Sunny? Solo für Renate Krößner

Film von Heike Sittner

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Vor 40 Jahren erscheint auf den DDR-Leinwänden eine Frau, mit der keiner gerechnet hat. Sängerin Ingrid Sommer genannt Sunny. Frech, selbstbewusst, auf der Suche nach dem individuellen großen Glück. Eine junge Frau, die ihren Job als Fabrikarbeiterin hinschmeißt, um Schlagersängerin zu werden. Sich mit dem biederen DDR-System nicht abfinden will. Der Film "Solo Sunny" und seine Botschaft sind eine Sensation. Soll doch im Sozialismus alles nach Plan verlaufen und jeder sich im Kollektiv einfügen.


Es ist die Rolle ihres Lebens. Unangepasst, aufreizend, kontrovers erscheint die bis dato relativ unbekannte Schauspielerin in ihrer Rolle "Sunny" auf der Leinwand. Dank der Ausdrucksstärke Renate Krößners und ihres unterschwelligen Trotzes wird der Film "Solo Sunny" zu einer Sensation in der späten DDR.

"Ich habe privat Punkte der Figur verteidigt, dass man nicht einer Masse hinter her rennen soll, sondern seinen eigenen Weg gehen soll, weil ich heute noch nicht glaube, dass alles recht sein soll, bloß weil es die Masse sagt", so Krößner 1995 in einem Interview.

Renate Krößner, die Regisseur Konrad Wolf für die Hauptrolle ausgewählt hat, wird mit "Sunny" zur Identifikationsfigur für eine ganze Generation. Gleichzeitig soll diese Rolle ihr ganzes Leben beeinflussen. "Die Unbequeme" betitelte die Ost-Presse schon bei zwei früheren Filmen Renate Krößners. Nun manifestiert sich ihr Ruf.

Einen Monat nach der Filmpremiere 1980 in Ostberlin wird "Solo Sunny" überraschend bei den Berliner Filmfestspielen in Westberlin mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet. Renate Krößner ist die erste DDR-Schauspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für sie ist es auch die erste "Westreise". Doch die internationale Anerkennung bringt der Schauspielerin in der DDR kein Glück: Sie bekommt plötzlich keine Rollen mehr und weiß nicht warum.

1983, nach quälenden Jahren des Stillstands, stellt Renate Krößner einen Ausreiseantrag. 1985 verlässt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Bernd Stegemann und Sohn Eugen die DDR. Bald kommen Angebote aus Film und Fernsehen. Ob die Anwaltsserie "Liebling Kreuzberg" oder ein "Tatort" mit Götz George - Renate Krößner ist zurück im Filmgeschäft und etabliert sich in den nächsten Jahrzehnten bundesweit als Charaktermimin in oft preisgekrönten Filmen.

Im Mai 2020 kurz nach ihrem 75. Geburtstag hat Renate Krößner den Kampf gegen den Krebs, den sie schon einmal erfolgreich besiegt hatte, verloren.

Zu Wort kommen: Ehemann Bernd Stegemann, Schauspieler Hermann Beyer und Winfried Glatzeder, Kameramann Eberhard Geick (Solo Sunny), Wolfgang Kohlhaase, Regisseur Hermann Zschoche, Hajo Gieß und die Journalistin Regine Sylvester.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 19.11.2020 um 23:10 Uhr auf MDR.

19.11.2020
23:10
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Porträt/Biografie, Kino
Alternative Ausstrahlungstermine:
08.02.2024 23:10 Uhr MDR
16.07.2023 22:00 Uhr MDR
19.11.2020 23:10 Uhr MDR