Amma & Appa – Eine bayerisch-indische Liebe

2014
Rezension zu Amma & Appa – Eine bayerisch-indische Liebe
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Zwischen Bayern und Indien gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt. Oder sind es nur die gleichen Mechanismen, die wirken, wenn Eltern ihre Kinder in die Hände eines zukünftigen Schwiegersohn oder einer Schwiegertochter legen sollen? Vom Zusammentreffen der Kulturen beim Loslösen der Generationen handelt der in München entstandene Dokumentarfilm »Amma & Appa«. Er handelt von zwei jungen Verliebten - sie aus Bayern, er aus Indien. Und von ihren Eltern.

 

Wenn junge Filmemacher ein Thema für einen Film suchen, dann landen sie meistens ziemlich schnell bei Bekannten, bei Verwandten oder gleich bei sich selbst. Die Ich-Doku ist ein beliebtes Genre geworden, das sich sich beim Zuschauer scheinbar schneller abnutzt, als es aus den Lehrplänen der Filmhochschulen verbannt werden kann. Andererseits sei das gar nicht so schlimm, meint Franziska Schönenberger, die an der HFF in München ihr filmisches Handwerk gelernt hat. Auch sie ist für »Amma und Appa« bei sich selbst gelandet und empfiehlt das als Selbstfindungsprozess: »Die persönliche Außenwahrnehmung, also wie man sich selber wahrnimmt, wird auf den Kopf gestellt.«

Auf den Kopf stellen, Widersprüche aufzeigen, Gegensätzliches vor der Kamera zusammen zu bringen - das ist natürlich ein zeitgemäßer Ansatz für das dokumentarische Filmemachen. Und so wird die Selbstfindung nicht nur gefilmt, sondern quasi auf die dialektische Spitze getrieben. Sei es in »Sound of Heimat«, wo ein Neuseeländer deutsche Volksmusik entdeckt, oder in »Beerland«, wo ein Amerikaner deutsche Bierseeligkeit ergründen will. Beides übrigens durchaus gelungene Exemplare eines dokumentarischen Films, der emotionalisieren und zugleich unterhalten will.

Franziska Schönenberger erzählt in diesem Dokumentarfilm ebenfalls ihre eigene Geschichte, die mit einem anständigem Drehbuch auch zu einer humorvollen Culture-Clash-Komödie passen würde. So einer, wie man sie aus französischer Produktion derzeit in »Monsier Claude und seine Töchter« in den deutschen Kinos sehen kann.

Franiska hat sich in München in Jay verliebt, einen Tamilen, der in Wirklichkeit Jayakrishna Subramanian heißt. Als die beiden heiraten wollen, beginnt eine ganz besondere Bildungsreise: Franziska und Jay wollen ihre jeweiligen Eltern überzeugen, dem Paar ihren Segen zu geben. Das ist bei seinen Eltern überraschend schwieriger als bei ihren. Und so reisen die Münchner mit zukünftigem Schwiegersohn nach Indien zwecks gegenseitigem Kennenlernen. Das wiederum bietet natürlich schöne Bilder (sechs Menschen in Trachten im indischen Fotostudio) und bringt erstaunliche Erkenntnisse (der strenge Vater von Jay befürchtet vor allem, dass sein Sohn von Alkohol verdorben werden wird).

Der Film lief bei der Berlinale im Programm Perspektive Deutsches Kino und beim diesjährigen DOK.Fest München. Zorro Film bietet die Koproduktion der HFF München mit dem Bayerischen Rundfunk nun im deutschen Kinovetrieb an.

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Kinostart:04.09.2014 in Deutschland
09.02.2014 in Internationale Filmfestspiele Berlin 2014
weitere Titel:
Amma & Appa – Eine bayerisch-indische Liebe
Amma & Appa
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Deutschland
IMDB: 62
Offizielle Webseite:www.ammaandappa.com
Regie:Franziska Schönenberger
Jayakrishnan Subramanian
Drehbuch:Franziska Schönenberger
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