Ramstein - Schatten einer Katastrophe

Quelle: ARD-Pressebild
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Das Unglück von Ramstein hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Auch 34 Jahre später sind Überlebende und Helfer:innen zum Teil schwer gezeichnet. Und sie klagen an: Damals wurden Sicherheitsregeln missachtet, die Rettungsmaßnahmen verliefen chaotisch, zuständige Politiker entzogen sich ihrer Verantwortung.
Die Dokumentation geht in Interviews mit Experten und Politikern den vielen offenen Fragen rund um den Flugtag nach. Der Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom war ein beauftragter Experte im Ramstein Untersuchungsausschuss. Im Interview macht er dem amerikanischen Militär schwere Vorwürfe: „Man muss der US Air Force bescheinigen, dass sie geltende Vorschriften mit tödlichem Ausgang verletzt hat.“ Der Notarzt Klaus-Peter Wresch war mit dem Rettungshubschrauber Christoph 5 als einer der ersten am Unfallort auf der Airbase in Ramstein. Er sagt, das Notfallkonzept der Amerikaner war völlig unkoordiniert: "Es gab vor Ort keinerlei Einsatzleitung oder Planung. Uns wurden Verletzte, um die wir uns gekümmert hatten, aus den Händen gerissen und auf den nächsten Pritschenwagen geworfen." Und welche Verantwortung übernahmen die deutschen Behörden? Der damals zuständige Verteidigungsminister Rupert Scholz gibt sich im Gespräch hilflos: "Ich konnte mich ganz sicher nicht hinstellen und die Amerikaner öffentlich kritisieren. Die Amerikaner haben nach ihren Regeln gehandelt."
Der Film verknüpft die politische Ebene mit der ganz persönlichen Geschichte von zwei Menschen, deren Leben durch das Unglück miteinander verbunden wurde. Roland Fuchs war mit seiner Familie auf dem Flugtag. Das abstürzende Flugzeug kam direkt auf sie zu. Fuchs erlitt Verbrennungen am ganzen Körper, seine Frau Carmen starb sofort. Die fünfjährige Tochter Nadine wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert und starb zwölf Tage später. Die Bilder von damals kann er nicht vergessen: "Was sich in meinem Inneren abspielt, das kann man absolut nicht erklären. Das Trauma verändert sich, aber es bleibt."
Der Krankenpfleger Christopher Söhnlein hatte damals seinen ersten Arbeitstag auf der Intensivstation. Ihm wurde die Tochter von Rolands Fuchs anvertraut, er pflegte sie bis zu ihrem Tod. Seitdem macht er sich schwere Vorwürfe: "Du hast Patienten bekommen, von denen man annahm, dass sie durchkommen, und sie haben bei dir nicht überlebt. Das ist das letzte Gefühl. Ein richtiges Schuldgefühl."
Die Filmemacher Benjamin Arcioli und Hans Jakob Rausch begleiten Christopher Söhnlein während einer Traumatherapie. Sie zeigen in ihrer Dokumentation, mit welchen Methoden die Verletzungen der Seele gelindert werden können, wie Roland Fuchs mit seinem Verlust umgeht und woraus er und Christopher Söhnlein heute Kraft schöpfen.
Film von Benjamin Arcioli und Hans Rausch

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 26.10.2022 um 21:45 Uhr auf Das Erste.

26.10.2022
21:45
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
27.10.2022 02:05 Uhr Das Erste
26.10.2022 21:45 Uhr Das Erste