Kreativ aus der Krise - Wie Gastronomen ums Überleben kämpfen

Wie Gastronomen ums Überleben kämpfen

Die Reporter*innen Susanne Babila, Heiner und Ingo Behring und Jürgen Schmidt haben Gastwirt*innen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über mehrere Monate begleitet. Dabei konnten sie beobachten, wie die Coronakrise die Gastronomie im Land verändert hat.


Die Reporter*innen Susanne Babila, Heiner und Ingo Behring und Jürgen Schmidt haben Gastwirt*innen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über mehrere Monate begleitet. Dabei konnten sie beobachten, wie die Coronakrise die Gastronomie im Land verändert hat.

Daiana Neher schwärmt von den vielen neuen Kneipensitzplätzen in den Mainzer Gassen, Corona machts möglich. Sie lebt autolos glücklich und fährt - als "Velofee" -mit ihrer Fahrradrikscha Kundschaft in die Weinbars der Stadt. Hauptberuflich ist Neher OP-Schwester in der Uniklinik, hat die ganze Zeit das Leid in der Klinik hautnah mitbekommen. Rikscha fahren ist für sie der Ausgleich dazu. Sie besucht Mainzer Lokale, die jetzt nach dem Lockdown versuchen, mit erweiterter Außenbestuhlung wieder Geld reinzuholen. Die Macher der Weinbar "Onkel Oskar" haben bislang etwa 100.000 Euro verloren. Trotzdem war Sven Weisheit kreativ, hat Online-Wine-Tastings und Online-Musik-Events gemacht oder für die Aktion "Essen für Helden" gekocht. Mittlerweile freut er sich auch über den vergrößerten Außenbereich für "Onkel Oskar". Ob das aber am Jahresende reicht, um die Ausnahmeausfälle auszugleichen? Viele der Mainzer Kneipen- und Restaurantbesitzer*innen haben Angst vor einer "zweiten Welle". Werden sie das Jahr überleben?

Ob Pizzabäcker, syrisch-libanesisches Restaurant oder Eiscafé: Viele Gastwirt*innen haben Menschen, denen es während des Lockdowns noch schlechter ging, geholfen. Jetzt müssen sie selbst ums Überleben kämpfen. Dennoch: Pizzeria-Betreiber Fabio Grosso und Hanna Esak, Inhaber eines syrisch-libanesischen Restaurants in Karlsruhe, halten an ihrem Engagement für Arme und Bedürftige fest. Als sie im Frühjahr ihre Restaurants schließen mussten, kochten sie für Obdachlose oder lieferten älteren Menschen und Student*innen kostenlos einfache Gerichte. Da der Betrieb jetzt wieder läuft und sie weniger Zeit haben, machen sie mit der Karlsruher Initiative "#seimensch" gemeinsame Sache, die vor der Liebfrauenkirche in der Südstadt Lebensmittel und warme Gerichte an Bedürftige ausgibt. Das Engagement bereichere sie, sagen die Gastronomen. Aber werden sie in Zukunft beides bewältigen - die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und ihr Engagement für Menschen in Not?

In der Küche von Sternekoch Sascha Weiss aus der "Wolfshöhle" ist nichts mehr, wie es mal war. Mit großer Energie und vielen Ideen haben er und sein Team der Corona-Krise und dem Lockdown zu trotzen versucht - aber dann hat der Körper nicht mehr mitgespielt: Vor wenigen Wochen erlitt Sascha Weiss einen schweren Herzinfarkt. Es war doch alles zu viel, so scheint es. Inzwischen ist der erfolgreiche Sternekoch in der Reha, aber an Kochen ist derzeit nicht zu denken. Was passiert nun mit der "Wolfshöhle"? Alle Hoffnungen ruhen nun auf Saschas Frau, Manuela. Sie leitet das Sternerestaurant in der Altstadt erst einmal allein, so lange, bis Sascha hoffentlich wieder zurückkehren wird. Gemeinsam mit ihrer Koch- und Service-Mannschaft muss sie nicht nur Hygienekonzepte und Abstandsregeln in den Griff bekommen, sondern auch den Ausfall des Chefs - eine mehr als doppelte Bürde.

Winzer Alexander Bauer macht sich große Sorgen um seinen Familienbetrieb. Der studierte Weinbauer übernahm 2015 das Weingut von seinen Eltern. Noch vor einem Jahr setzte der 39-Jährige ein Zeichen in die Zukunft und eröffnete ein modernes Gästehaus. Eine Millionen-Investition. Nur wenige Monate später kam der Lockdown. Rund eintausend Gäste stornierten, und auch die "Besenwirtschaft" musste erstmal geschlossen werden. In der Not hat Alexander Bauer mit Genehmigung der Stadt auf den ehemaligen Parkplätzen seines Weinguts einen "Sommerbesen" eingerichtet. Momentan läuft es, denn das Wetter ist gut, und viele machen wegen Corona auch in der Gegend Urlaub, doch ein zweiter Lockdown wäre schwer zu verkraften. Film von Susanne Babila, Ingo Behring, Heiner Behring und Jürgen Schmidt

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 28.11.2020 um 09:15 Uhr auf tagesschau24.

28.11.2020
09:15
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag, Berufswelt
Alternative Ausstrahlungstermine:
28.11.2020 09:15 Uhr tagesschau24
21.11.2020 14:15 Uhr tagesschau24
17.11.2020 16:00 Uhr Phoenix
06.11.2020 02:15 Uhr SWR
06.11.2020 02:15 Uhr SWR Rheinland-Pfalz
06.11.2020 02:15 Uhr SR Fernsehen
06.11.2020 02:15 Uhr SR
05.11.2020 06:00 Uhr SR
04.11.2020 20:15 Uhr SR