Lappland - Rentiere im Stress

Quelle: ARD-Pressebild
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„Früher haben wir von ihnen gelebt. Heute müssen wir sie durchfüttern“, sagt der Rentierhirte Nils Peder Isaksen Gaup und wirft mit beiden Händen Futter-Pellets aus dem Schlitten, wie Kamellen beim Karneval in Köln. Sechshundert Kilo für sechshundert Tiere – eine Tagesration. Eine eindringliche Szene aus der "mein ausland"-Reportage „Lappland. Rentiere im Stress“ – gedreht auf der Hochebene von Kautokeino, da wo Norwegen ans Nordpolarmeer grenzt, dem alten Stammland der Samen.
Der Dokumentarfilmer Tilmann Bünz fand sich plötzlich umringt von sechshundert tragenden Rentiere. Die „Vajas“, die weiblichen Tiere, sind das Kapital der Rentierhirten. An sich scheuen Rentiere Menschen, vor allem wenn sie schwanger sind. Aber der Hunger verändert alles.
Überall das gleiche Lied. Das Klima spielt verrückt. Auf 30 Grad Minus folgt Tauwetter und versperrt den Tieren den Zugang zu ihren natürlichen Futterquellen. Der Klimawandel führt zur Futterkrise – und die Rentiere werden zu Kostgängern. Die Jahre der letzten freien Rentierherden sind gezählt.
Die "mein ausland"-Reportage führt durch weite Teile Sapmis, wie die Ureinwohner des Nordens ihr Siedlungsgebiet nennen, etwa nach Jokkmokk, dem Ort wo alljährlich seit 1605 der Wintermarkt stattfindet. Dort lebt Anders Sunna, der wohl bedeutendste männliche samische Künstler Schwedens, der 2022 mit seinen großformatigen Collagen auf der Biennale in Venedig vertreten war.
Sunna nimmt uns mit nach Kallak, wo bald eine neue Erzgrube ganz in der Nähe des Welterbes „Laponia“ entstehen soll. Mit großen Schritten stapft er durch den tiefen Schnee. Auf diesem Waldweg werden wohl bald 100 Lastwagen fahren und die uralten Wanderrouten der Rentiere kreuzen. Keine Frage, wer da den Kürzeren zieht ...
Film von Tilmann Bünz

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 28.11.2022 um 18:00 Uhr auf phoenix.