Wildes Marokko (2/2)

Der goldene Süden

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Der Hohe Atlas ist Lebensvernichter und -spender zugleich. Seine Gipfelregionen fangen die Wolken nach Süden hin ab und bilden damit das Tor zur Sahara.
Viele Wüstenbewohner haben sich über die Jahrmillionen spezialisiert, sich Trockenheit und Hitze angepasst. Sogar Säugetiere wie der Wüstenfuchs können so die unwirtlichsten Lebensräume besiedeln. Er muss fast nie trinken, über seine riesigen Ohren leitet er die Tageshitze ab, seine behaarten Pfoten erlauben ihm die Fortbewegung über glühenden Sand. Silberameisen haben feinste Härchen, über die sie das Sonnenlicht reflektieren. Hitzeschutzproteine machen eine Körpertemperatur von 54 Grad Celsius möglich.
Fast allen Wüstenbewohnern ist gemeinsam, dass sie die Nacht zum Tag machen. Wüstenhornvipern gehen auf die Suche nach Springmäusen, ein Afrikanischer Wüstenigel ist auf der Suche nach Walzenspinnen. Stachelschweine graben im Savannengrund nach Knollen und Wurzeln.
Während der letzten Eiszeit war der Süden Marokkos wasserreich. Die Hinterlassenschaften der mächtigen Flussläufe prägen noch heute das Landschaftsbild: die Wadis - ausgetrocknete Flusstäler einer längst vergangenen Zeit. In den Höhlen ihrer ausgewaschenen Geröllhänge haben Afrikanische Goldwölfe ihr Zuhause.
Doch manchmal kommt der Regen. Dann füllen sich diese vertrockneten Bachläufe und Lagunen. Sie werden Rastplatz für Zug- und Standvögel wie Flamingos oder Rostgänse. Die Wüste blüht während eines kurzen Zeitfensters. Dann muss alles ganz schnell gehen. Vogelküken müssen aufgezogen werden, Amphibien müssen sich verwandeln.
Der Süden Marokkos stellt die Tier- und Pflanzenwelt vor große Herausforderungen, doch die Evolution hält erstaunliche Antworten bereit.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 28.06.2022 um 11:40 Uhr auf arte.