Inside Blutspende

Quelle: ARD-Pressebild
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Für die junge Spenderin Leia hält der Weg ihres Blutes einige Überraschungen bereit. Aus ihrer Vollblutspende werden drei Produkte: Rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma. Während die ersten beiden Bestandteile meistens an Krankenhäuser gehen, verkauft das DRK Plasma auch an die pharmazeutische Industrie. Einer der Empfänger ist die Frankfurter Firma Biotest, die daraus Medikamente herstellt.
Für den Vorstandvorsitzenden Dr. Michael Ramroth ist Plasma ein Rohstoff in einem boomenden Markt. Nicht zuletzt die fieberhafte weltweite Suche nach einem wirkungsvollen Mittel gegen COVID-19 sorgt dafür, dass gar nicht so viel Plasma zur Verfügung steht, wie die Firma gern verarbeiten würde.
Auch für die Blutspendedienste ist die Blutknappheit seit Jahren ein Problem. In diesem Jahr verschärft das Coronavirus die Situation noch. Im Herbst stand Transfusionsmediziner Dr. Jürgen Ringwald im DRK-Institut im schleswig-holsteinischen Lütjensee vor leeren Regalen. Wegen der Engpässe mussten in einigen Kliniken Operationen verschoben werden. Und durch die Ausbreitung von COVID-19 bleibt die Situation angespannt.
In keinem anderen Bundesland wird pro Kopf so viel Spenderblut verbraucht wie in Mecklenburg-Vorpommern. Prof. Jochen Renner ist Chef der Anästhesie an den Helios Kliniken Schwerin und gehört zu einer wachsenden Gruppe von Ärzten, die überzeugt ist, dass Blood Patient Management, gezieltes Blutsparen an den Kliniken, nicht nur die kostbare Ressource Blut schont, sondern sich dadurch auch Komplikationen bei den Patient*innen vermeiden lassen. Jede Bluttransfusion, sagt Renner, wirkt wie eine Mini-Organspende und kann das Immunsystem sehr stark belasten.
Das System der Blutspende muss sich verändern, davon ist auch Phil Porter aus Bremen überzeugt. Der junge Fotograf und Künstler würde liebend gern spenden, doch er darf nicht. Weil er homosexuell ist, müsste er vor jeder Blutspende zwölf Monate lang auf Sex mit seinem Lebenspartner verzichten, so schreibt es das Gesetz vor. Phil Porter protestiert mit aufwendigen Aktionen gegen die Diskriminierung. Und er ist nicht allein. Auch Politikerinnen und Politiker, große Firmen sowie Schwulenverbände kritisieren die Regelung. Eine erste Beratung mit Expertinnen und Experten hat im November 2020 stattgefunden. Im Gespräch ist, die Frist für homosexuelle Männer, während der sie enthaltsam leben müssen, bevor sie Blut spenden dürfen, auf vier Monate zu verkürzen.
Film von Christine Seidemann und Ute Jurkovics

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 09.03.2021 um 16:45 Uhr auf phoenix.