoff entwickelt ist. Aufgrund der hohen Dringlichkeit eines Impfstoffes beschleunigen Forscher diesen Prozess jedoch: Um bei einem pandemischen Ausbruch dennoch gründlich und sicher vorzugehen, verkürzt man die einzelnen Phasen der Studien und zieht klinische Entwicklungen und die Ausarbeitung der Herstellungsprozesse vor. Verfahren können dadurch zwar aufwändiger, jedoch zeitlich auch kürzer werden. Trotz aller Anstrengungen rechnen Experten erst im nächsten Jahr mit entsprechenden Zulassungen von Stoffen gegen Covid-19.

* Wer arbeitet in Deutschland an der Impfstoffentwicklung?
Unter den Instituten und Unternehmen, die weltweit an einem geeigneten Impfstoff forschen, finden sich in Deutschland zum einen die Mainzer Biopharma-Firma "BioNtech", zum anderen das biopharmazeutische Unternehmen "CureVac" aus Tübingen. Auch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZI) arbeitet gemeinsam mit der Biopharmazeutik-Firma "IDT Biologika" daran. Für die Zulassung von Impfstoffen sind in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, verantwortlich.

* Wie weit ist die Forschung derzeit mit der Entwicklung?
Weltweit versuchen Forscher derzeit einen Impfstoff gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 zu finden. Von mehr als 100 laufenden Covid-19-Impfstoffprojekten finden derzeit sieben in Deutschland statt. Aktuell existieren 17 Impfstoff-Kandidaten: Nun wurde die erste klinische Prüfung eines Covid-19-Impfstoffes von BioNtech in Deutschland durch das Paul-Ehrlich-Institut genehmigt und es sollen weitere folgen. Weltweit handelt es sich um die fünfte genehmigte Prüfung eines präventiven Covid-19-Impfstoffes am Menschen.

* Wie läuft die Prüfung eines Impfstoffes ab?
Durchläuft ein Impfstoff-Kandidat eine klinische Studie, unterscheidet man zwischen drei Phasen: In der ersten Phase wird die Verträglichkeit des Impfstoffes in der Regel an gesunden Menschen getestet. Die zweite Phase besteht aus Tests an einer kleineren Gruppe von Menschen, bei denen aufgrund ihrer Gesundheitsdaten eine Wirkungsweise angenommen wird. Die dritte Phase besteht dann aus großangelegten Massentests, durch die Erkenntnisse über Wirksamkeit und Sicherheit gezogen werden sollen. Der Impfstoff "AZD1222" aus Oxford ist der erste, der in die dritte Phase der Studie geht. Die Universität Oxford ist derzeit am weitesten fortgeschritten bei der Prüfung von Impfstoffen.

* Virologie und Infektiologie: Der Unterschied
Spricht man über Fachleute, die sich derzeit mit der Bekämpfung des Corona-Virus auf medizinischer Ebene beschäftigen, stößt man häufig auf die Begriffe Infektiologie und Virologie. Wo ist der Unterschied? Während sich die Infektiologie allgemein mit Infektionskrankheiten ausgelöst durch Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren beschäftigt, spezialisiert sich die Virologie auf Viren und deren Wesen, Aufbau, Wirkungsweise und Weiterverbreitung. Um Virologe oder Virologin zu sein, haben sich die Fachleute in diesem Bereich entsprechend fort- und weitergebildet mittels Studium und langjähriger fachlicher Ausbildung.

Infektiologen arbeiten vor allem im Bereich der Diagnostik sowie der Therapie von Infektionskrankheiten. Zudem erforschen sie Infektionskrankheiten. Ein Teil der Infektiologen ist in der Forschung beschäftigt. Es gibt auch Infektiologen im klinischen Bereich, in dem Patienten mit Infektionskrankheiten stationär und ambulant versorgt werden. Zudem geben sie auch medizinische Beratung für Reisen.

Virologen hingegen arbeiten vorwiegend im Labor. Sie beschäftigen sich mit Virusinfektionen sowie mit den Eigenschaften und der Vermehrung von Viren. Sie forschen zudem an Behandlungen und Präventionen der ausgelösten Viruserkrankungen. Arzneimittel und Desinfektionsmittel in Bezug auf das Verhalten von Viren zu bewerten, ist eine der Aufgaben der Virologen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 20.09.2020 um 11:15 Uhr auf phoenix.