The Doors: When You’re Strange

2009

The Doors: When You’re Strange ist eine US-amerikanische Kino-Dokumentation aus dem Jahr 2009 über die Rockgruppe The Doors. Regie führte der Filmemacher Tom DiCillo. Der abendfüllende Dokumentarfilm zeichnet die Entwicklung der Band von der Gründung bis zum Tod des Sängers Jim Morrison in überwiegend chronologischer Reihenfolge nach.

Der Film basiert ausschließlich auf zeitgenössischen Aufnahmen, die meist in schneller Schnittfolge montiert sind, darunter ein Hochschulmarketingfilm der Florida State University mit dem jungen Jim Morrison (1962), ein Film aus dessen UCLA-Studienzeit (1965), Fernsehauftritte der Doors von der Ed Sullivan Show (1967) bis zur PBS-Show Critique (1969), Studioaufnahmen in Los Angeles und Auszüge aus Paul Ferraras Konzertfilm A Feast of Friends (1969). Dazwischen sind Sequenzen aus Morrisons unvollendetem Filmprojekt HWY: An American Pastoral (1969) geschnitten, die den Sänger in einem Shelby Mustang als vagabundierenden Highway-Mörder in der Mojave-Wüste zeigen, sowie politisch-historische Aufnahmen der späten 1960er Jahre.

Der Dokumentarfilm wurde erstmals am 17. Januar 2009 beim Sundance Film Festival im Wintersportort Park City und anschließend auf zehn weiteren amerikanischen und europäischen Filmfestivals gezeigt. Da beim Sundance Film Festival Kritik an der monotonen Off-Stimme DiCillos aufgekommen war, gewann der Regisseur für eine Neufassung der Erzählspur US-Schauspieler Johnny Depp. Für den Soundtrack wurden mit diesem zudem Rezitationen von Morrison-Gedichten aufgezeichnet. Der überarbeitete Film wurde erstmals am 21. Juni 2009 beim Los Angeles Film Festival gezeigt und kam am 9. April 2010 in die US-Kinos.

Die noch lebenden Doors-Mitglieder, welche die Darstellung ihrer Band durch US-Regisseur Oliver Stone in dem Spielfilm The Doors von 1991 aufgrund zahlreicher künstlerischer Freiheiten und der Darstellung des Sängers als außer Kontrolle geratenem Soziopathen kritisiert hatten, äußerten sich sehr wohlwollend über DiCillos Dokumentarfilm („the true story of the Doors“).

Am 1. Juli 2010 kam DiCillos Werk unter dem Titel The Doors: When You’re Strange in die deutschen Kinos. Die Feuilletons der deutschsprachigen Zeitungen besprachen den „sensationelle[n] Dokumentarfilm“[1] überwiegend positiv. Die Rezensentin der Süddeutschen Zeitung grenzte DiCillos Ansatz deutlich von dem seines Vorgängers ab: „Bei den Aufnahmen legendärer Songs, von ‚Light my Fire‘ bis ‚People are Strange‘, ist man so nah dabei, dass Oliver Stones 1991 entstandene Spielfilmversion dagegen reichlich exaltiert, lächerlich und künstlich wirkt.“[2]

Der Film wurde im Februar 2011 in Los Angeles mit einem Grammy in der Kategorie „Bestes Musik-Langvideo“ ausgezeichnet.

Quelle: Wikipedia(deutsch)
Rezension zu The Doors: When You’re Strange
Thomas Schneider
Thomas Schneider

Völlig zu Unrecht wird die Musik der Rockband The Doors heute vor allem auf das Mitwirken von Sänger und Texter Jim Morrison reduziert. Dem mit 27 Jahren an seinem exzessiven Leben zu Grunde Gegangenen wird auch in Tom DiCillos Dokumentarfilm ein Denkmal gesetzt. Dabei wäre es an der Zeit, die anderen Bandmitglieder zu würdigen. Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore kommen kurz weg. Heldenverehrung garantiert auch im Dokumentarfilm Erfolg. Und Morrison wurde nach seinem Tod im Erbrochenen kurzum zum größten Helden der Rockmusik stilisiert.

