Der Ursprung der Zivilisationen (4/4)

Wir handeln

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Handel: Der Austausch von Waren fördert Wohlstand, Zusammenarbeit und Vertrauen, daher wird er unweigerlich mit Zivilisation in Verbindung gebracht. Der Archäologe Jeffrey Rose vom Ronin Institute in den USA ist auf der Suche nach jahrtausendealten Höhlenmalereien im Oman, im Osten der Arabischen Halbinsel. Dabei stößt er auf Abbildungen von Zebus: domestizierten Hausrindern, deren Ursprung sich jedoch rund 1.600 Kilometer weiter östlich auf dem Indischen Subkontinent befindet.
Nahe der Höhlenmalereien finden Archäologen Hinweise dafür, dass einst ein Volk von der anderen Seite des Indischen Ozeans hierher kam: Grabstätten und untypische Töpfereien beweisen, dass an dieser Stelle im Oman zeitweise eine südindische Zivilisation gelebt haben muss. Diese Funde beweisen, dass das Phänomen des Handels nirgendwo besser verstanden wurde als zwischen dem heutigen Indien und Pakistan - im Indus-Tal. Hier entwickelte sich die erste Zivilisation Asiens, fußend auf der Bearbeitung und dem Tausch von Edelsteinen und Kupfer, als eine der ersten Handelswährungen.
Mit der steigenden Nachfrage nach diesen Waren weitete sich auch das Handelsnetz aus, die Indus-Kultur florierte. Entlang der Handelswege entstanden Städte wie Mohenjo-Daro oder Dholavira, die schnell zu Drehkreuzen und Zentren von Handwerk und Industrie wurden. Auch damals schon war Vertrauen eine wesentliche Voraussetzung für Handelsbeziehungen, denn Händler und Käufer mussten sich über den gerechten Preis einer Ware einigen. Die Händler im Indus-Tal waren die ersten, die dafür ein ausgefeiltes Siegelsystem schufen, eine Art Urvater des Barcodes. Das bronzezeitliche Qualitätslabel gab Verkäufer, Preis und Eigenschaften der Ware an. Handel und Zivilisation befruchteten einander, und der Austausch reichte weit über das Indus-Tal hinaus bis zum Persischen Golf.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 09.08.2022 um 16:25 Uhr auf arte.