Baumeister des Tierreichs

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Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Schon lange vor dem Menschen widmeten sich andere Lebewesen der Architektur und bauten Häuser, Städte und sogar ganze Landschaften. Sorgfältig entwickelten sie dabei bemerkenswerte Fertigkeiten als Töpfer, Erdbauarbeiter, Architekten oder Bodenbelüfter und schaffen Wohnräume, die sich perfekt an die Umgebung anpassen.
Ob bloß einen Tag oder ein Leben lang, ob im Wasser oder außerhalb, ob in den Lüften oder auf der Erde - die Bauwut entsteht bei den Tieren genau wie beim Menschen stets aus der Notwendigkeit, die Lebensbedürfnisse zu befriedigen: Nahrung finden und lagern, den Nachwuchs sicher vor Fressfeinden großziehen und sich vor dem Wetter schützen. Im Unterschied zum Menschen verwenden sie für den Bau allerdings nur natürliche, abbaubare Rohstoffe.
Die Tiere setzen ihrer Fantasie dabei keine Grenzen und arbeiten mit ihren Füßen, Schnäbeln, Mäulern oder Tentakeln; ihre Werkstoffe sind Blätter, Äste, Steine oder Erde. Die meisten Tiere gehören zur Gruppe der Baumeister.
Besonders der Rosttöpfer und der Dachs stechen mit ihren Bauten hervor. Der Vogel mit dem rostfarbenen Gefieder ist in der Lage, aus den spärlichen Ressourcen der Pampa einen perfekt geschlossenen Lehmbau auf den Ästen der Bäume zu errichten. Der Dachs hingegen arbeitet im europäischen Unterholz unermüdlich an einem großen Erdbau, der über Generationen hinweg bewohnt und erweitert wird und zu einem unterirdischen Palast mit mehreren Eingängen und Zimmern heranwächst. Die Dachse können es sich hier gemütlich machen und ihren Nachwuchs ungestört großziehen.
Für die Stadtplaner gilt „Einigkeit macht stark“ und je nach Herausforderung entstehen dabei extrem komplexe, vielfach nutzbare Organisationen und Infrastrukturen. Die einfache Stadt der Brunnenbauer-Goldstirn-Kieferfische hingegen gleicht fast unseren Wohnsiedlungen, in denen freundliches Miteinander und Individualismus gleichermaßen möglich sind.
Die Siedelweber gehen bei den Prinzipien des Zusammenlebens noch einen Schritt weiter: Im Schwarm bauen die Vögel riesige, Städten nicht unähnliche Nester. Doch sobald es an die Inneneinrichtung geht, ist das Pärchen, das einzieht, am Zug. Betrachtet man die landschaftsgestaltenden Tiere über einen längeren Zeitraum, wirken sie fast ein wenig wie die Schöpfer eines Ökosystems.
Experten auf diesem Gebiet sind die Regenwürmer. Sie graben Gänge in den Boden und bilden Humus, ein unerlässliches Substrat für das Leben in allen fruchtbaren Böden der Erde.
Jedes dieser Tiere erinnert uns auf seine Weise daran, dass jede Form der Baukunst ein schöpferischer Akt in Harmonie mit dem jeweiligen Umfeld sein sollte. Jeder, der ein Haus, eine Stadt oder eine Landschaftsgestaltung plant, sollte über den Tellerrand hinweg denken und die Artenvielfalt berücksichtigen ...

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 25.11.2022 um 18:30 Uhr auf arte.