corona nachgehakt

Welche Teststrategie ist jetzt sinnvoll?

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Julia Grimm spricht mit Prof. Clara Lehmann, Leiterin der Infektionsambulanz Universitätsklinik Köln.


Testen ist wichtiger Bestandteil der Pandemie-Bekämpfung, denn durch die Corona-Tests kann schnell und präzise erfasst werden, wie sich die aktuelle Lage verändert. Dies ist nötig, um Infektionsketten zu unterbrechen und das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen. Die Testkapazitäten in Deutschland wurden seit März kontinuierlich erweitert und sind auch im internationalen Vergleich hoch. Inzwischen können wöchentlich über eine Million PCR-Tests in mehr als 200 Laboren ausgewertet werden. Zu Engpässen kann es nur dann kommen, wenn in einer Region mehr getestet werden muss.

Wer wird getestet?

Wer getestet wird und wer nicht, entscheiden gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts die Ärzte. Aktuell werden in Deutschland Menschen auf SARS-CoV-2 getestet, die typische, grippeähnliche Symptome zeigen und zudem…

… in den letzten zwei Wochen Kontakt zu einer infizierten Person hatten.

… mindestens eine Vorerkrankung haben oder sich derzeitige Atemwegsbeschwerden verschlimmern, beispielsweise durch Fieber.

… durch Arbeit oder Ehrenamt Kontakt zu Menschen haben, die ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Covid-19 haben.

Reiserückkehrer

Reiserückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet sich beim zuständigen Gesundheitsamt zu melden und sich in zweiwöchige häusliche Quarantäne zu begeben. Zudem gilt seit dem 8. August 2020 eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten. Dieser Test muss innerhalb von zehn Tagen nach der Einreise durchgeführt werden. Alternativ ist es auch möglich, sich höchstens 48 Stunden vor der Abreise im Ausland testen zu lassen. Welche Länder oder Regionen zu den Risikogebieten gehören entscheidet das RKI. Bei einem positiven Testergebnis ist die betroffene Person aufgefordert, sich für zehn Tage in Isolierung zu begeben. Ein negatives Testergebnis führt in den meisten Ländern dazu, dass keine häusliche Quarantäne mehr erforderlich ist. Da ein negatives Testergebnis immer nur eine Momentaufnahme darstellen kann, ist eine Wiederholung des Tests innerhalb von fünf bis sieben Tagen sinnvoll. In bestimmten Ländern ist dieser sogar vorgeschrieben. Die Möglichkeit sich als Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten kostenlosen testen zu lassen, ist seit dem 15. September nicht mehr möglich.

Funktionsprinzip des PCR-Tests

Um eine Infektion nachzuweisen, werden Abstriche aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnommen. Mit dem sogenannten PCR-Test werden bestimmte Bereiche der RNA des Virus nach einer bestimmten Gensequenz untersucht. Wenn diese gefunden wird, fällt der Test positiv aus. Es gilt jedoch: Je mehr Gene untersucht werden, desto genauer ist der Test. Der gesamte Prozess vom Abstrich bis zum Testergebnisses dauert insgesamt 24 bis 48 Stunden. Daher zeigen die aktuellen Infektionszahlen, auch immer die Ergebnisse von vor ein bis zwei Tagen.

Meist fallen die Tests negativ aus und die getesteten Personen haben eine gewöhnliche Erkältung oder Grippe. Selbst auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie in Deutschland waren nur etwa sechs bis neun Prozent aller Testergebnisse positiv. Trotzdem gilt, dass sich Personen mit entsprechenden Symptomen in eine freiwillige Quarantäne begeben sollten.

Der häufigste Grund für falsche Testergebnisse sind menschliche Fehler. Es ist wichtig, wo die Abstriche entnommen werden, aus dem Rachenbereich, aus der Nase oder aus dem unteren Atemwegsbereich, und dass genug Material mit dem Wattestäbchen gesammelt wurde. Zudem müssen die Proben ordnungsgemäß gelagert oder transportiert werden. Dennoch gilt: Kein Test ist fehlerfrei und die Testergebnisse können manchmal einfach falsch sein. Wozu dienen Antikörper-Tests?

Einen Hinweis darauf, wie viele Menschen sich bereits mit dem Coronavirus infiziert haben, könnte der Tests auf Antikörper liefern. Wie der Name vermuten lässt, weist dieser Antikörper im Blut nach. Zu Beginn der Pandemie wurden große Hoffnung in Antikörper-Studien gesetzt. Nun zeigt sich jedoch, dass Infizierte ohne Krankheitssymptome teilweise gar keine Antikörper mehr aufweisen können.

Wie sinnvoll sind Schnelltests?

Den regulären PCR-Test zu beschleunigen ist sinnvoll, denn er ist genauer, als der Antigen-Schnelltest. Mit einem neuen kommerzieller Test können bereits an einem 8-Stunden-Arbeitstag mehr als 1.000 Tests und im 24-Stunden-Betrieb bis zu 4.000 Tests durchgeführt werden. Gerade für Schulen könnten Schnelltests deshalb sinnvoll sein.

Der Antigen-Test untersucht Proben auf Antigene, also auf Bestandteile des Virus. Der Test funktioniert mit Speichelproben und ist schnell, günstig und einfach zu handhaben. Allerdings ist dieses Testverfahren auch weniger zuverlässig. Es bietet sich an um Infizierte früher zu finden.

Massentests

Massentests sind laut RKI nach aktueller Ansicht nicht sinnvoll. Werden Tests ohne konkreten Anlass durchgeführt, kann dies zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen. Außerdem erhöhen präventive Testen das Risiko falsch-positiver Ergebnisse und belastet die vorhandene Testkapazität. Das RKI setzt daher auf gezielte Tests.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 25.10.2020 um 13:45 Uhr auf phoenix.