Annie Ernaux’ Super 8 - Tagebücher

Frankreich 2021

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Gegen Ende des Winters 1972 kaufen Annie Ernaux und ihr Mann Philippe Ernaux eine Super-8-Kamera von Bell & Howell. Philippe Ernaux übernahm von 1972 bis 1981 die Rolle des Kameramannes; vor der Kamera zu sehen: Annie und ihre beiden Söhne Eric und David. Nach langer Zeit stößt Annie Ernaux erneut auf die Aufnahmen, die neun Jahre ihres Familienlebens dokumentieren. Auf den Filmrollen festgehalten sind einzigartige Glücksmomente: ein Spaziergang am Seeufer in Annecy oder in der Schlucht Gorges du Fier, Davids erste Skiabfahrt und Erics zaghafte Schwimmversuche. Doch welche Geschichte erzählen diese Aufnahmen einer französischen Mittelklassefamilie der 70er Jahre? Was verbirgt sich hinter den Weihnachtsfeiern, den lächelnden Gesichtern der Großeltern und den langsam gefilmten Landschaftsaufnahmen in der Ardèche?
Für Annie Ernaux sind diese Home-Movies mehr als nur Familienerinnerungen - sie zeugen von den Sehnsüchten und Träumen einer ganzen sozialen Klasse nach 1968. Die Bilder zeigen den Alltag der Ernaux‘, hin- und hergerissen zwischen den Reizen der neuen Konsumgesellschaft und ihren eigenen intellektuellen Bestrebungen. Nach 1977 ist es vorbei mit Geburtstagsessen und intimen Familienmomenten. Immer seltener sind Menschen und Gesichter auf den Filmrollen zu sehen. Das Paar wird sich langsam fremd, und die liebevolle junge Mutter erinnert sich daran, wer da noch in ihr steckt: eine Frau mit dem brennenden Drang zu Schreiben.
Der Film, der 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes lief, gibt Einblicke in einige der prägendsten Jahre aus dem Leben von Annie Ernaux. „Annie Ernaux’ Super 8 - Tagebücher“ ist intime Familienbiografie und universelles Zeitdokument zugleich - aus der Feder von Annie Ernaux.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 28.10.2022 um 02:30 Uhr auf arte.