Die Hand am Po - Macht und Sex am Arbeitsplatz

Ein Film von Nicola Graef

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ein Jahr nach den aufsehenerregenden Enthüllungen um sexuelle Belästigungen des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein erzählt die Autorin Nicola Graef in ihrem Film "Die Hand am Po - Macht und Sex am Arbeitsplatz" von den Nöten der Opfer von sexueller Belästigung und zeigt, wie vielschichtig die Fälle sind und dass es auch nach "MeToo" für Betroffene keine einfachen Lösungen gibt.


Siegfried Mauser führte ein erfolgreiches Leben als Musiker. Als Professor leitete er die Musikhochschule in München und das Mozarteum in Salzburg, wurde als Pianist gefeiert. Doch hat er auch Frauen sexuell belästigt? Mehrere Kolleginnen werfen ihm genau das vor.

Christine Schornsheim ist eine davon. Sie hat eine schwierige Zeit hinter sich. Als sie vor einigen Jahren mitbekam, dass Siegfried Mauser als Zeuge für einen Kollegen aussagen sollte, der wegen verschiedener Delikte gegen Studierende angeklagt werden sollte, "war bei mir das Fass zum Überlaufen gekommen. Ich habe mich bei der Kripo gemeldet und dann eine Aussage gemacht. Ich wollte deutlich machen, dass die Glaubwürdigkeit des Zeugen in Frage zu stellen ist. Ich hatte nicht vor, ein eigenes Verfahren anzustrengen, doch nach der drei stündigen Aussage sagte die junge Kripo-Beamtin, jetzt haben wir einen neuen Fall".

Der Angeklagte bewertet die Ereignisse, die Jahre zurückliegen, mit einem ganz eigenen Blick. Er sehe sich als Kind der siebziger Jahre, offen und sexuell aufgeschlossen, mitnichten habe er die Situationen ausnutzen wollen und die Frauen gegen ihren Willen genötigt. Das ist seine Version bis heute. Nach zwei Instanzen und einer Revision wird das Urteil im September 2018 rechtskräftig - neun Monate Haft auf Bewährung. "Jetzt kann ich mit dem Fall endlich abschließen", sagt Schornsheim. "Am meisten freue ich mich nicht mal über das Strafmaß, sondern dass mir der Richter geglaubt hat."

Wie hilflos und erniedrigt man sich nach solchen Vorfällen fühlt, das hat auch eine Berliner Chirurgin schmerzlich erlebt. Die Ärztin berichtet in dieser Dokumentation von den Annäherungsversuchen ihres Vorgesetzten und dem Entzug wichtiger Aufgaben am Arbeitsplatz, nachdem sie ihren Vorgesetzten abgewiesen habe. Ihr Fall landete vor dem Arbeitsgericht, verhandelt wurde - wie so oft in solchen Fällen - nicht der Vorwurf der sexuellen Belästigung, sondern die später folgende Kündigung der Ärztin. So gab es am Ende auch kein Urteil darüber, ob ihre Vorwürfe juristisch als sexuelle Belästigung zu werten sind oder nicht. Für die Ärztin bleibt das Erlebte eine traumatische Erfahrung. Sie hat sich ausgeliefert und ungeschützt gefühlt - und das bis heute nicht vergessen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 17.03.2019 um 13:15 Uhr auf tagesschau24.

17.03.2019
13:15
Livestream
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Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Recht/Justiz, Menschen im Alltag, Weltfrauentag
Alternative Ausstrahlungstermine:
17.03.2019 13:15 Uhr tagesschau24
17.03.2019 00:20 Uhr tagesschau24
13.03.2019 22:10 Uhr WDR