Toni Morrison - Amerikas Gewissen

Dokumentation Frankreich 2020

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die im letzten Jahr verstorbene afroamerikanische Schriftstellerin Toni Morrison hinterlässt ein Werk von großer gesellschaftspolitischer Sprengkraft. Ihr Thema: die rassistische Gewalt, die die USA gerade heute wieder in erschreckendem Maße erschüttert. Als erste Schwarze erhielt sie 1993 für ihr mutiges literarisch-politisches Engagement den Literaturnobelpreis. Ausgehend von ihrem berühmtesten Roman "Menschenkind", mit dem sie vor mehr als 30 Jahren historisch-politische Tabus eines ganzen Landes brach, zeichnet dieser Film ein einfühlsames Porträt dieser großen Erzählerin und Grande Dame der afroamerikanischen Kultur.


Es vergeht keine Woche ohne Schlagzeilen über die USA, in denen sich die Zerrissenheit der amerikanischen Gesellschaft widerspiegelt. Während Donald Trump Wahlkampf für eine zweite Amtszeit macht und das Land von rassistischer Gewalt erschüttert wird, sind die Bücher von Toni Morrison aktueller denn je. 1993 erhielt die im letzten Jahr verstorbene Schriftstellerin als erste Afroamerikanerin den Literaturnobelpreis. Sie habe "den Afroamerikanern Stück für Stück ihre Geschichte zurückgegeben", so die schwedische Akademie. 50 Jahre lang prangerte sie die nachhaltige Wirkung der "Color Line" an, der scharfen Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß.
Morrisons Roman "Menschenkind", ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis, schlug bei seinem Erscheinen 1987 ein wie eine Bombe: Zum ersten Mal wagte es eine schwarze Autorin, über die Sklaverei als Fundament der US-amerikanischen Gesellschaft zu erzählen. Das Buch, das auf der wahren Geschichte von Margaret Garner beruht, brach mit den Tabus eines ganzen Landes. Es schildert das Seelenleben der entflohenen Sklavin Sethe, die ihrer kleinen Tochter die Kehle durchschneidet, um sie vor einem Leben in Sklaverei zu bewahren, und später von deren Geist heimgesucht wird.
Toni Morrison beschreibt darin die körperlichen und psychischen Wunden ihrer Protagonistin: verdrängte Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Mit "Menschenkind" rüttelte Toni Morrison ihre Landsleute auf und zwang sie, sich der Gewalt gegen ethnische Minderheiten zu stellen. Eine prägende Erfahrung nicht nur für die Autorin, sondern für eine ganze Generation. Toni Morrison: "Es ging weniger darum, mir eine neue Identität zu erschaffen, als vielmehr, wieder ich selbst zu werden - indem ich zu den Ursprüngen zurückkehrte und das Grauen dieser vergangenen Jahrhunderte benannte." Nachdem "Menschenkind" den Weg geebnet hatte, konnten sich weitere afroamerikanische Stimmen Gehör verschafften.

Die Dokumentation nimmt Toni Morrisons berühmtesten Roman als roten Faden und geht in Gesprächen mit Schriftstellern, Aktivisten und Historikern der Frage nach, wie ihr Werk in den USA von heute nachhallt.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 04.11.2020 um 22:05 Uhr auf arte.

04.11.2020
22:05
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1604523900
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Porträt/Biografie, USA,
Alternative Ausstrahlungstermine:
04.04.2023 05:20 Uhr arte
08.03.2023 13:40 Uhr SRF 2
04.11.2020 22:10 Uhr arte
04.11.2020 22:05 Uhr arte