KlassiXS - die großen Dramen in jungen Kurzfilmen (2/3)

Dreck

Nach dem Theaterstück "Dreck" von Robert Schneider
Kurzfilm, Deutschland 2019
29min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

In einer Zusammenarbeit von 3sat und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf schuf Regisseur Ali Tamim einen Film zum Thema "Macht und Hierarchien in der dramatischen Weltliteratur".

Das Theaterstück "Dreck" von Robert Schneider dient als Grundlage für den gleichnamigen Kurzfilm. Die Geschichte handelt von dem jungen Iraker Sad, einem Einwanderer. Er spricht in einem Monolog von sich und seiner Heimat, Erinnerungen, Träumen und Hoffnungen.

Der 20-jährige Iraker Sad sitzt in Deutschland in Abschiebehaft. Um sich zu behaupten, verfällt er in einen Monolog. Er redet und redet und präsentiert dem Zuschauer einen Zerrspiegel der Ausländerfeindlichkeit - mit ungewöhnlichen Ansätzen und einer gänzlich anderen Perspektive. Der illegale Einwanderer vermischt seine Schimpftiraden mit kurzen, sentimentalen Erinnerungen an seine Heimat.

Der Film zeigt Macht aus zweierlei Perspektiven: zunächst die Macht der sich überlegen fühlenden Menschen gegenüber den Eingewanderten, die diese Macht benutzen, um zu demütigen. Weniger offensichtlich, doch nicht weniger schmerzhaft, dann auch die kalten Mechanismen einer Bürokratie, in der man nur Sicherheit findet, wenn man beweisen kann, dass man woanders erschossen würde.

Der Schriftsteller Robert Schneider, Autor des berühmten Romans "Schlafes Bruder", hat mit dem Iraker Sad eine verblüffende Figur geschaffen. Verblüffend, weil der Leser, die heutzutage weithin verbreiteten Vorurteile aus dem Munde des potenziellen Opfers hört. Zweifelsohne hat sich Sad die Anschuldigungen zur Genüge anhören müssen, er spürt die Ablehnung und fürchtet sich vor Gewalt. Das Stück "Dreck" aus dem Jahr 1991 ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und zeigt auf bedrückende Weise, was Nationalismus und Diskriminierung mit einer Menschenseele machen kann - ein Thema, das heute aktueller ist denn je.

Regisseur Ali Tamim hat auf dieser Grundlage einen bedrückend-emotionalen Kurzfilm geschaffen, der die Unsicherheiten und Ängste vor einer drohenden Abschiebung eindrucksvoll vor Augen führt. Der Film lebt durch und von seinem Darsteller Steven Sowah, der die Figur des Sad mit erschütternder Authentizität verkörpert.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 16.11.2019 um 23:06 Uhr auf 3sat.

16.11.2019
23:06
Regie:Ali Tamim
Art:Kurzfilm
Kategorie:Spielfilm
Erstsendung: 3sat
Alternative Ausstrahlungstermine:
16.11.2019 23:06 Uhr 3sat