Die Story im Ersten: Krankenhäuser schließen - Leben retten?

Film von Meike Hemschemeier

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Krankenhäuser kann man nicht genug haben - das glauben viele Menschen. Doch nicht jede Krankheit kann überall auf hohem Niveau behandelt werden. Wo aber die Erfahrung fehlt, können Patienten Komplikationen erleiden, im schlimmsten Fall sogar sterben. Der Film zeigt, wie trügerisch die Sicherheit in dem kleinen gemütlichen Krankenhaus um die Ecke ist. Und er macht deutlich, dass die Kliniklandschaft im vermeintlich besten Gesundheitssystem der Welt buchstäblich keinen Plan hat. Sie ist nicht das Ergebnis sachorientierter Entscheidungen, sondern Produkt eines zerstörerischen Konkurrenzkampfes. Das bezahlen Patienten mit ihrem Leben.


Krankenhäuser kann man einfach nicht genug haben - das glauben viele Menschen. Je näher man es zu einer Klinik hat, desto schneller ist man schließlich da. Das stimmt. Dieser Film zeigt jedoch: Schnell ist nicht unbedingt gut. Nicht jede Krankheit kann überall auf hohem Niveau behandelt werden. Wo aber die Erfahrung fehlt, können Patienten unnötige Komplikationen erleiden, im schlimmsten Fall sogar sterben. Das passiert in Deutschland Tag für Tag.

Gisela P. litt unter einer weitverbreiteten Krankheit: Schwere Arthrose am Hüftgelenk. Als ihr der Arzt ein neues Gelenk empfiehlt, muss sie wie viele Patienten eine schwierige Entscheidung treffen: 1200 Krankenhäuser bauen in Deutschland Hüftgelenke ein. Die Unterschiede sind den meisten unklar - und so wählen die Patienten meist die nächstgelegene Klinik aus. Wie viel Erfahrung man dort mit der Implantation von Prothesen hat, weiß Gisela P. nicht. Das Ergebnis der OP: ein vier Zentimeter kürzeres Bein und vier Jahre lang Schmerzen - bis eine Spezialklinik in Hamburg, die Tausende Hüftgelenke pro Jahr einsetzt, den Fehler behebt.

Seit Jahren kritisieren Gesundheitsexperten wie Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin, dass es hierzulande zu viele Krankenhäuser gibt: "Um die Patienten qualitativ optimal zu versorgen, müssen wir endlich Hospitäler schließen. Sonst gefährden wir die Gesundheit der Patienten." Eine Erkenntnis, die seit Jahren auch bei Gesundheitspolitikern angekommen ist. Allein: Niemand hat den Mut dazu.

Wie gravierend das Problem ist, hat eine umfangreiche Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Der Film hat ihre Entstehung exklusiv begleitet. Acht renommierte Gesundheitsforscher aus ganz Deutschland haben zusammen mit einem Forschungsinstitut erstmals berechnet, wie viele Krankenhäuser in Deutschland für eine hochwertige stationäre Versorgung optimal wären. Eine Studie, die für Aufregung sorgen wird: Denn am Beispiel einer deutschen Region zeigt die Studie, dass dort zwei Drittel der existierenden Kliniken geschlossen werden sollten. Nicht um Geld zu sparen, sondern um Komplikationen zu vermeiden und Patienten zu heilen.

Der Film "Krankenhäuser schließen - Leben retten?" beginnt bei den Sorgen der Bürger, die um ihre Kliniken bangen, und enthüllt Stück für Stück anhand von Patientenschicksalen, wie trügerisch die Sicherheit in dem kleinen gemütlichen Krankenhaus um die Ecke ist. Er macht deutlich, dass die Kliniklandschaft im vermeintlich besten Gesundheitssystem der Welt buchstäblich keinen Plan hat. Sie ist nicht das Ergebnis sachorientierter Entscheidungen, sondern Produkt eines zerstörerischen Konkurrenzkampfes, aus dem sich die Politik längst zurückgezogen hat. Das bezahlen Patienten mit ihrem Leben.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 15.07.2019 um 20:15 Uhr auf Das Erste.

15.07.2019
20:15
Livestream
Audio-Format:stereo
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Audio-Beschreibung: nein
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HDTV: ja
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Gesundheit/Medizin, Wirtschaft
Alternative Ausstrahlungstermine:
15.07.2019 20:15 Uhr Das Erste