Das Rote Erbe - Künstler und die sozialistische Vergangenheit

Protest auf Ruinen: Bulgarien - Thema: 30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Bulgarien ist das ärmste EU-Mitglied, der Alltag wird immer noch dominiert von Korruption, Armut und dem langen Arm Russlands. Dagegen revoltiert eine junge Kunstszene. Sie fordert die überfällige Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Erbe. Als Bühne dafür dienen oft die allgegenwärtigen Monumente der kommunistischen Ära.
Der Fotograf Nikola Mihov dokumentiert in seinem Projekt "Forget Your Past" eben diese Relikte einer komplexen Vergangenheit. Die Dokumentation begleitet außerdem die Street-Artists von Destructive Creation, die in nächtlichen Guerilla-Aktionen den sowjetischen Giga-Skulpturen einen neuen Look verpassen. Und die Filmemacherin Diana Ivanova hat in Archiven Belege für die andauernde Macht der alten Herrscher entdeckt und bringt in ihrem jährlichen Goatmilk-Festival Künstler und Einheimische zusammen, um über das Vergangene zu sprechen.
30 Jahre nach dem Mauerfall wird in den ehemaligen Ländern des Ostblocks die Erinnerung an den Kommunismus offiziell eher verdrängt. Ganz anders die Künstler, sie setzen sich mit dem sozialistischen Erbe auseinander, legen den Finger in die Wunden, loten Unausgesprochenes aus, spüren verlorenen Sehnsüchten nach und spiegeln damit auch die Vielfalt der Umwandlungsprozesse in ihren Heimatländern wider.
Dokumentationsreihe Deutschland 2019

* Thema: 30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs

Nachdem Ost und West jahrzehntelang geteilt und im Kalten Krieg von einer Politik der Abgrenzung geprägt waren, nimmt das lange unmöglich Geglaubte zunehmend Gestalt an. In den 80er Jahren bekommt der Eiserne Vorhang erste Löcher und auch die Risse in der Berliner Mauer sind kurz darauf nicht mehr zu leugnen.
"Habt keine Angst!", ruft Johannes Paul II. Er gibt schon 1979 in Polen einen entscheidenden Anstoß für die bevorstehenden Umbrüche. In Warschau finden sich Abend für Abend Menschen an den Blumenkreuzen zusammen und singen für die Freiheit ("Solidarnosc - Der Mauerfall begann in Polen"). Der Pianist Vladimir Horowitz reist nach 61 Jahren im Exil erstmals wieder nach Russland. Obwohl nur ein einziges Plakat dafür wirbt, erscheinen Massen zu seinem legendären Konzert ("Sternstunden der Musik - Vladimir Horowitz - Das Moskau-Konzert (1986)").
Es ist die Zeit, in der Michail Gorbatschow die Weichen für den Wandel stellt ("Gorbatschow - Eine Begegnung"). Während im Palast der Republik der 40. Geburtstag der DDR gefeiert wird, entdeckt das Volk die eigene Kraft ("Palast der Gespenster - Der letzte Jahrestag der DDR"). Wenige Tage nach dem Mauerfall spielen die Berliner Philharmoniker ein symbolträchtiges Konzert für beide Teile der lange gespaltenen Stadt, das inzwischen selbst historischen Rang hat ("Sternstunden der Musik - Das Mauerfallkonzert: Berliner Philharmoniker (12.11.89)").
Im Folgejahr findet mit "Roger Waters - The Wall - Live in Berlin" eine spektakuläre Performance auf der innerdeutschen Grenze statt, die kurz zuvor noch unüberwindbar schien und für viele zur Todesfalle wurde ("Berlin - oder: Die Kunst der Flucht"). "Sonnenallee", "Das Leben der Anderen" und "Himmel ohne Sterne" greifen die deutsche Teilung, Unterdrückung und Flucht ebenso auf wie Umbruch, Mut und Zuversicht. 1989 weht der "Wind of Change" die Angst davon - und bringt die Freiheit.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 20.10.2019 um 16:25 Uhr auf arte.