Wunder der Karibik - Die Korallengärten

Film von Scott Alexander
Deutsche Bearbeitung: Astrid Spielberger
44min
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)

Jahrhundertelang waren die kleinen Eilande und ihre vorgelagerten Korallenriffe tödliche Fallen für die Seefahrt im Karibischen Meer. Der Meeresboden ist übersät mit Wracks von Schiffen.

Die Wracks wurden von Piraten oder Hurrikans versenkt. Die Piraten und ihr Gold sind längst verschwunden, doch die Schätze unter Wasser sind geblieben: Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Wracks in reiche Biotope verwandelt.

Ob Korallenfische, Riffkalmare, Buckelwale oder Haie - die Korallengärten der Karibik sind die Heimat einer vielfältigen Lebensgemeinschaft von Meeresbewohnern.

130 Kilometer nördlich der Dominikanischen Republik liegen die Silverbanks - ein seichtes Korallenriff, das ein Paradies für Taucher ist. Ihren Namen verdankt die Region einer spanischen Galeone, die hier um das Jahr 1600 schwer mit Silber beladen sank. Heute sind die Silverbanks zwischen Dezember und April Schauplatz eines einzigartigen Naturschauspiels: Etwa 3000 Buckelwale ziehen dann über die Korallengärten und erfüllen die Region mit Walgesängen. Die Walbullen sind auf Brautschau: Mit ihren eindrücklichen, bis zu einer halben Stunde andauernden Liedern, die gut 30 Kilometer weit zu hören sind, umwerben sie die Weibchen. Sie üben sich in einer Art Minnesang, der von Jahr zu Jahr in Länge, Stimmlage und sogar Dialekt variieren kann.

Die prächtigen Korallengärten der Silverbanks sind aber nicht nur der perfekte Rahmen für das Liebeswerben der Buckelwale, die seichten, ruhigen Gewässer eignen sich auch bestens als Kinderstuben. Hier erhalten die jüngsten Walkälber unter der fürsorglichen Anleitung ihrer Mütter Tauchunterricht. Ende April ziehen die Buckelwale dann ins offene Meer des Nordatlantiks weiter.

Unzählige Korallenriffe im Karibischen Meer reichen knapp unter die Wasseroberfläche und wurden so vielen Schiffen zum Verhängnis. Durch Navigationsfehler, Piraten und gefährliche Riffe wurden Regionen wie der "Black Rock Point" nahe den britischen Jungferninseln zu einem Friedhof für Schiffe, die sich im Lauf der Jahrzehnte in Biotope verwandelten. Die "RMS Rhone", ein 94 Meter langer Transatlantik-Dampfer, der Post, Passagiere und Ladung transportierte, sank am 29. Oktober 1867 in einem gewaltigen Hurrikan. 147 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben. Es gab nur 23 Überlebende. Das Wrack zerbarst in vier Teile, die in einem Umkreis von 200 Metern in rund 20 Meter Tiefe verstreut sind.

140 Jahre nach dem Untergang des stolzen Dampfers ist beinahe das gesamte Wrack zu einer neuen Behausung für Meerestiere geworden. Während in den Maschinen- und Lagerräumen Muränen auf die Jagd gehen, haben sich an allen Eisenteilen des Schiffs, die das Sonnenlicht erreicht, Weich- und Steinkorallen festgesetzt. Die einstigen Decks sind heute die Jagdgebiete der Barrakudas, während vor der gespenstischen Kulisse des Schiffs Haie patrouillieren.

Die meisten Inseln der Karibik sind von Korallengärten umsäumt, die nur einen Steinwurf von den Sandstränden entfernt liegen. Die Buchten der Cayman Islands bieten eine besondere Attraktion: Jedes Jahr kommen Tausende Touristen hierher, um im knietiefen Wasser aus nächster Nähe Schwärme von Stachelrochen zu beobachten. Stachelrochen sind Meeresbewohner der seichten Küstenregionen. Doch hier ist es schwer zu sagen, wo die Riffe tatsächlich enden und das offene Meer beginnt.

Vor den Caymans fallen die Korallenriffe zum offenen Meer hin in mehreren Stufen über Hunderte Meter ab, bis hin zum Kaimangraben, dem tiefsten Punkt im Karibischen Meer: Hier treffen in rund 7200 Metern Tiefe zwischen Jamaika und Kuba die tektonischen Platten Nordamerikas und der Karibik aufeinander.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 27.11.2022 um 18:46 Uhr auf 3sat.

27.11.2022
18:46
Art:Dokumentation
Kategorie:Wissenschaft, Technik und Umwelt
Themenbereich:Natur/Umwelt/Ökologie
Erstsendung:17.04.2007 ORF