Endstation Bad Kleinen

Vom Versagen deutscher Sicherheitsorgane

Deutschland im Sommer 1993. Die Bundesrepublik erlebte einen ungewöhnlichen und alarmierenden Krisenzustand: Der Bundesinnenminister trat zurück, der Generalbundesanwalt wurde des Amtes enthoben und auch im Bundeskriminalamt wurden hohe Beamte zwangsversetzt. Warum? Was war passiert?
Die Filmemacherin Anne Kauth hat die Ereignisse von Bad Kleinen minutiös recherchiert und die Beteiligten dazu befragt. So wurde die Geschichte der dramatischen Polizeiaktion am Provinzbahnhof von Bad Kleinen nachvollziehbar. Sie zeigte ein folgenreiches Kompetenzgerangel zwischen Staatsschutz und Strafverfolgungsbehörden.


Deutschland im Sommer 1993. Die Bundesrepublik erlebte einen ungewöhnlichen und alarmierenden Krisenzustand: Der Bundesinnenminister trat zurück, der Generalbundesanwalt wurde des Amtes enthoben und auch im Bundeskriminalamt wurden hohe Beamte zwangsversetzt. Warum? Was war passiert?

In Bad Kleinen, einem 3.500-Seelen-Nest in Mecklenburg-Vorpommern, im Nord-Osten der Republik, hat unter der Leitung des Bundeskriminalamtes am 27. Juni 1993 ein Kommando der Spezialeinheit GSG9 in einer spektakulären Aktion die Tunnelunterführung des Bahnhofs gestürmt. Der Auftrag: Die Festnahme der beiden mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld. Das wäre ein wichtiger Erfolg im seit Jahren ohne sichtbares Ergebnis geführten Kampf gegen die RAF gewesen. Aber: Der Zugriff lief aus dem Ruder. Am Ende des Tages waren zwei Menschen tot: Grams und der GSG9-Beamte Newrzella.

Die Ermittlungen gestalteten sich chaotisch, steckten voller Pannen, die Informationspolitik der Sicherheitsbehörden war widersprüchlich und lückenhaft. Das Gerücht wurde laut, ein GSG9-Beamter habe den wehrlosen Grams erschossen. Den Ermittlungsbehörden wurde vorgeworfen, diese Exekution vertuscht zu haben. Der Rechtsstaat der Bundesrepublik schien in seinen Grundfesten erschüttert. Erst Tage später legten die Ermittlungsbehörden die Fakten auf den Tisch: Dreh und Angelpunkt der Aktion von Bad Kleinen war ein V-Mann, den der Verfassungsschutz Rheinland Pfalz in die RAF eingeschleust hatte. Seine Anwesenheit hatte den Zugriff beeinflusst, seine Existenz die katastrophale Informationspolitik geprägt. Es blieb umstritten, wie es zum Tod von Wolfgang Grams gekommen war.

Die Filmemacherin Anne Kauth hat die Ereignisse von Bad Kleinen, ihre Vorgeschichte und ihre Folgen minutiös recherchiert und die Beteiligten dazu befragt. Fast alle damals Verantwortlichen berichteten für diese Dokumentation in erstaunlicher Offenheit über Abläufe und Entscheidungen hinter den Kulissen. So wurde die Geschichte der dramatischen Polizeiaktion am Provinzbahnhof von Bad Kleinen nachvollziehbar. Sie zeigte ein folgenreiches Kompetenzgerangel zwischen Staatsschutz und Strafverfolgungsbehörden. Film von Anne Kauth

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 15.07.2020 um 01:25 Uhr auf tagesschau24.

15.07.2020
01:25
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Politik, Recht/Justiz, Rückblick
Alternative Ausstrahlungstermine:
09.02.2022 09:00 Uhr HR
26.07.2020 04:02 Uhr tagesschau24
15.07.2020 01:25 Uhr tagesschau24
16.05.2020 22:35 Uhr tagesschau24
08.11.2016 02:25 Uhr arte