Beerland

2013
Rezension zu Beerland
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Ein Prosit, ein Pro-ho-sit, der Gemüüütlichkeit! Wer mit diesen Worten wenig bis gar nichts anfangen kann, ist in »Beerland« genau richtig. Ein Heimat-Dokumentarfilm auf den Spuren des großen deutschen Bierdurstes. Ein Amerikaner entdeckt das Geheimnis des Gebräus und hofft dabei, die Seele der Deutschen zu erkennen - oder wenigstens ihre Leberwerte. Der Film gehörte zu den positiven Überraschungen, die uns das letztjährige Dok-Leipzig-Festival bescherte. Nun, zur Frühlingsfest-Zeit, kommt die Suche nach dem Reinheitsgebot für deutsche Biertrinker auch in deutsche Kinos.

Ja, ja, die Deutschen und ihr Bier. Ein Amerikaner geht das erste Mal in seinem Leben ins Mekka des Weizensaftes - aufs Münchner Oktoberfest. »Wir sind schon seit 40 Minuten hier«, sagt er nach einer Weile, »und haben noch immer kein Bier.« So kann es kommen, aber irgendwie, macht er da wohl etwa falsch. Ist es nicht so, dass die meisten Bierzelt-Gäste nach dieser Zeit schon auf den Tischen tanzen? In Wirklichkeit geht es ja auch darum in »Beerland«: Wie tickt der Deutsche? Der er aus Missouri stammende Matt Sweetwood stellt die Frage anders: Wie trinkt der Deutsche? 

Und süffisant geht es weiter, wenn Bierforscher Matt durch Deutschland reist auf der Suche nach der Antwort auf den großen Bierdurst der Deutschen. Natürlich ist der Gerstensaft nur der Treibstoff, der den Wahl- und Zufallsdeutschen Sweetwood durch deutsche Landschaften führt. Ein promillehaltiger Roadtrip also in die Geheimnisse der deutschen Mentalität. Da wird das Reinheitsgebot zum Neuen Testament erklärt und das »flüssige Brot« zur Ursubstanz deutscher Kultur verklärt. Mitunter kann man das schwer runterschlucken, aber dem amerikanischen Filmemacher ist dennoch ein unterhaltsamer Dokumentarfilm gelungen. Gerstensaft-Katharsis im Zeichen der neu entdeckten Besinnung auf Werte und (Un-)Sitten der eigenen Heimat.

Besonders erwähnenwert ist der illustrative Anteil des Filmes. Weil Sweetwood auch viele Episoden aus der deutschen Bierhistorie in seine Trinkerpanoptikum einreiht, musste er mangels Quellmaterial mit grafischen Abbildungen arbeiten. Für diese sehr ästhetischen Tricksequenzen bekommt er von uns eine Extra-Freibier spendiert. Für den Lerneffekt bei diesen historischen Minikursen darf er sich noch ein zweites Glas bestellen. Prost!

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Kinostart:25.04.2013
25.04.2013 in Deutschland
weitere Titel:
Beerland
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Deutschland
Originalsprache:Deutsch
IMDB: 110
Offizielle Webseite:www.beerland.de
Regie:Matt Sweetwood
Drehbuch:Matt Sweetwood
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