corona nachgehakt

Wie läuft die Intensivversorgung?

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die zweite Welle rollt über Deutschland und die Welt. Mit hohen Infektionszahlen. Was bedeutet das für die Situation in den Krankenhäusern? Nachdem das deutsche Gesundheitssystem die Lage im Frühjahr gut im Griff hatte, sieht Professor Christian Karagiannidis die zweite Welle kritischer. "Das Hauptproblem sind die Pflegekräfte", hier stehe die Ampel auf gelb. Nur mit größter Mühe könne bereits jetzt in den Coronaballungszentren wie Köln oder Berlin ein Intensivplatz für bedürftige Patienten gefunden werden, so der Intensivmediziner. "Es sind in der zweiten Welle tatsächlich mehr Patienten, als wir erwartet haben."


"Wir sind in Köln hier schon auf der Stufe Gelb!" Die zweite Corona-Welle trifft die Intensivstationen stärker als erwartet, erklärt Professor Christian Karagiannidis, Sprecher der deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-und Notfallmedizin (DIVI) und Lungenfacharzt in Köln in corona nachgehakt. Der bekannte Pflegepersonalmangel führe dazu, dass es auf den Intensivstationen schon jetzt zu enormen Mehrbelastungen kommt.

Die zweite Welle rollt über Deutschland und die Welt. Mit hohen Infektionszahlen. Was bedeutet das für die Situation in den Krankenhäusern? Nachdem das deutsche Gesundheitssystem die Lage im Frühjahr gut im Griff hatte, sieht Professor Christian Karagiannidis die zweite Welle kritischer. "Das Hauptproblem sind die Pflegekräfte", hier stehe die Ampel auf gelb. Schon vor Corona war das ein Problem, jetzt werden die Defizite sichtbar. Es wäre fatal, jetzt auf den Impfstoff zu spekulieren und die Situation in der Pflege auszusitzen. Nur mit größter Mühe könne bereits jetzt in den Coronaballungszentren wie Köln oder Berlin ein Intensivplatz für bedürftige Patienten gefunden werden, so der Intensivmediziner. "Es sind in der zweiten Welle tatsächlich mehr Patienten, als wir erwartet haben."
Lockdown-Light hat einen Effekt

Auf den Intensivstationen könne man erst nach acht bis zehn Tagen die Entwicklung der Pandemie erkennen, erklärt Karagiannidis. Aber "Hätte es den Lockdown-Light nicht gegeben, bin ich mir sicher, dass wir ziemlich nah an unseren Kapazitätsgrenzen wären.", sagt er. Er ist sich auch sicher, dass man die Infektionslast nicht wieder komplett drücken könne. Wichtig sei eine konstante und nicht exponenziell steigende Zahl von Infizierten auf den Intensivstationen, damit das Pflegepersonal damit umgehen könne. Grundsätzlich fällt auf, dass momentan viele Intensivbetten belegt sind, in den meisten Bundesländern sind aber zwischen 13 und 32 Prozent der Betten noch frei.

Nur Applaus reicht nicht
Viele Pflegekräfte sind dankbar für den öffentlichen Zuspruch, den sie für ihre Arbeit bekommen haben, die meisten hätten sich aber auch eine schnelle Vergütung für den hohen Einsatz gewünscht. Die Politik könnte mit einer unbürokratischen finanziellen Entschädigung für das Pflegepersonal helfen. Wichtig wäre auch eine Art Masterplan, mit dem man durch die nächsten Monate kommt. So könne gewährleistet werden, dass das Pflegepersonal auch nach der Pandemie erhalten bleibt, erklärt Karagiannidis.

Am 11. Und 12. November fand der Deutsche Pflegetag statt. Die Bundespflegekammer hat zu diesem Anlass fünf zentrale Forderungen gestellt: Der Schutz der Gesundheit des Pflegepersonals muss gewährleistet sein und es braucht klare Besuchsregelungen. Außerdem wird eine angemessene Bezahlung gefordert und eine gute Versorgung im ländlichen Raum.

Vergleich zur ersten Welle
Im Vergleich zur ersten Welle Anfang des Jahres sieht der Lungenfacharzt bisher keine signifikanten symptomatischen Unterschiede bei den Patienten. Aber die Medizin und das Personal haben aus der ersten Welle gelernt und können nun die Menschen besser versorgen. In der zweiten Welle ist es zudem fundamental wichtig, das eigene Personal zu schützen, damit dieses nicht ausfällt.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 03.12.2020 um 14:45 Uhr auf phoenix.