Die Babyfabrik von Manila

Dokumentation Philippinen 2017 - Schwerpunkt: Mitten im Leben

Quelle: Pressebild (tvdirekt)
Quelle: Pressebild (tvdirekt)

Ein öffentliches Krankenhaus in Manila beherbergt eine der größten Geburtsstationen der Welt. Sie ist Rettungsanker für werdende Mütter, die ihr Leben am äußersten sozialen Rand der Gesellschaft verbringen. Täglich werden hier bis zu 100 Babys geboren. "Die Babyfabrik von Manila" folgt drei Frauen während ihres Aufenthalts inmitten Hunderter anderer.

In der Tradition des Cinéma Vérité verzichtet Regisseurin Ramona S. Diaz auf jegliche Interviews und beobachtet mit der Kamera das bloße Geschehen. Hautnah erlebt der Zuschauer die Körper, die Emotionen und die drückende Hitze auf der Geburtsstation.


Die Notaufnahme der Entbindungsstation in Manila ist eine der überfülltesten der Welt. Sie zählt im Schnitt 60 Geburten pro Tag; manchmal bis zu 100. Die Gänge stehen voller Betten, die sich zwei Frauen teilen müssen. Manchmal entbinden sie ohne den "Luxus" des Kreißsaals. Nach der Entbindung werden alle Frauen in einen riesigen, schwülen Raum gebracht, in dem Buch geführt wird: Heute sind es 150 Mütter und 115 Babys.

Die Geburtsstation gleicht einer Fabrik: überfüllte Flure und Doppelbelegungen von Betten zur Bewältigung des Geburtenansturms, Informationsvermittlung durch Mikrofonansagen, Besuchszeiten als logistisches Großunterfangen. Ein Baby geht verloren, taucht wieder auf. Der Ton, der in dem Massenbetrieb herrscht, ist rüde. Wer mit dem Stillen nicht zurechtkommt, bittet eine andere Frau um Hilfe.

Viele Mütter sind sehr jung und wirken verloren; sie gehorchen blind ihren eigenen Müttern. Meist befehlen ihnen diese, die von der Familienberatung angebotenen Verhütungsmittel abzulehnen - selbst wenn ihre Familie eigentlich zu arm ist, um noch mehr Kinder zu ernähren. Oft kann noch nicht einmal der Kindesvater zu Besuch kommen, weil er sich den Bus nicht leisten kann.

Die Dokumentation liefert vielschichtige Einblicke in die philippinische Gesellschaft, die von tief verankertem Katholizismus geprägt ist - 86 Prozent der Bevölkerung sind katholisch -, von der Ohnmacht der Armen und einer Geburtenexplosion. In der Tradition des Cinéma Vérité verzichtet Regisseurin Ramona S. Diaz auf jegliche Interviews und beobachtet mit der Kamera das bloße Geschehen. Hautnah erlebt der Zuschauer die Körper, die Emotionen und die drückende Hitze auf der Geburtsstation; der Zuschauer der Dokumentation ist wie die Patientinnen und das Personal dem realen Geräuschpegel ausgesetzt. Eindringlich dokumentiert die Kamera alle Beteiligten - Mütter, Krankenschwestern, Ärzte, Besucher - ohne Filter und ohne Tabu. Die Dokumentation der philippinischen Regisseurin Ramona S. Diaz lief auf der 67. Berlinale in der Sektion "Forum" und gewann 2017 beim Sundance Film Festival den Spezialpreis der Jury.

* Schwerpunkt: Mitten im Leben - Der Dokumentarfilm-Sommer auf ARTE
Auch wenn die Covid-19-Krise im Sommer 2020 weiterhin das aktuelle Geschehen bestimmen wird, so gibt es doch auch andere Themen, die unseren Alltag prägen und mit denen sich die Gesellschaften in Europa immer wieder beschäftigen. Vom 17. Juni bis zum 26. August, jeweils mittwochs, zeigt ARTE eine Reihe von bewegenden, gesellschaftsrelevanten Dokumentarfilmen, die zur Debatte anregen und gleichzeitig starke Gefühle vermitteln. Die Filme thematisieren unter anderem das Verhältnis von Frauen zu ihrem Körper, Adoption, Kinderhandel in Europa, Clan-Kriminalität in Deutschland, Mediation in der Justiz, den Kampf gegen Anorexie und die Forderung auf das Recht nach Sterbehilfe.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 01.07.2020 um 22:50 Uhr auf Arte.

01.07.2020
22:50
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1593636600
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Philippinen, Menschen im Alltag, Gesundheit/Medizin
Alternative Ausstrahlungstermine:
01.07.2020 22:50 Uhr Arte
25.09.2018 21:45 Uhr arte