Es ist eigentlich erstaunlich, dass es über eine der einflussreichsten Bands der sechziger und siebziger Jahre bis heute keinen dokumentarischen Film gab. Oliver Stones Filmporträt "The Doors" liegt auch schon wieder 19 Jahre zurück - und war eine inszenierte und mit Schauspielern nachgestellte Biographie. So gesehen hatte Regisseur DiCillo ("Living in Oblivion") den richtigen Riecher. Die Musik der Doors ist nämlich keineswegs vergessen. "Light My Fire", "Break on through" oder "When the music is over" sind Songs, die nicht nur im Oldieradio laufen. Sie haben für eine Generation der heute 40- bis 60-Jährigen den Soundtrack des Lebens geschrieben.

Für sie, die mit der Musik der Doors auch den Aufbruch in eine andere Zeit verbinden, hat Tom DiCillo (Foto rechts) diesen Film eigentlich gemacht. Und doch ist gerade für diese Zuschauer nichts Neues dabei. Zunächst stützt sich der Regisseur auf eine ganze Menge an Fakten, erschlägt den Zuschauer beinahe mit seinem dokumentarischen Quellmaterial. Morrison steht stets im Vordergrund. Einen ganz besonderen Dreh hat DiCillo gefunden, um einen von Morrison gedrehten und nicht vollendeten Film einzubringen. In diesem Film fährt Morrison selbst auf dem Highway . Als er das Radio anschaltet, hört er die Nachricht von seinem eigenen Tod. Durch diese Verfremdung - eine Idee des Regisseurs - wird das dokumentarische Fundstück entwertet. DiCillo musste seinen Zuschauern eigens erklären, dass Morrison sich tatsächlich selbst spielte und nicht von einem Mimen nachgestellt wurde. So kann man Realität auch irreal erscheinen lassen. Morrison hätte es vielleicht sogar guut gefunden und einen Line auf den Fake gezogen.

Wer so leichtsinnig mit seltenem Quellmaterial umgeht, der ist auch an anderen Stellen wohl eher geneigt, auf Showelemente zu setzen. Der Film konzentriert sich leider zu stark auf die Band ohne vergisst, ihre Erfolge in einen zeitgeschichtlichen Kontext zu stellen. Diesen Fehler haben schon viele gemacht. Ein Blick in die Web-Enzyklopadie Wikipedia ist erhellend: der solide Eintrag über die Doors, wird von dem über Jim Morrison um ein Vielfaches geschlagen. Über Robby Kriegers Mitwirken bei den Doors - immerhin ein bahnbrechendes Gitarrenspiel - findet man gerade mal einen Absatz. Lobend muss man erwähnen, dass DiCillo auf Reactments und die übliche Befragung von Zeitzeugen verzichtet hat. Sein Film entwickelt deshalb eine enorme Dynamik. Das Originalmaterial wird von der Musik der Doors beflügelt.

Bereits Anfang 2009 wurde der Film beim Sundance-Festival vorgestellt. Seither gab es eine gravierende Veränderung: Der Kommentar wurde anfangs noch vom Regisseur selbst eingesprochen. Nun hat dies der berühmte Schauspieler Johnny Depp übernommen. Auch das, meint man, ist wohl eher dem Markt geschuldet als einer künstlerischen Eingebung. Der Name des Schauspielers taucht dann auch gleich dick in der Bewerbung des Filmes auf. In Deutschland wird "The Doors - When You are strang" im Originalton mit Untertiteln gezeigt - d hat der deutsche Verleih Kinowelt eine gute Entscheidung getroffen.

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Kinostart:2010
01.07.2010 in Deutschland
30.10.2010 in Japan
weitere Titel:
When You're Strange id ast
The Doors: When You’re Strange
When You’re Strange fi
ドアーズ/まぼろしの世界
The Doors: When you're strange
The Doors: When You're Strangenn nb
Genre:Dokumentarfilm, Rockumentary, Filmbiografie
Herstellungsland:Vereinigte Staaten
Originalsprache:Englisch
Farbe:Farbe
IMDB: 9797
Verleih:B's International, Netflix
Offizielle Webseite:www.whenyourestrangemovie.com
Regie:Tom DiCillo
Drehbuch:Tom DiCillo
Musik:The Doors
Produzent:Peter Jankowski
Darsteller:Jim Morrison
John Densmore
Johnny Depp
Ray Manzarek
Robby Krieger
Robert F. Kennedy
Elvis Presley
Ed Sullivan
Andy Warhol
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Rezensionen:

2011
Grammy Awards
Grammy
Best Long Form Music Video
Gewinner
2010
SXSW Film Festival
Audience Award
24 Beats Per Second
Gewinner
2009
Sundance Film Festival
Grand Jury Prize
Documentary
Nominiert
Datenstand: 30.06.2022 17:34:47Uhr