Jiřina Štěpničková
Jiřina Štěpničková (* 3. April 1912 in Prag; † 5. September 1985 ebenda) war eine tschechische Film- und Theaterschauspielerin. Ihr Sohn ist der Schauspieler Jiří Štěpnička.
Ihre Familie stammte von der Böhmisch-Mährischen Höhe, Jiřína Štěpničková lebte und studierte aber in Prag. Schon in ihrer Studienzeit gastierte sie im Jahre 1928 im Befreiten Theater (Osvobozené divadlo), und später hatte sie Engagements im Prager Nationaltheater.
Ab der ersten Hälfte der 1930er Jahre trat sie in Filmen auf (Maryša, 1935). Dass sie während des Krieges nicht in deutschen Filmen spielte, war ihr eigener Entschluss. Ihr erster Ehemann war der Medizinstudent Ilja Kopřiva (1919–2018), von dem sie sich 1943 scheiden ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte sie eine Zeitlang im Ausland. In London brachte sie einen Sohn, Jiří, aus ihrer Beziehung mit dem Kunstpädagogen und Künstler Jan Samec (1917–1988), zur Welt. Im Februar 1948 unterzeichnete sie den Aufruf der Kulturschaffenden „Vorwärts, keinen Schritt zurück (Kupředu, zpátky ni krok)“ zur Unterstützung der neu entstehenden Nationalen Front. Später wurde sie Opfer einer provokativen Aktion der kommunistischen Geheimpolizei und wurde im Dezember 1952 nach zweitägigem Prozess zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Ihre Schwester bat 1954 Präsident Antonín Zápotocký um Begnadigung. Zeitgleich wandten sich per Gnadengesuch auch Vertreter des tschechischen Theaters und der tschechischen Kultur, wie Martin Frič, Jiří Trnka, Ladislav Pešek, Jaroslav Průcha, František Salzer, Jaroslav Marvan, Bohuš Záhorský, Zdeněk Štěpánek, Růžena Nasková, Dana Medřická, Eduard Kohout, Zdenka Baldová, Lída Vostrčilová, und weitere an den Staatspräsidenten. 1955 baten die Schauspieler, an der Spitze mit Leopolda Dostalová, erneut um Gnade für ihre Kollegin. 1956 stellte Jaroslav Vojta einen weiteren Antrag. Štěpničkovás Strafe wurde schließlich von 15 auf 10 Jahre verkürzt.
Fast zehn Jahre verbrachte sie im Gefängnis in Pardubice. Ihre Entlassung auf Bewährung erfolgte zwei Monate vor der Präsidentenamnestie im Jahre 1960. Jiřina Štěpničková konnte dann ihren Beruf wieder aufnehmen. Nach acht Jahren, am 5. Mai 1968, wurde sie mit dem Titel „Verdiente Künstlerin“ (Zasloužilá umělkyně) ausgezeichnet. Sie starb 1985 an Krebs.
Sie wurde auf dem Wolschaner Friedhof (Olšanské hřbitovy) in Prag 3 beerdigt. Im Herbst 2022 kündigte die Familie die Verlegung des Begräbnisortes auf den Wyschehrader Friedhof (tsch. Vyšehradský hřbitov) an, wo bedeutende Schriftsteller, Komponisten, Maler, Schauspieler, Sänger und Wissenschaftler bestattet sind.
Ihr Studium am Konservatorium in Prag schloss sie nicht ab, sondern ging 1930 ans Prager Nationaltheater (Národní divadlo). Nach sechs Jahren wechselte sie das Theaterengagement und spielte 1936 bis 1951 am Theater in den Königlichen Weinbergen (Divadlo na Vinohradech), abwechselnd als ständige Gastschauspielerin oder als Ensemblemitglied. Mit Beginn der 1930er Jahre war Štěpničková vermehrt auch beim tschechischen Film zu sehen. Besondere Aufmerksamkeit verdiente sie sich durch ihre Rolle in Maryscha (Maryša). Als Darstellerin war sie ziemlich gefragt, blieb aber immer ein wenig im Schatten anderer Schauspielerinnen der Ersten Republik. Sie spielte vor allem traurige Rollen unglücklich verliebter Mädchen, trat aber auch in einigen Komödien auf. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis trat sie der Schauspieltruppe des Stadttheaters in Kladno (1961–1962) bei; von 1962 bis zu ihrem Tod (1985) gehörte sie zum Ensemble des Prager Realistischen Theaters (Realistické divadlo).