Im Keller

Dokumentation Österreich 2014

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ulrich Seidls Film handelt von Menschen und Kellern und was Menschen in ihren Kellern in der Freizeit tun. Der Film handelt von Obsessionen. Der Film handelt von Blasmusik und Opernarien, von teuren Möbeln und billigen Herrenwitzen. Von Sexualität und Schussbereitschaft, Fitness und Faschismus, Peitschenschlägen und Puppen.


Der Film führt uns in den Keller, unter die Oberfläche, in die Abgründe der menschlichen Existenz. Dort unten können die Männer, Familienväter, Hausfrauen, Ehepaare sein, wie sie sein wollen. Dort unten gehen sie ihren Bedürfnissen nach, ihren Hobbys, Leidenschaften und Obsessionen. Der Keller ist ein Ort der Freizeit und der Privatsphäre, aber auch ein Ort des Unterbewussten, der Dunkelheit und der Angst.

Die Menschen im Film sind grundverschieden: Ein Mann wollte Opernsänger werden. Jetzt betreibt er einen Schießkeller und bringt Menschen das Schießen bei. Das ist Herr Lang, der "O sole mio" singt und mächtig stolz ist auf sein hohes C.

Da ist Frau Alfreda Klebinger, eine verheiratete Frau. Sie ist über 50 und geht mehrmals täglich in ihren Keller in ihrem Wohnhaus. Sie geht im Schlafrock vier Stockwerke hinunter, sperrt auf und sperrt sich dann wieder ein. Sie holt eine verblüffend echt aussehende Babypuppe aus einem Karton und spielt "Mutter". Ihr Ehemann weiß nicht, was sie dort unten tut.

Ein Mann bläst in der örtlichen Musikkapelle. Er trinkt viel und gerne mit Gästen in seinem Keller. Umgeben von nationalsozialistischen Memorabilien, staubt der Hobby-Nazi sein schönstes Hochzeitsgeschenk ab, das er von seinen Kameraden einst bekommen hat. Ein großes Hitlerbild. Das ist Herr Josef Ochs, er wohnt im Burgenland. Und dann sind da noch die anderen …

Für Seidel sind die Keller seiner Landsleute metaphorische Orte abgründiger Regungen und Triebe. Orte für Sex, Gewalt, Unterwerfung und Dominanz. Nach seiner großangelegten "Paradies-Trilogie" kehrt Ulrich Seidl zur dokumentarischen Form zurück. Er bezeichnet sich selbst als Voyeur, Zyniker, Sozialpornograf und Menschenverächter. Mit den für ihn typischen Tableaus tritt "Im Keller" den Beweis dafür an: Für Seidl sind die Keller seiner Landsleute metaphorische Orte abgründiger Regungen und Triebe. Eine beklemmende Nachtfahrt mit Sex, Gewalt, Unterwerfung und Dominanz durch das Souterrain österreichischer Seelen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 29.11.2019 um 00:40 Uhr auf arte.

29.11.2019
00:40
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1574984400
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag
Alternative Ausstrahlungstermine:
29.11.2019 00:40 Uhr arte
24.11.2018 00:26 Uhr 3sat
16.07.2016 01:15 Uhr arte